Emden ganz in Ruhe: Der Verkehr soll raus aus der City
Planerin Käthe Protze (dritte von rechts) moniert die schlechte Anbindung zwischen Rathausplatz und Delft.
Emden Emdens Innenstadt zwischen Neutor und Delft ist derzeit ein einziges Provisorium. Die gute Nachricht: Es soll nicht so bleiben. Für eine Neugestaltung stehen zehn Millionen Euro zur Verfügung. Vorschläge und Anregungen aus der Bevölkerung, wie dieses Geld investiert werden soll, sind ausdrücklich erwünscht. Zu diesem Zweck führen Verantwortliche der Stadt und des Planungsbüro gemeinsam mit interessierten Bürgerinnen und Bürgern Stadtteilspaziergänge durch, um Ideen zu sammeln. Der erste fand am Sonnabend statt.
30 Emder schließen sich Rundgang an
Treffpunkt war der Rathausbogen, wo die Käthe Protze vom Bremer Büro „p + t planung“ rund 30 Gäste begrüßte. Beim anschließenden Rundgang legte die Diplom-Ingenieurin diverse Stopps ein, um auf aus ihrer Sicht kritische Stellen hinzuweisen. Als ein durchgängiger und auch während des Spaziergangs wiederholt deutlich vernehmbarer Störfaktor erwies sich der Lärm von Autos und speziell der von manchen offensichtlich etwas übermotivierten motorisierten Zweiradfahrern. Fast alle Beteiligten innerhalb der Gruppe waren sich schnell einig, dass sehr viel gewonnen wäre, wenn der Verkehr aus der Innenstadt verbannt werden würde. Stadtbaurätin Irina Krantz, die ebenfalls an dem Rundgang teilnahm, vermochte das durchaus nachzuvollziehen. Emden sei der wenigen Städte, „wo man noch so dicht mit dem Auto am Wasser vorbeifahren kann“, meinte Krantz.
Straßenführung zerschneidet Verbindung
Das sah Käthe Protze ähnlich. Besonders deutlich zeigte sich das für sie vor der Ampel am Otto-Huus. Die zweispurige Straßenführung „zerschneide“ die Verbindung zwischen Stadtgarten, Delft und Rathaus. „Für Touristen ist das ziemlich verwirrend“, so die Planerin. Dabei birgt für sie gerade der Delft mit seiner Promenade ein hohes Maß an Attraktivität, das jedoch kaum vernünftig zur Geltung kommt. Hinzu gesellen sich ein paar kleine Schönheitsfehler, wie zu wenige und außerdem nicht sonderlich bequeme Sitzgelegenheiten. Auch das Kopfsteinpflaster am Platz vor dem Hafentor wertete die Planerin nicht als unbedingt zeitgemäß, allein schon weil es zum Beispiel für Rollstuhlfahrer oder Kinderwagen hinderlich ist.
Bei den Neutorarkaden wurde von einigen Spaziergängern vor allem die derzeitige Verteilung der Fahrradständer moniert. Viele würden diese gerne entweder nach außen in Richtung Straße verlegen oder stärker zentrieren, um dadurch mehr Platz zu schaffen. Das wäre sicherlich auch im Sinne von Maria Dröst, die am Samstag noch einen wichtigen Hinweis einbrachte. Sie ist blind und fühlt sich unter den Arkaden genau wie an etlichen anderen Stellen in der Emder Innenstadt oft aufgeschmissen. Denn dort existiert keinerlei Leitsystem für Blinde und Sehbehinderte. Mangelnde Barrierefreiheit ist ebenfalls ein Problem beim Zugang vom Rathausplatz zum Delft. „Um dieses Thema werden wir uns kümmern“, versicherte Stadtbaurätin Irina Krantz und verwies auf die weiteren Planungen. Der nächste Stadtspaziergang stand bereits gestern an. Da waren die Emder Ratsmitglieder dran. Die gesammelten Vorschläge sollen in die Ausschreibung einfließen. Diese startet im April. Auch danach werden von Mai bis September Informationsveranstaltungen für Bürgerinnen und Bürger angeboten. Mit den ersten Entwürfen ist nach Einschätzung von Käthe Protze im Spätsommer zu rechnen. Dann dürfte das Bild, wie die Emder Innenstadt zukünftig aussehen könnte, ein bisschen klarer werden. Welcher Entwurf letztlich realisiert werden soll, darf eine Jury aus Fachpreisrichtern sowie Mitgliedern von Rat und Verwaltung entscheiden. Das Resultat wird nach derzeitigem Stand voraussichtlich Ende November/Anfang Dezember diesen Jahres öffentlich vorgestellt.