Kliniken lehnen Notfall-Gebühr ab

Von Stefan Bergmann

6000 Menschen kommen pro Monat in die drei Notaufnahmen der Region. Einige von Ihnen haben nichts ernstes.

Kliniken lehnen Notfall-Gebühr ab

Notaufnahme in Norden: 66 Patienten pro Tag. Sind das zuviele?

Ostfriesland Die drei ostfriesischen Kliniken lehnen eine Gebühr für Patienten, die eigenständig die Notaufnahmen der Krankenhäuser aufsuchen, ab. „Menschen sollen nicht über eine mögliche Gebühr nachdenken müssen, bevor sie in eine Notaufnahme kommen“, sagt dazu Dr. Alexander Dinse-Lambracht. Zusätzlich gebe es immer häufiger Engpässe bei der hausärztlichen Versorgung, nicht jeder Arzt biete noch alle Leistungen an. Vor allem chirurgische Notfälle – vom Knochenbruch bis hin zu Notoperationen – seien oft Leistungen des Krankenhauses notwendig.

Der Chef der deutschen Kassenärzte, Andreas Gassen, hatte eine Gebühr für alle Patienten gefordert, die in eine Notfallambulanz gehen, ohne zuvor mit der Rettungsleitstelle gesprochen zu haben. Sie könne Patienten mit lästigen aber ungefährlichen Krankheiten direkt zum Hausarzt schicken.

6000 Notfälle pro Monat

Unterdessen hat die Trägergesellschaft der Kliniken Emden, Aurich und Norden die Zahl der Notfallpatienten in allen drei Ambulanzen allein im März 2023 mit insgesamt 6000 angegeben, also 66 Patienten pro Tag, rund um die Uhr.

Dinse-Lambracht hält diese Zahl für „normal hoch“. Sie spiegele den Versorgungsbedarf einer Region wie Ostfriesland wider – auch vor dem Hintergrund von Hausärztemangel und eingeschränkten Sprechstundenzeiten. Trotz dieser Zahl sei ambulante Versorgung „immer defizitär“, so Dinse- Lambracht. Die kommende Krankenhausreform biete gute Ansätze, weil sie Krankenhäusern „Vorhaltepauschalen“ biete für Leistungen, die wichtig sind, aber sich kaum rechnen.