Norden Gestern wurde auf dem Marktplatz in Norden der Tag der Begegnung veranstaltet. Von zehn bis 14 Uhr stellten Organisationen ihre Angebote für Hilfebedürftige und ihre Angehörigen vor. Auch der Bürgermeister Florian Eiben hielt eine Ansprache. In dieser betonte der Rathauschef die Bedeutung der zahlreichen Hilfsangebote. Dabei ging er nicht nur auf die Bedeutung für die Betroffenen selbst ein, sondern betonte auch die Wichtigkeit von Hilfe für Angehörige. Außerdem solle der Aktionstag dabei helfen, Stigmatisierungen gegenüber seelischen Krankheiten abzubauen. „Es ist keine Schwäche, es ist Stärke damit umzugehen.“
Die Stadt Norden, so Eiben, tue ihr Bestmögliches um Hilfsinitiativen zu unterstützen. Ein Austausch zwischen Politik und den Organisationen sei wichtig. Florian Eiben richtete auch speziellen Dank an die Hilfsorganisationen. Vor dem Hintergrund steigender Fallzahlen und dem Fachkräftemangel, der auch in Norden zu Problemen führt, lobte er das Engagement der Organisatoren.
Ebenfalls hielt Elmar Schürrmann, Sozialpädagoge des Tagesaufenthaltes der Diakonie, einen Vortrag. Er erklärte die Zusammenhänge zwischen mentaler Gesundheit und Obdachlosigkeit. So hätten die allermeisten wohnungslosen Menschen auch mit seelischen Problemen zu kämpfen. Auch erklärte er, dass sich die Probleme verschärfen. So habe sich die Anzahl der Menschen, die das Betreuungsangebot der Diakonie annehmen verdreifacht.
Was wurde vorgestellt?
Am Aktionstag waren gut ein Dutzend Organisationen vertreten. Die Themenfelder variierten dabei stark. Von ambulanten Pflegeangeboten über Jobcoaching bis zu Selbsthilfegruppen war alles dabei. Auch demografisch war Vielfalt geboten, so gab es Angebote speziell für Senioren oder junge Menschen. Die meisten Organisationen nahmen am Tag der Begegnung teil um seelische Krankheiten aus der „Tabuzone“ zu holen. „Man schaut den Menschen vor den Kopf, aber was drinnen passiert wissen wir nicht“, so beschreibt es Marianne Lüke des ambulanten Pflegedienstes „Jonas“ der Kreisvolkshochschule. Immer noch hätten Betroffene mit Verurteilungen zu kämpfen, wie viele der vertretenen Organisationen bestätigen. Die Hemmschwellen, sich Hilfe zu suchen, würden für die Betroffenen so weiter zu hoch bleiben. Denn, so betont unter anderem Marianne Lüke, der erste Schritt liegt in den allermeisten Fällen bei den Betroffenen selbst. Da die Erkrankungen von Außen nicht zu erkennen sind.
Grund für den Aktionstag
In den vergangenen Jahren, so berichten viele der vertretenen Organisationen, hätten sich immer mehr Hilfsbedürftige bei ihnen gemeldet. Viele jüngere Menschen würden den Mut fassen und nach Hilfe suchen, wie auch Florian Eiben in seiner Rede betonte. Gerade Initiativen, die sich mit sozialen Themen befassen, müssen sich auch mit den Nachwirkungen der Pandemie auseinandersetzten. So erklären es zum Beispiel Tanja Immega und Dörthe Gottschlich vom Emder Verein „Das Boot“, der psychisch beeinträchtigte Menschen berät und in vielen Lebenslagen unterstützt. Während der Pandemie hatten viele Menschen mit Einsamkeit zu kämpfen, die Rückkehr in den Alltag stelle viele Betroffene jedoch vor genauso große Probleme.
Fast alle vertretenen Initiativen haben mit dem Ziel, das öffentliche Bewusstsein zu stärken und Scham abzubauen, am Tag der Begegnung teilgenommen. Gerade das persönliche Gespräch vor Ort helfe vielen Betroffenen besser als Telefon-Hotlines, wie Mara Baumann vom Integrationsfachdienst sagte. Außerdem gehe es für viele Beteiligte um Öffentlichkeits- und Präventionsarbeit. So beispielsweise bei der Betreuungsbehörde des Landkreises, die unter anderem Vorsorgevollmachten ausstellten. Diese gelten, wenn man selbst nicht in der Lage ist, Entscheidungen zu fällen. Viele Betroffene, oder gerade Angehörige, sind sich solcher Angebote nicht bewusst.