Kunstauktion in Greetsiel: Ein Bild für den Glauben

Von Michael Hillebrand

Helda Kutish und Pastor Hartmut Lübben bei der Greetsieler Woche 2023. Fotos: privat

Greetsiel Bei all der Liebe und Wärme fühle es sich an wie eine Familie. „Man hat das Gefühl, dass Gott wirklich da ist“, beschreibt Helda Kutish die Messen, die sie bislang in der Kirche in Greetsiel erlebt hat. Eigentlich ist die gebürtige Syrerin Muslima, aber dieser Eindruck des Miteinanders habe sie geprägt. So sehr, dass die Künstlerin der evangelisch-reformierten Gemeinde nun mit einer Online-Auktion finanziell unter die Arme greifen will, kündigt sie im Gespräch mit dieser Zeitung an. Die Aktion sei allerdings auch als generelles Dankeschön an die hiesige Gesellschaft zu verstehen, die ihr nach ihrer Flucht im Jahr 2015 geholfen hat, sagt Kutish.

Einer dieser Helfer war damals Manfred Evers, der sie in einer Sammelunterkunft im nordrhein-westfälischen Ratingen kennenlernte und Freundschaft schloss. Beide wohnen bis heute in dieser Stadt. Evers war es zudem, der sie im vergangenen Jahr mit Ostfriesland vertraut machte, wo Kutish als Künstlerin an der Greetsieler Woche teilnahm.

Zum 1. Dezember kehrt sie nun mit Evers und mit dessen Frau Gaby in den Küstenort zurück, um im Rahmen eines Gottesdienstes ein 120 mal 80 Zentimeter großes Ölgemälde vorzustellen. Es soll am selben Tag auf der Auktionsseite Ebay online gehen und für die Sanierung der Kirchenfenster bis zum 14. Dezember versteigert werden. Das Startgebot liegt bei 100 Euro, so Kutish und Evers, der eigentlich Atheist ist. Für den Fall, dass die Auktion weniger als erhofft einbringt, denkt der jahrzehntelange Kickers-Emden-Fan darüber nach, sich mit mehreren Leuten zusammenzuschließen, um das Gemälde für einen höheren Betrag zu ersteigern und es der Greetsieler Kirche als Dauerleihgabe zu überreichen.

Das Gemälde zeigt die Heiligen Drei Könige vor der Krippe in Bethlehem und war ursprünglich für eine Bekannte bei der Paul-Gerhardt-Kirche in Ratingen-Tiefenbroich gedacht. Sie habe aber lieber eine andere Anordnung der Charaktere und Schäferhunde mit auf dem Bild haben wollen, weshalb noch eine weitere Version des Gemäldes angefertigt wurde, erklärt der 67-Jährige.

Das biblische Motiv bildet dabei eine Ausnahme für Kutish, die sich eigentlich auf andere Themen spezialisiert hat. So zeigte sie bei der Greetsieler Woche Werke von traurigen Kindern in verschiedenen Situationen, mit denen die Modedesignerin ihre Flucht und die jahrelange Trennung von ihrem Ehemann und ihren Kindern verarbeitete. Ihr neues Hauptthema ist „Frauen im Wasser“, das ebenfalls in Verbindung mit ihrer Flucht steht. „Ich musste drei Stunden durch das Meer schwimmen, um die griechische Küste zu erreichen. Diese Zeit kann man nicht vergessen“, betont die 42-jährige Lehrerin.

Inzwischen habe sie weniger Zeit für die Kunst, weil sie sich wieder um ihre Familie und um ihre Umschulung im sozialen Bereich kümmern muss, erklärt Kutish. Noch einmal an einer Ausstellung in Ostfriesland teilnehmen würde sie dennoch gern. Eine Auswahl von ihren Werken kann man sich online unter www.heldabilder.de anschauen.