Eltern protestieren für ihre Kinder in Rechtsupweg
Eltern protestieren für ihre Kinder: Vor der Kita in Rechtsupweg liegen zahlreiche Stofftiere mit kleinen Schildern, die auf die derzeitige Situation aufmerksam machen sollen.
Rechtsupweg Die Eltern in Rechtsupweg sind sauer, enttäuscht und langsam auch verzweifelt – das merkt man ihnen bei ihrem Protest am Donnerstagmorgen vor der Kindertagesstätte (Kita) Lüttje Lüü an. Der Elternbeirat hat sich um 8 Uhr zu einem stillen Protest versammelt. Zig Stofftiere liegen vorm Eingang und tragen um den Hals die Namen der Kinder, die dort in die Kita gehen. Beschriftete Schilder machen die Forderungen der Elternschaft deutlich.
Die Probleme: Personalmangel durch nicht besetzte Stellen, unregelmäßige oder komplette Ausfälle der Betreuungszeiten, Krankheitsausfälle – auch durch Überlastung, wie der Elternbeirat vermutet. All das lasse eine professionelle, kontinuierliche und kindgerechte Eingewöhnung sowie Betreuung nicht zu.
Häufig wüssten die Eltern am Morgen noch nicht, ob ihre Kinder am selben Tag noch in den Kindergarten gehen könnten. Fällt die Betreuung aus, bleibt häufig nur die Option, die Kinder mit zur Arbeit zu nehmen. „Oft sind dann auch zwei, drei Kinder mehr bei mir zu Hause“, erzählt Insa Niebuhr vom Elternbeirat. Diejenigen, die zu Hause sind, greifen dann den Eltern unter die Arme, die arbeiten müssen oder Termine haben. „Wir unterstützen uns alle gegenseitig“, ergänzt Julia Debelts, ebenfalls vom Beirat. Doch die daraus resultierenden Arbeitsausfälle führen nach Aussagen der Elternschaft nicht nur zu Existenzängsten, sondern bringen sie auch in finanzielle Schwierigkeiten – zumal die Krippen-Beiträge weiter in vollem Umfang aufgebracht werden müssen.
Um das Problem zu lösen, suchten die Eltern bereits zweimal das Gespräch mit der Gemeinde und der Samtgemeinde als Träger der Einrichtung. Ein Gespräch im Rathaus kam dabei auch zustande, nur die erhofften Lösungen sowie eine Kommunikation der nächsten Schritte blieben aus. Der Elternbeirat habe Verständnis für den Fachkräftemangel, jedoch nicht für das „scheinbar mangelnde Interesse daran, alles daranzusetzen, um einen gut laufenden Kindergarten zu fördern und zu unterstützen“, wie sie mitteilen.
„Zu der erhöhten Anzahl an Gruppenschließungen kam es aus verschiedenen innerorganisatorischen Gründen“, teilt Jochen Behrends, Allgemeiner Vertreter des Bügermeisters der Samtgemeinde Brookmerland, mit. „Teilweise konnten Springkräfte der Einrichtung nicht zugewiesen werden, da die Ausfallmeldungen die pädagogische Leitung der Verwaltung nicht rechtzeitig vor Betreuungsbeginn erreicht haben. Somit ergaben sich durchaus auch vermeidbare Gruppenschließungen. Erschwerend kam hinzu, dass verfügbares Personal aus innerorganisatorischen Gründen nicht in der Einrichtung eingesetzt werden konnte.“ Teilweise seien die Gruppenschließungen zudem auf Krankheitsfälle zurückzuführen. „Die häufigen Ausfälle bedauere ich sehr. Mir ist durchaus bewusst, welche Herausforderungen Familien zu leisten haben, wenn die Betreuung völlig unvorhersehbar entfällt. Es geht mir bei den vorgenannten Gründen nicht darum, die Verantwortung für die Gruppenschließungen auf die Einrichtung zu schieben. Es geht mir vielmehr darum, deutlich zu machen, dass der Betrieb einer Kindertagesstätte, die Betreuung und Begleitung unserer kleinsten Gemeindemitglieder eine gemeinsame Aufgabe von Verwaltung und Einrichtung ist.“ Träger und Einrichtung seien für das Gelingen dieser Aufgabe gleichermaßen verantwortlich. „Besondere strukturelle, innerorganisatorische Gegebenheiten zwischen Verwaltung und Einrichtung haben leider in den letzten Monaten verstärkt zu Problemen geführt, die es zu lösen gilt“, so Behrends.
Angefangen hatten die Probleme nach den Sommerferien im vergangenen Jahr. Zu diesem Zeitpunkt wurden erstmals Gruppen geschlossen. Anfang dieses Jahres wurden die Probleme dann immer größer.
Der Protest richtet sich den Organisatoren zufolge gegen die Samtgemeinde als Träger der Einrichtung, nicht gegen die Kita und deren Erzieher. „Die Erzieher machen wirklich einen super Job, das ist ein hoch motiviertes Team“, sagt Debelts. „Und diese Situation jetzt ist auch den Mitarbeitern gegenüber unfair.“ Die Samtgemeinde gibt nun allerdings bekannt: Der Personalbedarf für alle Einrichtungen ist zum Betreuungsjahr 2023/2024 gedeckt. Wie genau die Aufteilung dann aussehen wird, ist noch nicht klar.