Geräuschlos in den Meeresboden
Die Masten für Windkraftanlagen im Feld Gode Wind 3 auf dem Weg zum Baufeld. Der untere Teil versinkt im Meeresboden – die Masten müssen nicht mehr gerammt werden. Fotos: Ørsted
Norden Die Offshore-Firma Ørsted hat eine neue, geräuscharme Installationsmethode entwickelt, die die Art und Weise, wie Offshore-Windfundamente installiert werden, „revolutionieren“ kann. Die Technologie wurde laut Unternehmen erfolgreich in Deutschland getestet und erreicht eine erhebliche Lärmreduzierung bei der Installation. Zusätzlich zu den bislang eingesetzten Maßnahmen zum Meeresschutz werde diese Neuerung der Meeresumwelt zugutekommen und möglicherweise den Weg für die nächste Generation von Fundamenten ebnen.
Wasserstrahlen verdrängen den Sand
Die Funktionsweise ist im Grunde einfach zu verstehen. Normalerweise werden die Masten der Windkraftanlagen in den Meeresboden gerammt, und zwar so tief, bis sie fest sitzen. Den dadurch entstehenden Lärm versuchte man, durch Schleier von Luftblasen rund um die Eintrittsstelle des Masts am Meeresboden zu dämpfen. Auch Unterwasser-Lärmschutzwände kamen zum Einsatz.
Bei der neuen Jetting-Technologie spülen Hochdruck-Wasserstrahlen den Sandboden zur Seite und lockern ihn auf. So sinkt der Mast ohne Rammen in den Boden – und zwar so tief, bis er festsitzt. Damit wird das herkömmliche Rammen vollständig überflüssig.
„Grüne Energiesysteme von morgen“
Diese Spitzentechnologie stelle einen der bisher größten Fortschritte in der Installation von Offshore-Windkraftanlagen dar, sagt Ørsted. Sie sei auch das jüngste Beispiel dafür, wie Ørsted, nach eigenen Angaben Marktführer im Bereich Offshore-Wind, weiterhin Innovation vorantreibe, die die biologische Vielfalt fördert und Umwelt schützt und so grüne Energiesysteme von morgen schafft.
Im neuen deutschen Offshore-Windpark Gode Wind 3 hat Ørsted die Installationsmethode erfolgreich bei drei Monopile-Fundamenten eingesetzt. Durch den Einsatz der neuen Installationstechnik konnten die Lärmemissionen unter Wasser deutlich gesenkt werden. Mit einer Reduzierung von 34 Dezibel im Vergleich zur herkömmlichen Installationsmethode wurde der Lärm um über 99 Prozent reduziert. Damit liegt die Lautstärke nun nur noch geringfügig über dem Niveau der Umgebungsgeräusche im Bereich der Deutschen Bucht in der Nordsee.
Erprobung in Gode Wind 3 vor Borkum
Abgesehen von der Lärmreduzierung sei diese neue Technologie ein Meilenstein bei der Installation von Offshore-Wind-Monopiles, die – sobald sie weiter industrialisiert wird – die Installation von Offshore-Wind-Fundamenten schneller und kostengünstiger machen kann. Es wurden bereits 11 Megawatt-Windturbinen auf den Fundamenten installiert, und der Windpark Gode Wind 3 wird voraussichtlich im späteren Verlauf des Jahres den kommerziellen Betrieb aufnehmen.
Patrick Harnett, Chief Operating Officer und Mitglied des Vorstands bei Ørsted: „Diese neue Technologie ist ein möglicher Wendepunkt für die Art und Weise, wie wir Offshore-Wind ausbauen. Sobald die Technologie industrialisiert ist, könnte sie nicht nur billiger, schneller und weitaus leiser sein als jede andere Monopile-Installationstechnologie. Sie hat auch das Potenzial, die Fundamente der nächsten Generation selbst leichter zu machen, da diese dann nicht mehr für herkömmliche Installationsprozesse konzipiert sein müssen.“
Auch die Kosten sind geringer
Ørsted führte die Installation in Zusammenarbeit mit der Jan De Nul Group und ihrem Installationsschiff „Les Alizés“ sowie dem Unternehmen Aarsleff durch. Ørsted hat die Technologie in den letzten Jahren stetig weiterentwickelt und prüft nun, wie sie im zukünftigen Offshore-Windausbau des Unternehmens eingesetzt werden kann.
Die technologischen Fortschritte haben die Kosten für erneuerbare Energien bereits erheblich gesenkt und sie wettbewerbsfähig gegenüber fossilen Brennstoffen gemacht. Ørsted ist überzeugt, weiterhin Spitzentechnologie einsetzen zu können, um grüne Energie in der gesamten Wertschöpfungskette kostengünstiger, zuverlässiger, effizienter und nachhaltiger zu gestalten. Vor kurzem hat Ørsted ein autonomes Schiff für die Offshore-Vermessung eingesetzt, und das Unternehmen testet den Einsatz großer Drohnen für den Transport von Fracht zu Offshore-Windkraftanlagen.
Zusammenarbeit mit über 50 Universitäten
Ørsted verfügt über interne Forschungs- sowie Entwicklungskapazitäten, die von einem Team mit wissenschaftlicher und technischer Expertise geleitet werden. Hier werden über 300 verschiedene Projekte betreut, und das Unternehmen arbeitet mit über 50 Universitäten und Forschungsinstituten zusammen, um die besten Ideen aus dem Labor in die Praxis zu bringen.