Erst dem Tode nahe, dann Vollpension - und jetzt die große Freiheit!
Sie sind eine Attraktion für Touristen und sehr süß anzuschauen: Der Seehund ist d a s Wappentier der Nordsee. Doch die Jungtiere brauchen oft Hilfe. Am Donnerstag wurden vier von ihnen wieder ausgewildert.
Körbe auf und raus auf den Strand: Der große Moment für vier kleine Seehunde.
Norden/Juist Strahlender Sonnenschein und nahezu endlose Stille. Als die Tierpfleger der Seehundstation Norddeich die vier Körbe mit ihren Schützlingen am Billriff auf Juist aufstellen, steigt die Spannung allerdings doch. Hier sollen jetzt vier junge Seehunde zurück in die Freiheit ausgewildert werden.
53 Tage Vollpension
Reinhard, Oskar, Odin und Fridtjof wurden als kleine Seehunde hilflos und alleine aufgefunden. Ende Juni, mit einem Gewicht jeweils zwischen acht und elf Kilo, wurden die Vier von der Seehundstation Norddeich aufgenommen und anschließend aufgezogen. Nach rund 53 Tagen Vollpension ist nun der Tag gekommen. Die vier Heuler haben jeweils das Auswilderungsgewicht von mindestens 25 Kilo erreicht und sind somit bereit für ihr Leben in der Nordsee.
Zurück in die Nordsee
Noch bevor die Körbe, in denen die Seehunde für die Auswilderung transportiert werden, geöffnet wurden, spähte das ein oder andere Jungtier schon neugierig nach draußen. Und als der Moment dann endlich gekommen ist und die Tierpfleger der Seehundstation die Körbe öffneten, dauerte es nicht lange, bis die vier Heuler in ihr neues altes Zuhause, die kühle Nordsee robbten. „Das Witzige ist ja, dass Seehunde keine Mimik haben“, scherzt Tim Fetting, leitender Tierpfleger der Seehundstation Norddeich. „Wir sehen also immer nur fröhliche Tiere, die von uns ausgewildert werden.“ Doch auch wenn das stimmen mag, entsteht trotzdem der Eindruck, dass die Tiere sehr glücklich darüber sind, wieder frei in der Nordsee schwimmen und leben zu können. Immer wieder tauchen sie auf und schauen zurück auf die Insel, schwimmen zusammen im Wasser, bis sie sich letztendlich auf ihren Weg in die Freiheit machen.
Gefährliche Raubtiere
Trotz des niedlichen Aussehens und der großen Kulleraugen darf man jedoch nicht vergessen, dass Seehunde gefährliche Raubtiere sind und selbst auf Berührungen von Artgenossen aggressiv reagieren. Alle Heuler, die jetzt in freier Wildbahn alleine angetroffen werden, sind bereits selbstständige Jungtiere. Sie benötigen allerdings dringend Ruhe, weshalb es wichtig ist, einen Abstand von mindestens 300 Metern zu den Tieren zu halten und den Fundort umgehend zu verlassen. Sollte das Jungtier offensichtliche Verletzungen haben, sollte der Fund nur der Seehundstation unter Telefon 04931/973330 gemeldet werden.