Eva van Meer war über 20 Jahre Beraterin beim Hospizdienst in Norden

Von Michaela Kruse

Viele Jahre war Eva van Neer-Funke mit Herzblut Beraterin, wenn es um Patientenverfügungen und Vorsorgevollmachten geht. Nach mehr als 20 Jahren zieht sie sich zurück und möchte sich mehr um ihren Garten kümmern.

Norden Ihr Garten sei ab dem kommenden Jahr ihre oberste Beschäftigung, sagt Dr. Eva van Neer-Funke – und klingt selbst nicht ganz davon überzeugt. Kein Wunder. Länger als 20 Jahre lang hat die ehemalige Allgemeinärztin wöchentlich Beratungen für den Ambulanten Hospizdienst zu Patientenverfügungen und Vorsorgevollmachten gegeben. Wer heute in Norden und um zu den Namen van Neer-Funke sagt, kennt bestimmt mindestens eine oder einen, den sie beraten hat. Doch Ende des Jahres ist Schluss damit, sagt die heute 79-Jährige.

Engagiert von Anfang an

Dr. Eva van Neer-Funke betrieb an der Nordseite des Marktes in Norden eine Praxis für Allgemeinmedizin. Schon von der ersten Stunde an, Ende 1998, engagierte sie sich dabei auch für den Ambulanten Hospizdienst. Sie ist eine der Medizinerinnen und Mediziner, die sich sehr dafür einsetzten, dass Schwerstkranke und ihre Familien mehr Unterstützung erhalten. Die Palliativmedizin war und ist ihr Thema: „Sie gehört zur wichtigsten Sparte der Medizin“, sagt sie. Am Norder Krankenhaus sei die erste und bislang einzige Palliativstation an einem ostfriesischen Krankenhaus eingerichtet worden. Lange ist es her.

Als die IGSL, die Internationale Gesellschaft für Sterbebegleitung und Lebensbeistand, in den 90iger Jahren einen Kursus für Palliativmedizin anbot, meldete sie sich an. „Von der IGSL kommt die einzige Patientenverfügung, die jedes Jahr neu aufgelegt wird“, sagt Dr. Eva van Neer-Funke und fügt hinzu: „Diese ist also immer ,up to date‘.“ Es sei eine „tolle Fortbildung“ in Berlin gewesen.

Wer sich mit Dr. Eva van Neer-Funke über Thema Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht unterhält, erhält fast nebenbei Nachhilfe über diese Bereiche. Sie ist eine Expertin, hat weit mehr als 6000 Beratungen gegeben. Und das in hoher Qualität. Im vergangenen Jahr hat sie für ihr ehrenamtliches Engagement den Preis der Bürgerstiftung Norden erhalten. Ja, nickt sie, das stimme. Aber eigentlich, so hat es den Anschein, möchte sie darüber nun gar nicht sprechen, sondern viel lieber über die in gelb gehaltenen Patientenverfügungen. Diese händigt sie in achtfacher Kopie aus. Gedacht seien diese für den Hausarzt und die Fachärzte desjenigen, den sie berät. Nicht nur die Anzahl der Kopien ist von ihr mit Bedacht gewählt, auch die Größe, mit der die Patientenverfügung überreicht wird: „In DIN A3.“ Der Grund: „Dann kann man das Blatt knicken und in die Hälfte die Verfügung legen, sowie Entlassungsberichte von Krankenhäusern und meine Notizen.“ Ergänzungen, die sie sich macht, nachdem sie mit dem Ratsuchenden ein Gespräch geführt hat. „Das sind meine persönlichen Ergänzungen zur Patientenverfügung“, sagt sie.

Das Gespräch für eine Patientenverfügung dauere eineinhalb Stunden lang, anschließend formuliere sie noch ihre Notizen. Diese seien wichtig, denn eine pauschale Formulierung, dass man zum Beispiel keine lebensverlängernden Maßnahmen bekommen möchte, reichten nicht aus, sagt sie und ist schon wieder ganz drin in ihrer Rolle als Beraterin. Dies habe der Bundesgerichtshof festgestellt.

Zehn Beratungen am Tag

Eigentlich sollte man ja denken, dass eine, die so viele Beratungen gegeben hat, nun auch langsam alles gehört hat. Doch nach wie vor sagt sie, empfinde sie die Begegnungen mit Menschen als spannend. Das sei es auch, was dafür gesorgt hat, dass sie 2005 nach dem Rückzug aus der Arztpraxis, dabeigeblieben ist. Zu Stoßzeiten hat sie bis zu zehn Beratungen am Tag gegeben. „Da habe ich um sieben Uhr morgens angefangen.“ Am Anfang hat sie an einem Tag in der Woche Beratungen gegeben, zuletzt gab sie Rat an zwei Tagen in der Woche und führte viele Telefonate.

Nun also, ab Januar geht es nur noch um den Gemüsegarten, wie sie sagt. Ein 91-jähriger sehr guter Freund der Familie habe sie dazu „gezwungen“. Allein dieses Wort macht deutlich, dass ihr der Abschied schwerfällt. „Er hat mir gesagt: ,Du siehst kaputt aus`.“ Da gab es keine Ausrede mehr. Im nächsten Jahr werde sie 80 Jahre. Da könne man natürlich einen Gang runterschalten. Schließlich ist das Haus groß, der Garten und da ist natürlich noch Ehemann Manfred, die Familie um die erwachsenen Söhne, sie will künftig weiterhin in ein Benediktiner-Kloster fahren, das tue ihr gut.

Es folgt ein Aber: Die Gespräche mit den Ratsuchenden täten das eben auch. „Wenn ich jetzt nur noch mit Pflanzen zu tun habe, ist das natürlich ein Unterschied.“ Sie müsse sich komplett zurückziehen, das sei das beste: „Sonst wird es ein Ende ohne Ende.“ Doch dann fällt Dr. Eva van Neer-Funke ein, dass sie ab 1. Januar doch noch eine Sache ehrenamtlich zu tun hat: „Dem Hospizverein bleibe ich treu.“ Seit Jahren habe sie bereits eine Trauerbegleitung, diese behalte sie.