Ein Lehrer aus Leidenschaft

Von Heidi Janssen

Ära geht zu Ende: Schulleiter Wolfgang Grätz in den Ruhestand verabschiedet

Norden Fast wären es seine letzten Worte an diesem Nachmittag gewesen: „Das war‘s“. Aber dann musste Wolfgang Grätz nach seiner Abschlussrede doch noch einmal zum Mikrofon greifen, um sich für den anhaltenden Applaus der Gäste, die sich dafür von ihren Plätzen erhoben hatten, zu bedanken.

Schulgemeinschaft, Schulträger sowie das Regionale Landesamt für Schule und Bildung Osnabrück verabschiedeten den Schulleiter des Ulrichsgymnasiums Norden gestern mit einer bewegenden Abschiedsfeier in den Ruhestand. 14 Jahre lang führte Grätz das Gymnasium in Norden, vier Jahrzehnte war er Lehrer an der Schule.

„Es geht eine Ära zu Ende“, sagte Landrat Olaf Meinen, der kurz den Werdegang von Grätz skizzierte. 1984 als Schwangerschaftsvertretung nach Norden gekommen, erhielt er ein Jahr später eine Planstelle. 1998 wurde er Koordinator, 2001 stieg er zum stellvertretenden Schulleiter auf, um 2010 die Leitung des UGN zu übernehmen. Meinen beschrieb Wolfgang Grätz als einen Lehrer aus Leidenschaft. „Für ihn war der Beruf Berufung.“ Er habe die Schule geprägt, sie zu einem Ort des Lernens, der Wissensvermittlung, der Kreativität sowie des kritischen Denkens gemacht, lobte der Landrat. Er dankte Wolfgang Grätz auch im Namen der Politik für die immer gute Zusammenarbeit der Schule mit ihrem Schulträger. „Wenn Sie etwas gefordert haben, dann war es auch notwendig.“

Bürgermeister Florian Eiben erinnerte an besondere Herausforderungen, die die Schule dank ihres Leiters gemeistert habe, wie den Wechsel vom Abitur nach der dreizehnten Jahrgangsstufe (G9) zum Turbo-Abitur und wieder zurück oder die Corona-Pandemie. „Sie hinterlassen ein stattliches Erbe.“

Wie Wolfgang Grätz das Leben seiner Schülerinnen und Schüler prägte, schilderte Elternratsvorsitzende Maike Ihmels aus eigener Anschauung. „Ich habe Herrn Grätz das erste Mal in der siebten Klasse getroffen.“ Wegen ihm sei dann Chemie auch eines ihrer Lieblingsfächer geworden. Als Elternvertreterin habe sie die Schule dann noch einmal neu kennengelernt – ein modernes Ulrichsgymnasium, mit einem neuen Anbau. Den Schulleiter erlebte sie als einen zugewandten Ansprechpartner: „Seine Tür stand immer offen.“ Naturgemäß sei man nicht immer einer Meinung gewesen. „Aber er hat immer nach Lösungen gesucht, mit denen alle leben konnten.“

Was die Schülerinnen und Schüler an Wolfgang Grätz wertschätzten, zeigte unter anderem ein Video-Einspieler, den die Schülervertreter Edda Mellies, Tjarko de Vries und Ida de Vries vorbereitet hatten. Sie hatten Mitschülerinnen und -schüler verschiedener Jahrgangsstufen interviewt. Sie beschrieben ihren Schulleiter als „cool“, „supi“ und einfach „gut“. Er habe progressive Ideen gefördert, seine Schüler ernst genommen. „Bei ihn sind wir uns nie kindlich oder dumm vorgekommen.“ Ein Ulrichsgymnasium ohne ihn sei nur schwer vorstellbar.

Große Wertschätzung sprach auch aus den Redebeiträgen der Fachschaftsvertreter, die im Stil des von Wolfgang Grätz verehrten Wilhelm Busch ein Gedicht auf ihn umgemünzt hatten. Mit einem Augenzwinkern gingen sie darin auch auf dessen Vorlieben für das Autoschrauben ein. Für die Koordinatoren sprach Henning Fisahn. Grätz habe es verstanden, „Strenge“ mit „Gnade“ zu verbinden. Seine Führung sei stets klar, aber nicht einmischend gewesen.

Die Personalratsvertreterin lobte den Führungsstil von Grätz, der von Offenheit und Fairness geprägt sei. „Sie sind Konflikten nie aus dem Weg gegangen.“ Er sei eine Autorität im besten Sinne des Wortes.

Eine gesungene Lobeshymne gab es anschließend vom Lehrerkollegium. Der Queen-Song „We will rock you“ wurde zu „We will miss you“ (Wir werden dich vermissen. Und der Udo Jürgens Klassiker „Ich war noch niemals in New York“ erhielt die neue Textzeile „Wir waren noch niemals ohne Grätz“. Die Mensa zum Beben brachte Levin Aderholt mit einem abgewandelten Schlager „Ich hab den Wolfgang Grätz gesehen.“

Eine fast undankbare Rolle hatte anschließend Silvia Pünt-Kohoff vom Regionalen Landesamt für Schule und Bildung in Osnabrück. Sie musste Wolfgang Grätz seine Entlassungsurkunde überreichen. Sie sprach dem Schulleiter im Namen des Kultusministeriums Dank und Anerkennung aus. Das Land Niedersachsen brauche Pädagogen wie ihn.

Das letzte Wort gebührte schließlich dem Schulleiter selbst. Der Abschied falle ihm schwer, so Wolfgang Grätz. Er dankte allen, mit denen er zusammengearbeitet hatte. Er habe das Privileg gehabt, tolle Menschen kennenzulernen und mit tollen Menschen zusammenarbeiten zu dürfen.