Jetzt macht Otto auch noch in Schuhen
Die Werbefotos zu Ottos Sneaker-Kampagne: Mit einem geschickten Marketing soll Otto auch für jüngerere Generation cool werden. Der Medien-Hype zeigt bereits jetzt: Es könnte gelingen.
Ostfriesland Sehr komisch: Wer mit Otto durchs Leben gehen möchte, kann dies völlig unproblematisch tun: Vom Kartoffelchip über Schokolade, Gläser, Tassen, Socken, Pullover, Fußmatten, Regenschirme, Plüschtiere, Tannenbaumkugeln – ein Leben ohne Otto ist möglich, aber weniger lustig.
Und jetzt macht er auch noch Schuhe.
Otto, früher „nur“ Komiker und Wegbereiter des neuen deutschen Humors, ist längst mehr als das. Er ist Kopf und Namensgeber eines riesigen Werbesortiments, das im Internet vom Ottifanten-Shop vertrieben wird oder auch im Otto-Huus in Emden. Dahinter steckt ein kluges Merchandising, denn Otto ist inzwischen deutsches Allgemeingut. Er hat es geschafft, jegliche Kritik von sich fernzuhalten, es gibt keine Skandale von und mit ihm und er ist auch nicht abgerutscht in wirre Welten wie so manch anderer Komiker.
Ostfriese halt. Noch immer bodenständig und erstaunlich oft in Emden zu sehen, auch abseits von offiziellen Terminen.
Doch Otto ist auch ein Phänomen der älteren Generation. Die jetzt 50-Jährigen sind mit ihm aufgewachsen. Sie geben ihn an die Kinder weiter. Doch Jugendliche kennen vielleicht seinen Namen, aber finden sie ihn auch cool?
Der Zufall will es, dass der Otto-Versand – mit dem Otto nichts zu tun hat, in diesen Tagen 75 wird. Und auch Otto selbst ist nur wenig älter. Der Versandhandel fing damals mit Schuhen an. Was liegt da näher als – man ahnt es...
Die Generation Z im Visier
Längst wird die Marke Otto professionell und zielgruppengerecht im Markt positioniert, und ein neuer Markt ist die Generation Z, oder kurz: Gen Z.
Also jene, die kurz vor der Jahrtausendwende geboren sind, gerade jetzt in die Berufswelt einsteigen und sich durch einen gewissen nachhaltigen Anspruch auszeichnen, auch, was die eigene Work-Life-Balance angeht – was, wohlgemerkt, nicht unbedingt schlecht sein muss.
Wie kriegt man die Gen Z in die Läden? Indem man ihnen Sneaker gibt. Weiße natürlich. Andere ernst zu nehmende Sneaker gibt es derzeit kaum, zumindest nicht, wenn man den akkuraten Street-Style pflegt.
Und ein paar Klamotten dazu, präsentiert von den Ikonen der Zielgruppe, in diesem Fall sind es die Elevator Boys.
Gut aussehend und es zeigen. Reicht.
Noch nie gehört? Macht nichts. Die Elevator Boys sind eine Gruppe von Jungen, die Berühmtheit dadurch erlangten, dass sie sich in Fahrstühlen filmten und diese Videos auf TikTok hochluden. Was sie wirklich können? Gut aussehen. Aber das reicht in diesen Zeiten schon.
Und so gibt es seit vorgestern weiße problemlose Sneaker mit roter Sohle, weißen Adidas-Streifen und einer roten Applikation am Einstieg.
Für jedermann tragbar, von 15 bis 50. Auf der Zunge steht ein QR-Code, scannt man ihn, kommt man direkt zur Gewinnspielseite von Otto und Otto, auf der man einen der wenigen signierten Otto-Schuhe bekommen kann.
Die Agenturen, die die Kampagne betreuen, kennen sich natürlich aus. Weshalb es nur 15000 Otto-Sneaker-Paare gibt und 1949 (Achtung: Jahreszahl!) signierte Sneaker. Dazu eine Linse für Snapchat, dazu eine Streetwear-Kollektion.
Werbung auf (fast) allen Kanälen
Werbung für das alles wird natürlich auf den Kanälen gemacht, auf dem sich die lässige Gen Z räkelt: TikTok, Instagram, Snapchat und – man staune! – auf Facebook, das von der Gen Z inzwischen als altbacken wahrgenommen wird. Kaum einer von Ihnen hat ein Facebook-Profil. Und einen Pop-Up-Store in Hamburg gibt es auch noch.
Die Zusammenarbeit mit dem Otto-Versand ist Ottos bisher wohl ausgefeilteste Kampagne unter Zuhilfenahme neuer Medien. Und schon lange ist mehr in Otto drin, als man vermuten mag. Unternehmensdatenbanken zeigen ein verzweigtes Geflecht von GmbHs, die sich um den Künstler und vor allem seinen guten Namen kümmern. Und einiges bleibt auch in Familienhand: Ottos Sohn Benjamin kümmert sich an vielen Stellen höchstpersönlich um die Belange seines Vaters.