„Hier kennt immer noch jeder jeden“

Von Nicole Böning

Das Ottermeer und sein Wäldchen gehören zu den Lieblingsplätzen von Blütenkönigin Meike Deharde.

Wiesmoor Die Vögel zwitschern, der tiefblaue Himmel bildet einen Kontrast zum weißen Sandstrand und dem schwarzen Wasser des Baggersees. Meike Deharde musste nicht lange darüber nachdenken, an welchem Ort in Wiesmoor sie am liebsten ist. Die 25-jährige Hotelfachfrau blinzelt in die Sonne – vor ihr liegt das Ottermeer: „Hier laufe ich, treffe Freunde und finde es einfach schön.“ Die Lage ist praktisch, schließlich ist es von der Innenstadt zum Ottermeer nicht weit.

Ohne Torfabbau hätte es Wiesmoor nie gegeben

Die Flächen um das Ottermeer sind Relikte dessen, was Wiesmoor groß gemacht hat. Reste des ehemaligen Hochmoores sind noch vorhanden. Ein paar Hundert Meter weiter werden ehemalige Weiden renaturiert, damit sich dort wieder neues Moor bilden kann. Der Name Ottermeer stammt von einem benachbarten Hochmoorsee, der inzwischen verlandet ist. Ohne den industriellen Torfabbau und das erste auf ostfriesischem Boden mit Torf betriebene Kraftwerk hätte es Wiesmoor wohl nie gegeben.

Erst spät wurde Wiesmoor zur Stadt

Meike Deharde wuchs in Mullberg auf. Der drittjüngste Ortsteil ist 1922 mit Wiesmoor zu einer eigenständigen Gemeinde geworden. 1951 wurde er mit fünf weiteren eingemeindet. 1971 kamen noch einmal vier Orte dazu. Erst spät wurde der Luftkurort Wiesmoor, der wegen seiner einst zahlreichen Gewächshäuser auch „Blüte Ostfrieslands“ genannt wurde, zu einer Stadt. „Genau, Wiesmoor ist eine Stadt! Darauf bestehen wir“, sagt Deharde und lacht. Ihre Freunde nennen sie trotzdem ein Dorfkind, ein wenig stimmt das auch, gesteht sie. So ganz habe Wiesmoor seine dörfliche Vergangenheit nicht abgelegt. „Hier kennt noch immer jeder jeden. Wiesmoor ist sauber, friedlich und es gibt aktive Dorfvereine“, sagt Deharde. „Wer sich engagieren möchte und auf die Menschen zugeht, wird mit offenen Armen aufgenommen.“

Wie groß die Bindung zu ihrer Heimatstadt ist, wurde ihr erst spät klar. „Als ich jung war, wollte ich nur weg“, erinnert sich Meike Deharde und lacht. Als sie dann endlich mit dem Rucksack in die Welt aufbrach, war sie schneller wieder zurück als geplant. Damals änderte sich der Blick auf den Heimatort.

Sie ist auch die aktuelle Blütenkönigin

Seit dem letzten Blütenfest im September 2024 vertritt die gelernte Hotelfachfrau ihre Heimatstadt als Blütenkönigin. Eine Aufgabe, durch die sie Wiesmoor noch einmal ganz neu kennenlernte. Sowieso: „Das Blütenfest gehört zu Wiesmoor wie die Sonne zum Sommer.“

Momentan absolviert die 25-Jährige eine Weiterbildung zur Hotelbetriebswirtin in Emden und arbeitet nebenbei im Hotel zur Post. Auch wenn die 25-Jährige gern noch eine Weile woanders leben würde: Sie glaubt inzwischen nicht mehr, dass sie für immer gehen wird.

Der Heimatcheck Ostfriesland ist ein Gemeinschaftsprojekt ostfriesischer Verlage mit freundlicher Unterstützung der EWE AG und der Ostfriesischen Landschaftlichen Brandkasse.