In Rysums Kirche wird es einem künftig warm - am Po

Von Nicole Frischlich

Versuch gelungen: Der Rysumer Kirchenrat und Vertreter der Landeskirche haben warm gesessen – und starten nun den Heizkissen-Probelauf im Winter. Fotos: Nicole Frischlich

Rysum In der historischen Rysumer Kirche zeichnet sich ein neues fortschrittliches und klimafreundliches Heizkonzept im Winterkomfort ab. Besucher der Gottesdienste könnten zukünftig auf akkubetriebenen Heizkissen Platz nehmen, die ihnen eine wohlige Wärme an kalten Tagen bieten. Statt nur zum Gesangbuch, greift man dann am Eingang auch zu einem Heizkissen – eine einfache, aber effektive Lösung für die niedrigen Temperaturen von fünf bis sechs Grad, die im Winter in der Kirche herrschen.

Kirchen sind nicht gerade für ihre wohlige Wärme bekannt. Herkömmliche Luftheizungen scheitern oft an den hohen Decken und schlecht gedämmten Wänden dieser historischen Gebäude. Die warme Luft steigt nach oben oder entweicht, wodurch der Heizenergiebedarf extrem hoch bleibt. Zudem werden die Kirchenräume nur wenige Stunden pro Woche genutzt, was das Heizen noch ineffizienter macht. In Zeiten steigender Energiekosten und wachsenden Umweltbewusstheits suchen viele Kirchengemeinden nach Alternativen.

Das Laden ist billig

Der Einbau von Bankheizungen ist oft aufgrund des Denkmalschutzes schwierig und teuer. Hier bieten die akkubetriebenen Heizkissen eine praktische Lösung. Am Eingang der Kirche werden sie unkompliziert und kostengünstig an Ladestationen geladen und können von den Besuchern mitgenommen werden. „Sehr angenehm“, lautet das erste Feedback von Testern, berichtet Roland Moorfeld, Klimaschutzexperte der evangelisch-reformierten Landeskirche. „Zwar bleibt es kalt in der Kirche, aber die Besucher erleben ein wohliges Wärmegefühl.“ Die Heizfunktion der Kissen aktiviert sich, sobald jemand darauf Platz nimmt.

Körpernahe Wärme

Die Idee wurde in Zusammenarbeit mit der Firma Stoov aus Göttingen entwickelt, die auf Sensor- und Steuerungstechnologie sowie seit einiger Zeit auf alternative Heizprodukte spezialisiert ist. „Körpernahes Heizen ist das effizienteste“, erklärt ein Sprecher der Firma. „Man braucht relativ wenig Wärme, um ein gutes Körpergefühl zu bekommen.“ Die Akkulösungen sind flexibel und kostengünstig: Innerhalb von zehn Stunden sind alle Kissen einsatzbereit, und ein geladenes Kissen bietet für etwa drei Stunden Wärme. Hergestellt und genäht werden die Kissen ausschließlich von drei Näherinnen in Niedersachsen. Das Laden von 100 Kissen kostet insgesamt nur 50 Cent. Die Akkus haben bei normalem Gebrauch eine Lebensdauer von rund fünf bis sechs Jahren.

Landeskirche fördert

Die evangelisch-reformierte Kirche fördert dieses Projekt. „Kirchen müssen für den Gottesdienst oft mindestens einen Tag vorher beheizt werden, was hohe Kosten verursacht“, so Moorfeld. Kirchen, die auf körpernahe Heizsysteme umstellen, werden mit bis zu 50 Prozent der Kosten gefördert, maximal jedoch mit einer Gesamtsumme von 25000 Euro. Auch die Installation von Photovoltaik-Anlagen werde unterstützt, sofern die Gemeinden dann eine Einsparung von 40 Prozent ihrer gesamten Emissionskosten erzielen können, so der Klimaexperte der Landeskirche in Richtung Kirchengemeinden.

Bitte um Spenden

Die Rysumer Kirchengemeinde zeigt großes Interesse an dem Projekt und plant, zwei Sitzkissen-Heizstationen aufgrund der zwei Eingänge, wenn möglich in naher Zukunft, zu installieren. Ein Spendenaufruf könnte dieses Vorhaben im Jahr 2025 unterstützen, falls der geplante Probelauf im kommenden Winter erfolgreich verläuft. Natürlich müsse nach dem Probelauf im Herbst/Winter 2024 darüber noch ausgiebig im Kirchenrat beraten werden, hieß es Dienstag beim Probeheizen und -sitzen.

Komfort in der Kirche

Im denkmalgeschützten Ort Rysum müssen Lösungen mit hoher Sensibilität gefunden werden. Doch die Aussicht, Gottesdienste in einer warmen Umgebung zu erleben, macht das Projekt für die Gemeinde besonders attraktiv. Es sei ein Schritt in Richtung Komfort und Umweltschutz, der zeige, dass Tradition und Innovation Hand in Hand gehen können, sind sich alle Beteiligten einig.