Ende der Kaufprämie war „eine gravierende Fehlentscheidung“
Die Präsidentin des mächtigen Automobilhersteller-Verbandes ist am Dienstag im Emden. Im Interview mit dem KURIER fordert sich zwar nicht die Wiedereinführung der staatlichen E-Auto-Förderung, dafür aber einen kompletten Politik-Wechsel.
Automobill-Chefin Hildegard Müller: Der Strompreis muss sinken, damit E-Autos wieder attraktiv werden.
Emden Vor ihrem Besuch in der Autoregion Ostfriesland übt die Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie, Hildegard Müller, harsche Kritik an der Bundesregierung. „Quasi über Nacht die Förderungen zu beenden war eine gravierende Fehlentscheidung der Politik“, sagt Müller im Interview mit dem KURIER. Der plötzliche Wegfall der staatlichen Zuschüsse habe zu „erheblichen und nachhaltigen Verunsicherungen bei Verbrauchern und Unternehmen geführt“.
Der Besuch Müllers beim Arbeitgeberverband Ostfriesland am Dienstag dieser Woche ist zwar von langer Hand geplant, doch durch aktuelle Entwicklungen im Emder VW-Werk bekommt er eine besondere Aktualität. Am Freitag hatte eine Werkssprecherin angekündigt, dass VW die Produktion der E-Autos ID.4 und ID.7 eine ganze Woche lang schließen wird. Grund sind Probleme bei einem Zulieferer. Doch generell ist die E-Sektion des Werks weit von einer Vollauslastung entfernt; immer wieder entfallen ganze Produktionstage oder einzelne Schichten. Grund: Die mangelnde Nachfrage bei Elektroautos.
Um die Elektromobilität wieder in Schwung zu bringen, fordert Müller unter anderem eine „dauerhafte und nachhaltige Reduzierung der Strompreise“. Denn diese seien inzwischen „zur Bremse“ geworden. Die Ladein-frastruktur müsse endlich verbessert werden, die Unternehmen würden von Bürokratie, Abgaben, Steuern oder langen Planungs- und Genehmigungsverfahren erdrückt. Müller: „Wir brauchen einen Kurswechsel in der Wirtschaftspolitik.“
Die Preise für E-Autos werden bald sinken
Die Cheflobbyistin der Automobilindustrie rechnet damit, dass die derzeit noch hohen Preise für E-Autos bald sinken werden. „Skaleneffekte und Technologiesprünge“ seien zu erwarten; die derzeitige Preisstruktur der Anbieter nannte sie „herausfordernd“. Und auch auf dem wichtigen Automarkt China - dort haben deutsche Hersteller bei E-Fahrzeugen nur einen Marktanteil von 6,5 Prozent - erwartet Müller Wachstum. Man werde lernen, die Bedürfnisse der Chinesen besser zu erkennen. Für sie sei das Auto nicht nur Mobilität, sondern auch Lebensraum, und entsprechend seien die Erwartungen der Kunden: Sie verbrächten „Me-Time“ in ihren Autos; in Deutschland dagegen gehe es eher um „Komfort, Effizienz und Sicherheit“
Die deutsche Autoindus-trie sei noch immer führend in der Welt und genieße ein hohes Ansehen. „Wir dürfen uns nicht selber schlecht reden“, so Müller.
Thema - Seite 5