Johann Erdwiens: Einsatz für soziale Gerechtigkeit

Von Keno Klaassen

Johann Erdwiens: Einsatz für soziale Gerechtigkeit

Für den Direktkandidaten der Partei DIE LINKE Johann Erdwiens stehen Bildung, soziale Strukturen und Transferleistungen im Vordergrund. Foto: Keno Klaassen

Ostfriesland Ostfriesland ist vom Tourismus abhängig. Wir müssen die Landschaft und das Wattenmeer schützen.“ Johann Erdwiens aus Südbrookmerland tritt als Direktkandidat für DIE LINKE bei der Bundestagswahl an, doch er bleibt realistisch. Der gelernte Zimmerer sitzt dort im Gemeinderat, arbeitet schon seit über zehn Jahren ehrenamtlich bei der Erwerbslosenberatung und setzt sich leidenschaftlich, wie er von sich selbst sagt, für soziale Gerechtigkeit, Bildung und Demokratie ein.

Er glaubt, dass die Umsetzung der Hartz-IV-Gesetzgebungen zahlreiche Menschen in ein belastendes Sozialsystem gezwungen hat, in dem viele weit unter dem Existenzminimum leben müssen. Das war seine Motivation, selbst in die Politik einzusteigen. Er selber ist ebenfalls Bürgergeldempfänger – aufgrund gesundheitlicher Probleme sei er seit Jahren arbeitsunfähig.

Johann Erdwiens hat seine politische Stimme bereits früh erhoben. Schon in seiner Jugend hatte er sich für Friedensbewegungen eingesetzt und war Jugendgruppenleiter der Kirche: Frieden stand bei ihm an erster Stelle. 2006 trat er bei der PDS ein, eine Vorgängerin der Linkspartei.

Die Bundestagswahl ist die erste für den 47-Jährigen. Ende September fingen die Überlegungen an, ob er sich zur Wahl aufstellen lassen möchte oder nicht – doch dann kam alles anders: „Wir wurden ja von den ganzen Geschichten überrollt. Dementsprechend fehlt mir, aber auch den ganzen anderen Parteien, viel Vorbereitungszeit“. Deshalb hatte Erdwiens sich auch gegen den Online-Wahlkampf entschieden, da ihm dazu die Zeit fehle. Die sozialen Medien nutzt er kaum. Er würde es auch verbieten, Fotos von Kindern zu teilen. „Natürlich muss es jeder irgendwo selbst wissen, aber mir ist das zu gefährlich. Ich halte meine Tochter da raus“. Auch die „Lockerung“ der Strafen für den Besitz von Kinderpornografie hält er für das komplett falsche Signal. Er würde die Strafen für Kinderporno-Konsumenten mit denen der Täter gleichstellen, sagt er.

Erdwiens kämpft für eine Reform des Transferleistungssystems, das mehr Effektivität und Gerechtigkeit bieten soll, aber auch für eine gerechtere Verteilung der Ressourcen und eine Erhöhung des Regelsatzes, um den realen Lebenshaltungskosten Rechnung zu tragen.

Eine seiner zentralen politischen Ideen ist der Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) in Ostfriesland. Er setzt sich aktiv für eine Wiederinbetriebnahme der Bahnstrecke Emden-Aurich ein. Mobilität sei ein Schlüssel zu sozialer Teilhabe und wirtschaftlicher Entwicklung – insbesondere in ländlichen Regionen. Er wünscht sich langfristig einen kostenlosen ÖPNV.

Darüber hinaus sieht er die Notwendigkeit eines Umdenkens in der Bildungspolitik. Er fordert eine Vereinheitlichung der Bildungsstandards, um Chancengleichheit für alle Schüler zu gewährleisten und Benachteiligungen durch unterschiedliche Bildungssysteme zu beseitigen.

Johann Erdwiens ist der Meinung, das Land sei auf Fachkräfte und dementsprechend auf Zuwanderung angewiesen. Zudem sieht er die Notwendigkeit, die Integration von Migranten zu fördern, „anstatt sie an den Rand der Gesellschaft zu drängen“. Dennoch müsse man dafür sorgen, dass Eingewanderte, die bestimmte Straftaten begehen, abgeschoben werden.

Ein Dorn im Auge ist ihm die Bürokratie. Die müsse unbedingt abgebaut werden, unter anderem beim Bürgergeld. Auch auf das Steuersystem blickt er kritisch: Er fordert eine Steuer- und Rentenreform. Die Armen sollten entlastet werden, während die Reichen mehr abgeben sollen. Er setzt sich für eine Politik für alle ein, die niemanden benachteiligt. Für ihn gilt der „Gleichbehandlungsgrundsatz“.

Die Gasbohrungen vor Borkum sieht er ebenfalls kritisch. Er wünscht sich auf Dauer noch mehr erneuerbare Energie und Windparks in Ostfriesland.

Dennoch müsse die Wirtschaft der Region gestärkt werden. Seiner Meinung nach sollten nicht die VW-Mitarbeiter weniger Lohn erhalten, sondern die Führungsebene sollte Abstriche machen.

Er sieht seine eigenen Chancen zwar realistisch gering, dennoch denkt er, dass seine Partei sicher in den Bundestag kommt. Sollte er das Direktmandat doch erhalten, sei seine Tochter damit einverstanden. Für den Fall der Fälle hat er bereits alles abgesprochen.

Er sei fest entschlossen, die sozialen Herausforderungen der Region anzugehen und die Politik für alle Menschen zu gestalten – unabhängig von deren Herkunft, Einkommen oder Bildung.