Fähre ohne Führer: Ob das gutgehen kann?
Eine Frisia-Fähre auf ihrem Weg nach Norderney. Ein Konsortium aus Unternehmen und Forschungseinrichtungen will einen autonomen Betrieb ohne Menschen am Ruder entwickeln.
Leer Das Maritime Kompetenzzentrum Mariko in Leer will künftig Fähren ohne einen Menschen am Ruder im Wattenmeer fahren lassen.
Ziel des neuen Projekts „Ferry Go!“ sei die Entwicklung von autonomen Fähren im deutsch-niederländischen Raum. Mit dem Projekt sollen Perspektiven und konkrete Anforderungen für den Einsatz von (teil-)autonomen Fähren beiderseits der Grenze untersucht und erprobt werden.
Der Fährverkehr im niedersächsischen und niederländischen Wattenmeer vom Festland zu den ostfriesischen und niederländischen Wattenmeer-Inseln hat eine lange Tradition und funktioniert im Grundsatz reibungslos, jedoch stellen sich vielseitige Herausforderungen bei der Weiterentwicklung des Fährverkehrs. Aufgrund des Fachkräftemangels stehe die Schifffahrt bei der Personalgewinnung unter Druck, schreibt Mariko in einer Mitteilung. Zudem stellen sich zunehmend hohe Anforderungen an einen effizienten Schiffsbetrieb, einen geringen Energieverbrauch sowie die Erhöhung der Schiffssicherheit und die bessere Nutzung der (Hafen)Infrastruktur.
Der Einsatz von intelligenten Systemen für eine (teil-)autonome Schifffahrt kann dazu beitragen, diesen Herausforderungen zu begegnen.
Das UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer stellt ein einzigartiges Fahrgebiet mit sehr besonderen Anforderungen an einen zukünftigen autonomen Fährverkehr dar. Es handelt sich um ein teilweise flaches und von den Gezeiten beeinflusstes Gewässer mit spezifischen Variablen, die die Navigation selbst für erfahrene Seeleute zur Herausforderung machen.
Weitgehend unbemannt
Erwartetes Ergebnis von Ferry Go! ist es, ein System für autonome Fähren im Wattenmeer zu entwickeln, mit dem ein weitgehend unbemannter Schiffsbetrieb simuliert werden kann und bei dem nur im Notfall eine menschliche Interaktion erfolgt. Reale Testergebnisse sollen im Projekt zu Erkenntnissen über die Anforderungen an eine autonome Fährschifffahrt führen. Dies beinhaltet neben technologischen Fragestellungen (inklusive Künstlicher Intelligenz) vor allem nautische, schiffbauliche, sicherheitstechnische und rechtliche Aspekte, aber auch Fragen der Akzeptanz beim Schiffspersonal und bei den Passagieren.
Das Projekt Ferry Go! wird durch ein grenzübergreifendes Konsortium aus neun Partnern umgesetzt. Beteiligt sind sechs Unternehmen, zwei fachliche Transfereinrichtungen und ein Forschungsinstitut. Das Vorhaben ist auf dreieinhalb Jahre angelegt und kostet rund 3,7 Millionen Euro.
Das Projekt Ferry Go! wird im Rahmen des Interreg-VI- A-Programms Deutschland-Nederland durchgeführt und mit1,97 Millionen Euro von verschiedenen Stellen aus Europa, Deutschland und Holland bezuschusst.