Krummhörns Touristik hat noch einiges zu tun

Von Till Oliver Becker

Schon der Name der Gesellschaft verrät: Tourismus in der Krummhörn, das ist ganz viel Greetsiel. Warum, Herr Buserath?

Das ist eine gewachsene Geschichte. Greetsiels Lage, dazu der historische Ortskern, die Krabbenkutter-Flotte, das ist einmalig. Auch die anderen Orte in der Krummhörn sind wunderschön, aber Greetsiel sticht hier schon heraus. Entsprechend hat sich das touristische Angebot auch ohne Steuerung dort konzentriert. Von 800 000 Übernachtungen in der gesamten Gemeinde im vergangenen Jahr entfallen mehr als 500 000 auf Greetsiel.

Die Krummhörn besteht aber nicht nur aus Greetsiel.

Es ist Bestandteil unseres Leitbilds, alle Orte der Krummhörn in die touristische Entwicklung und Präsentation einzubeziehen. Das setzen wir auch um, aber es ist schon eine Herausforderung. Natürlich ist zum Beispiel das Warfendorf Rysum schön, aber dort haben wir eine ganz andere Situation als in Greetsiel. Auch wenn sich in Rysum zuletzt gastronomisch etwas getan hat, ist das aktuelle Angebot für Touristen natürlich überhaupt nicht vergleichbar.

Wie sieht Ihr Ansatz aus, die gesamte Krummhörn touristisch zu bewerben?

Greetsiel ist ja schon fast ein Selbstläufer, wir wollen den Fokus also verstärkt auf die anderen Orte setzen. Wir haben einige Angebote entwickelt, die möglichst viele der Orte einbeziehen, zum Beispiel die Kirchturmtour oder das Lichterfest im Herbst. Der Weg ist, touristische Angebote zu schaffen, bei denen die gesamte Krummhörn einbezogen wird.

Zum Beispiel im Bereich Fahrrad-Tourismus?

Richtig. Viele unserer Gäste lieben es, hier Rad zu fahren. Leider sind unsere Radwege noch lange nicht zeitgemäß ausgebaut. Das ist eine der Aufgaben, die vor der Krummhörn liegen.

Die Gäste sind also in der Krummhörn unterwegs und bleiben nicht nur in Greetsiel?

Ja. Das Feriendomizil ist häufig Greetsiel, aber die gesamte Krummhörn und andere Teile Ostfrieslands werden erkundet. Und dann ist es natürlich entscheidend, dass vor Ort Angebote existieren. Dann bleiben die Gäste auch gern länger dort. In Campen zum Beispiel ist der Leuchtturm ein Besuchermagnet. Davon kann das Landwirtschaftsmuseum profitieren. Deshalb wird am Leuchtturm auf das Museum hingewiesen.

Ist der schlecht ausgebaute ÖPNV ein Problem?

Ja, leider. Wir würden unseren Gästen sehr gern Alternativen zum eigenen Pkw anbieten, allein schon aus Gründen des Umweltschutzes. Aber außerhalb der Schulzeiten fährt kaum etwas. Und gerade in der Urlaubszeit, wenn die Touristen anreisen, schalten viele Linien in den Ferienmodus und verkehren noch seltener.

Kann man daran nichts verändern?

Der ÖPNV in unserer Region wird von privaten Unternehmen durchgeführt, die natürlich streng betriebswirtschaftlich denken müssen. Denen kann man gerade in der heutigen Zeit keinen Vorwurf machen, wenn sie bei finanziell unsicheren Busstrecken abwinken. Die Kommunen sind allerdings nicht in der Lage, hierfür die Kosten zu übernehmen, also gibt es erst einmal keine Patentlösung für dieses Problem.

Also soll alles bleiben, wie es ist?

Nein, auf keinen Fall. Wir wissen, wie wichtig ein guter ÖPNV für die Region ist, für die Bewohner genauso wie für die Urlauber. Aber tatsächlich sind wir als Touristiker nicht in der Position, etwas zu gestalten. Hier sind Politik und Wirtschaft gefordert.

Was kann oder sollte sich noch ändern?

Wir wollen uns in Richtung Gesundheitstourismus weiterentwickeln. Das ist ein Bereich, den viele Menschen nachfragen, und hier sind wir noch nicht allzu breit aufgestellt. Weitere Anlegestellen für Boote, um im Wassertourismus mehr anzubieten. Und wir wünschen uns weiterhin eine Umsetzung der Pläne für ein Jufa-Hotel in Greetsiel, auch, weil damit auch der Badesee attraktiver würde.

Sie sind jetzt seit einem Jahr der oberste Touristiker der Krummhörn. Was hat sich in diesem Zeitraum getan?

Wir haben mit internen Umstrukturierungen begonnen, um effizienter arbeiten zu können. Dazu brauchten wir auch neue Mitarbeiter. Tatsächlich hat es anfangs viel Zeit gekostet, die bestehenden Strukturen zu analysieren und Veränderungen umzusetzen.

Gibt es konkrete Projekte, die bereits laufen oder sogar schon beendet wurden?

Ja, zum Beispiel der neue Hundespielplatz in Greetsiel. Der wird bereits sehr gut angenommen, und wir merken, es gibt weiterhin ein Defizit an Möglichkeiten, den eigenen Hund während des Urlaubs in der Krummhörn zu beschäftigen. Auch hier gibt es also noch Potential. Wir setzen ein neues Besucherleitsystem um, und ein Dauerthema ist für uns natürlich das Schwimmbad in Greetsiel.

Die Oase.

Ja. Das ist ein riesen Projekt, das einiges an Ressourcen erfordert. Aber es gab keine Alternative zur Sanierung, allein schon, weil das Schwimmbad dann endlich barrierefrei wird.