Einführung ins Golfspiel gefällig? Für welchen Schlag welches Eisen angesagt ist? Wann man zum Driver greifen sollte? Oder doch eher Interesse an einem kulinarischen Ostfrieslandreiseführer oder zumindest an einem Rezept für (hoffentlich wohlschmeckende) Waffeln? Klaus-Peter Wolf tobt sich einmal mehr aus in der Region, besser gesagt, er lässt seine Figuren frei, auf dass sie sich genüsslich austoben. Kein Geheimnis: Es wird einmal mehr sehr viel, sehr unansehnlich, manchmal geradezu unübersichtlich gestorben. „Ein mörderisches Paar“ ist unterwegs – der erfolgreiche Norder Krimiautor hat Dr. Bernhard Sommerfeldt sozusagen wiederbelebt. Falsch, der „gute“ Mann war ja niemals tot nach der ersten Serie, er ist und bleibt der falsche Arzt, der „nur“ mordet, um die „Schlechten“ der Gesellschaft zu „entnehmen“.
Nun also eine neue Serie rund um die zwiespältige Figur. Der liebenswerte, toll aussehende, smarte Typ, belesen, intelligent und überhaupt mit allen positiven Eigenschaften ausgestattet, die man sich nur vorstellen kann, der gern die Rechtsprechung und den Strafvollzug in die eigenen Hände nimmt. Sprich: Der tötet, wenn jemand, der Strafe verdient gehabt hätte, der gewalttätig ist gegen Frauen/Kinder, nicht zur Verantwortung gezogen wurde.
Das war in der dreiteiligen Sommerfeldt-Reihe aus den Jahren 2017 bis 2019 immer Grundlage, das ist auch Grundlage der neuen Serie, nur, dass dem „Arzt“ nun Frauke dauerhaft zur Seite steht – und ihm in dessen Einstellung in nichts nach. Künftig also gemeinsam „Recht“ in die Tat umsetzen. Die Grundidee hat sich nicht verändert, Wolf ist seit vielen Jahren äußerst erfolgreich mit allem, was er zum Thema Mord in Ostfriesland unters Volk bringt.
Sommerfeldt und seine „Kirschblüte“ Frauke, die sich nach einer Ehe mit ihrem Geliebten sehnt, werden im neuen ersten Band irgendwann gemeinsam mörderisch aktiv. Natürlich ist, bis es soweit kommt, schon wieder einiges an Leichen aufgetaucht, es braucht fast eine Weile, bis man als Leser die Handelnden zugeordnet und sortiert hat. Wer hat wen wann warum noch mal umgebracht, wer wo welche Fäden wie gezogen? Keine Sorge, irgendwann im Laufe der 434 Seiten wird die Reihe dieser Handelnden doch übersichtlicher…
Im neuen Buch treten Personen, die Wolf-Ostfrieslandkrimi-Fans bestens vertraut sind, aus der
zweiten Reihe in die erste. Da ist Polizist Weller, der nicht nur ermittelt, sondern selbst unter Verdacht gerät, da ist Kollege Rupert mit wachsender Bedeutung. „Star“-Aufklärerin Ann-Kathrin Klaasen agiert dagegen nur am Rande. Aus Wolf-Sicht vermutlich Kalkül, womöglich wäre sonst nach dem ersten Band der neuen Reihe schon wieder Schluss, weil alle Verbrecher dort sind, wo sie nach unserem Verständnis hingehören…
Die Sommerfeldt-Geschichte bleibt ganz im typischen Wolf-Muster, ist mithin ein Muss für alle Fans, keine Frage. Wer nur Krimis lesen mag, die am Ende eines Buches auch auserzählt sind, wird nicht glücklich, Wolf macht im Grunde nur mal Pause beziehungsweise braucht wieder ein paar Monate Vorsprung, ehe der nächste Band fertig geschrieben ist und in den Druck gehen kann.
Trotzdem: Auch die Frage muss erlaubt sein bei allem Erfolg, den die Wolf-Krimis eingebracht haben – wie lange wird dieses Muster noch gemocht? Die Guten hier, die allenfalls aus moralischen Gründen zu Messer oder Pistole greifen, die Schlechten dort, kein Gewissen haben, deren Berufsbezeichnung „Mörder“ lautet, so wie andere sagen, sie seien Koch oder Maurer?
Immerhin – es gibt bei Nordens Erfolgsautor im neuen Band auch jene Figur, die das Geld, das sie aus verbrecherischen Machenschaften gescheffelt hat, für wohltätige Zwecke spendet. Haufenweise. Das wäre doch ein Beispiel, das Schule machen könnte? Aber dann würde man ja Verbrechen gutheißen… Ganz so einfach ist es also dann doch nicht, das Spiel mit Wahrheit, Moral, mit den „Guten“ und den „Bösen“. Klaus-Peter Wolf – ein Mann voll blühender Phantasie, die er in ostfriesischen Alltag und in „ganz normale“ Personen und Orte einfließen lässt. Jetzt wieder mit einer neuen Reihe.
„Ein mörderisches Paar – Das Versprechen“ ist ab Ende Mai im Handel und kostet 13 Euro. Den Roman gibt es auch als Hörbuch in einer ungekürzten Autorenlesung auf CD.