Bei der Fischereikonferenz in Cuxhaven wird deutlich: Es geht um nichts weniger als die Existenz
Die Positionen der Fischer sind eindeutig. Durch das Schließen weiterer Fanggebiete wird die Fischerei in ihrer Gänze bedroht, mit weitreichenden Folgen.Foto: Katarzyna Siemers
Ostfriesland Ein Bündnis aus Politik, Wirtschaft und Tourismus fordert mehr Unterstützung für die Fischerei an der deutschen Nordseeküste. „Wir brauchen eine Perspektive“, sagte Uwe Santjer, Oberbürgermeister von Cuxhaven (SPD), im Rahmen der 2. Norddeutschen Fischereikonferenz. „Es geht hier tatsächlich um Existenzen.“
Forderungen nach mehr Geld für Küstenfischer
Die Küstenfischer seien auf finanzielle Unterstützung angewiesen, betonte das Bündnis. Beim Verkauf von Flächen für die Offshore-Windkraft sollen mindestens fünf Prozent des Erlöses als Strukturhilfe an die Fischerei fließen. So war es schon einmal geplant, dann musste die Bundesregierung sparen und kürzte kurzerhand die Gelder – von rund 670 Millionen Euro auf rund 130 Millionen Euro.
Momentan sei die Haushaltslage erst recht ungewiss, sagte Hilke Looden, parteilose Bürgermeisterin der Gemeinde Krummhörn. „Jetzt ist die Diskussion, ob das noch weiter gekürzt oder gedeckelt wird.“ Um welche Summen es konkret geht, sei unklar.
Austausch mit Kommunen an der Ostsee
Zur Entlastung der Fischer soll ferner ein Fischereifonds beitragen, wie das Bündnis bekräftigte. Aus dem Fonds sollen Maßnahmen zur Diversifizierung der Branche, zur Modernisierung von Schiffen, für die Vermarktung und Forschung finanziert werden. Über die Bewirtschaftung des Fonds könnte ein Fischereirat entscheiden, mit Vertretern der Wirtschaft, der Politik und der Kommunen.
Die Forderungen sind schon im „Zukunftspakt Küstenfischerei 2050“ verankert, der Anfang des Jahres von Kommunen, der Tourismusbranche und der Industrie- und Handelskammer in Ostfriesland vorgestellt wurde. Weitere Akteure aus Fischerei, Tourismus und Nationalparks in Niedersachsen und Schleswig-Holstein unterzeichneten das Papier bei der 1. Norddeutschen Fischereikonferenz im Sommer.
Der Pakt soll die Küstenfischerei in Niedersachsen und Schleswig-Holstein durch politische Rahmenbedingungen nachhaltig sichern. Das Bündnis kündigte an, bald Kontakt mit Kommunen an der Ostsee aufnehmen zu wollen. „Hier wächst eine große Solidarität an der Küste“, sagte Santjer. „Die Alarmzeichen sind auf Rot.“
Sorgen der Küstenfischer wachsen
Sorgen bereiten insbesondere Pläne der EU, in Schutzgebieten das Fischen mit Netzen auf dem Meeresgrund zu verbieten. Das Bündnis fordert ein „verbrieftes Fischereirecht“ im Küstenmeer, mit dem Fanggebiete und Fangmöglichkeiten, etwa für die Krabbenfischer, erhalten werden sollen.
„Unser größtes Problem ist, dass Fanggebiete verloren gehen“, erklärt Dirk Sanders, Präsident des Landesfischereiverbands Niedersachsen. Windparks, Kabeltrassen und Flussvertiefungen verdrängen die Fischer. Eine Möglichkeit sei das Fischen in Offshore-Gebieten. In Deutschland sei das bisher verboten, nicht so in England und Dänemark. „Und wir haben zu viele Schiffe, wir müssen die Kapazität anpassen.“
Es stehe außer Frage, dass sich die Fischerei für einen besseren Meeresschutz und angesichts des Klimawandels verändern müsse. Sanders schlägt beispielsweise vor, die Fangzeiten zu beschränken. Denkbar seien zwei oder drei Monate Fangpause im Winter, sagte der Präsident des Landesfischereiverbands Niedersachsen.
Ohne Kutter im Hafen fehlt touristischer Magnet
Die Küstenfischerei sei nicht nur wichtig für die Fischereibetriebe, sondern für den gesamten Tourismus und die Wirtschaft vor Ort. „Wer an die Küste kommt, der will zwei Sachen auf jeden Fall machen“, meint Santjer. „Das Erste ist: Er will erst mal ein Foto haben von einem Kutter. Und das Zweite: Er will Fisch essen und möglichst auch eine Nordseekrabbe.“ Beides sei nur möglich, wenn die Fischerei eine Zukunft habe.