Ein Brookmerländer über Brookmerland: „Hier wird man gern alt!“

Von Keno Klaassen

Alfred Janssen gründete den Mühlenverein Upgant-Schott. Foto: Ute Bruns

Brookmerland Wer Alfred Janssen zuhört, merkt schnell: In der Samtgemeinde Brookmerland lebt es sich nicht nur gut – man lebt hier gern. Nicht wegen großer Worte oder spektakulärer Bauprojekte, sondern wegen der Menschen, dem Miteinander und der starken Vereinsstruktur. Und wenn es jemanden gibt, der das beurteilen kann, dann Janssen: Seit seiner Geburt lebt der heute 80-Jährige in seinem Haus in Upgant-Schott. „Hier bin ich geboren, und hier werde ich alt“, sagt er. Auch seine Familie war nie weit weg – die Janssens sind im Brookmerland verwurzelt, und das soll auch so bleiben, sagt er.

Das Vereinsleben kennt er ganz genau

Das Vereinsleben kennt der 80-Jährige nur zu gut. Er war 15 Jahre lang erster Vorsitzender bei TuRa Marienhafe, gründete 1991 den Mühlenverein Upgant-Schott, leitete den Heimatverein 30 Jahre lang als Vorsitzender, ist seit 47 Jahren Mitglied beim Theater und einer von 15 „Ehrenstörtebekern“ in Marienhafe. Seit 2018 ist er Marienhafer Türmer und führt Besuchergruppen durch die Kirche – auch internationale Gäste kommen nach Marienhafe, um die Kirche und ihre alte Orgel zu besichtigen.

In Brookmerland kommt nichts von oben

Eines der Highlights der Samtgemeinde sei der Zusammenhalt und die gegenseitige Unterstützung unter den Vereinen. „Wir haben sehr viele und sehr lebendige Vereine“, sagt der 80-Jährige. Der Anstoß für Veranstaltungen und Aktionen komme in der Regel aus den Vereinen selbst – „nicht von oben“, so Janssen. Das Engagement in der Samtgemeinde sei außergewöhnlich hoch. „Auswärtige und Zugezogene finden hier durch die vielfältigen Vereinsangebote schnell Anschluss.“ Und auch erfolgreiche Vereine hat die Samtgemeinde zu bieten – etwa die Handballsparte von TuRa Marienhafe. Und auch sonst sei der Sport ein großes Thema: „Alles wird hier angeboten“, sagt er – lediglich eine moderne Sportanlage fehle. Doch inzwischen ist sie in Planung. Die Samtgemeinde biete ebenfalls eine gute Einkaufsversorgung – dort gibt es fast alles, so Janssen. Natürlich steigere der Bahnhof auch die Attraktivität der Samtgemeinde.

Nur an einem fehlt es: Kultur

Auch die Anzahl der Mühlen innerhalb der Samtgemeinde sei etwas Besonderes. Mit der Leezdorfer Mühle und „seiner“ Upgant-Schotter Mühle gebe es noch sehr gut erhaltene Exemplare. Die Landschaft sei ohnehin noch sehr schön – doch Janssen sorgt sich, dass immer mehr Grünflächen bebaut werden.

Trotz aller Anerkennung äußert Janssen auch Kritik: Er vermisst kulturelle Angebote wie Konzerte. Auch werde im Tourismus seiner Meinung nach zu wenig unternommen. Wenn er im Kirchturm Führungen gibt und Besucher ihn fragen, was sie sonst noch erleben können, muss er oft überlegen. Außerdem wünscht er sich bessere Straßen – vor allem vernünftige Fahrradwege fehlen ihm.

Der Heimatcheck Ostfriesland ist ein Gemeinschaftsprojekt ostfriesischer Verlage mit freundlicher Unterstützung der EWE AG und der Ostfriesischen Landschaftlichen Brandkasse. Bis zum 27. April kann man unter www.heimatcheck-ostfriesland.de an der Umfrage teilnehmen.