Großheiderin baut Biogasanlage für indisches Tierheim

Von Merlin Klinke

Ingenieurin Kerstin Wunder erklärt die Ausmaße der Biogasanlage anhand eines Regenauffangbehälters. In der Größe könnten 25 Kilogramm Tiermist am Tag genutzt werden. Foto: Merlin Klinke

Großheide Wenn es um das Thema Biogasanlagen geht, reagieren viele in Ostfriesen empfindlich: Direkt denkt man an die riesigen runden Gebäude, die Unmengen an Mais verschlingen. Die Großheider Ingenieurin Kerstin Wunder denkt aber eine Nummer kleiner: Denn Biogas kann auch in deutlich kleineren Niveau produziert und genutzt werden. Um dies in der Praxis zu testen und gleichzeitig etwas positives zu bewirken, sammelt sie aktuell spenden für eine kleine Biogasanlage für ein indisches Tierheim.

Warum ein indiesches Tierheim?

Wieso ausgerechnet Indien? „Dass hat viel mit meinem Studium zutun“, so Wunder. Denn hier hat sie ihre damalige Projektleiterin Dr. Preseela Satpathy kennengelernt und sich mit ihr angefreundet. Nach Wunders Masterabschluss trennten sich aber ihre Wege vorerst und für Satpathy ging es zurück in ihre Heimat Indien. Jetzt wollen sie ihre Wege wieder zusammenführen: „So kamen wir auf die Idee für ein gemeinsames Projekt“. Die nachhaltige Arbeit mit Biogas war dabei schon im Studium Schwerpunkt ihrer Arbeit.

Damit das ganze auch zeitnah umgesetzt werden kann, kam sie auf die Idee, ein Crowdfunding in die Wege zu leiten. Für das Tierheim hat sich Wunder entschieden, da es auf freiwillige Helfer angewiesen ist und es auch immer wieder zu Stromausfällen kommt. „Mit der Anlage geben wir dem indischen Tierheim eine weitere Einkommensmöglichkeit, Sicherheit und auch Unabhängigkeit bei der Versorgung.“

Denn während man bei Tierheimen in Deutschland eher an Katzen, Hunde und in erster Linie Kleintiere denkt, werden in Indien auch Kühe und Pferde abgegeben oder gerettet. „Diese produzieren natürlich auch Mist“, so Wunder. Bevor dieser auf Feldern als Dünger landet, kann er noch zur Produktion von Biogas verwendet werden.

Ziel: 1500 Euro für paar Stunden Strom am Tag

Das Spendenziel von Wunder liegt bei 1500 Euro. Den Flug nach Indien und alle persönlichen Kosten zahlt sie aus eigener Tasche. „Wenn wir mehr Geld zusammenbekommen, kann auch die Anlage entsprechend größer werden“, so Wunder. Bisher plant sie und ihre Kollegin einen Verbrauch von 25 Kilogramm Tiermist am Tag – bis zu 100 Kilogramm wird vom Tierheim produziert. „Damit könnte ein Gaskocher etwa 3 Stunden betrieben werden oder die Beleuchtung des Tierheims für einige Stunden betrieben werden.“ Der Gärrest kann wiederum als Dünger verkauft werden.

Die Spendenaktion läuft noch bis zum 15. November, dann will Wunder nach Indien fliegen und gemeinsam mit ihrer Kollegin das Projekt umsetzen. Spenden können über

https://gofund.me/d1d70364

abgegeben werden,

Zu viele Hürden in Deutschland

In Deutschland wäre eine Anlage aus Sicht von Wunder in der Preisklasse nur schwer umzusetzen und mit vielen Auflagen verbunden.

„Dabei ist Biogas deutlich besser als sein Ruf“, so Wunder. Denn überall, wo Bioabfall produziert wird, entsteht automatisch auch Biogas: Sei es im Haushalt oder in der Landwirtschaft. Mit den Erkenntnissen aus dem Projekt in Indien möchte sich Wunder auch in Zukunft weiteren Projekten widmen.