Gnadenkirche Norden: Auf Spurensuche in Bessarabien
Auf den Spuren der Bessarabien-Deutschen im Heimatmuseum von Bilhorod
Bessarabiendeutsche bei der Landarbeit, 1930er Jahre Foto: Bildarchiv Bessarabiendeutscher Verein
Norden Ortsnamen wie Eigenfeld, Eigenheim oder Gnadenfeld am Schwarzen Meer, keine hundert Kilometer südlich von Odessa? Im Heimatmuseum von Bilhorod kann man auf Spurensuche nach den deutschen Siedlern in Bessarabien gehen: eine kurze Geschichte, deren Spuren heute fast alle verwischt sind.
Um 1813 kamen die ersten deutschen Siedler in die Region, vom Zar mit Privilegien und Land gelockt: Sie lebten als selbstständige Bauern auf eigenem Land und durften sich selbst verwalten. Etwa 9000 Deutsche kamen und bis ins 20. Jahrhundert verzehnfachte sich die Zahl der Bessarabien-Deutschen. Ab 1870 wurden ihre Vorrechte als Kolonialisten sukzessive wieder aufgehoben, woraufhin viele nach Amerika auswanderten. Ein Großteil der verbliebenen Siedler wurde als Folge des Hitler-Stalin-Paktes unter dem Motto „Heim ins Reich“ in das von NS-Deutschland besetzte Polen umgesiedelt, womit die Geschichte der deutschen Siedler in Bessarabien de facto endete.
In die Anfangszeit der Deutschen Besiedlung fällt auch der Aufenthalt Puschkins in der Region, der für die russische Verwaltung Neurusslands unter anderem Reisen in der Region unternahm, wovon noch heute die zahlreichen Puschkin-Häuser Zeugnis ablegen.
In seiner Lesung am Dienstagabend um 19 Uhr in der Dokumentationsstätte Gnadenkirche Tidofeld, Donaustraße 12, in Norden berichtet der 1972 in Bremerhaven geborene Reiseschriftsteller Michael Helming von seiner Spurensuche in der Region und den sich dort manifestierten Erinnerungsschichten. In der Anschlussdiskussion geht es sowohl um das Menschheitsthema Migration am Beispiel der Bessarabien-Deutschen als auch um Puschkins schriftstellerisches Erbe, auf das das heutige Russland ebenso wie die Ukraine Anspruch erheben.
Der Eintritt ist frei. Gefördert von der Partnerschaft für Demokratie im Landkreis Aurich.