Heiko Müller zieht es in Emden immer zum Wasser: Hier steht er beim Roten Siel.
Emden – Über Emden wird gerne gemeckert – insbesondere von Emderinnen und Emdern selbst. „Da sind sie aber auch ganz komisch: Wenn sie über Petkum hinaus sind, lassen sie nichts auf ihre Heimatstadt kommen und prahlen von ihr in den höchsten Tönen“, sagt Heiko Müller mit einem Lachen. Der Emder muss es wissen: Er hat als Redakteur der Ostfriesen-Zeitung mehr als vier Jahrzehnte lang nicht nur über wohl jede Ecke Emdens berichtet, er kennt hier auch Mann und Maus. Viele Entwicklungen hat er begleitet – etwa als das Areal rund um das Rote Siel umgebaut wurde und die Emder bei der Fertigstellung 2013 tatsächlich mal nichts zu meckern hatten.
Früher Protest, heute Touristenmagnet
Rund ums Emder Wasser hat sich viel getan: Trotz Bürgerprotest zog 1983 das Feuerschiff in den Ratsdelft. Heute locken die Museumsschiffe viele Touristen und Einheimische an. 2008 ging die Bebauung beim Neuen Delft los. Die Kapitänshäuser, das Hafenhaus, das Hotel am Delft entstanden. Der aufwendig sanierte Speicher zieht Blicke auf sich. Im Sommer lockt der Delftstrand. Es ist also kein Wunder, dass auch Heiko Müllers Lieblingsorte in Emden alle am Wasser sind – die Blaue Brücke in Wolthusen, das Rote Siel, das Hafentor-Areal.
„Es wurde mir in die Wiege gelegt. Mein Opa war Kapitän auf einem Heringslogger, mein Vater Fischhändler“, sagt er. Er selbst habe Emden nur während des Wehrdienstes verlassen – es ging natürlich zur Marine. Viele in Emden spüren die Verbundenheit zum Wasser. Das Gute: Es ist in der größten Stadt Ostfrieslands nie weit weg. Malerische Stadtgräben, die launische Ems, vielseitige Kanäle: Emden kennt man erst richtig, wenn man es vom Wasser aus erkundet hat.
Klein, aber weltoffen
„Was ich an Emden auch so mag, ist, dass diese Stadt immer auch durch die Verbundenheit mit dem Hafen weltoffen war“, sagt Heiko Müller. Das war früher natürlich stärker zu spüren, als die Seeleute in längerer Liegezeit in die Stadt kamen. Dadurch gab es eine hohe Kneipen- und Gastronomie-Dichte. Auch heute besticht die Stadt durch unterschiedlichste Kneipen, Cafés und Restaurants. Und: Die Weltoffenheit habe sich Emden im Vergleich zu den Nachbarstädten bewahrt, so Müller.
Wodurch Emden sich auch auszeichnet: großes Engagement und große Solidarität in schlimmsten Zeiten. Als aktuelles Beispiel nennt Müller den verheerenden Brand im Van-Ameren-Bad im Sommer 2023. Dieser löste großes Entsetzen in der Emder Bevölkerung und eine riesige Welle der Hilfs- und Spendenbereitschaft aus. „Für mich ist das ein Beispiel, wie diese Stadt zusammenhalten kann“, so Müller. In Emden sei vieles im Stadtbild geprägt durch Bürgersinn und Ehrenamt.
Der Heimatcheck Ostfriesland ist ein Gemeinschaftsprojekt ostfriesischer Verlage mit freundlicher Unterstützung der Ostfriesischen Landschaftlichen Brandkasse und der EWE AG. Wie zufrieden sind die Menschen in Ostfriesland mit ihren Städten und Gemeinden? Bis zum 27. April kann man unter www.heimatcheck-ostfriesland.de an der Umfrage teilnehmen.