Landesamt finanziert Norderneyer Pflegeprojekt
Projektleiterin Mona Jenkins erzählt über die Arbeit von „Pfleeg de See“
Zufriedene Mitarbeiter und und selbstbestimmte Patienten – so lautet das here Ziel des Pflegeprojekts „Pfleeg de See“, der als ambulanter Pflegedienst vorerst für die kommendenden zwölf Monate vom Niedersächsischen Landesamt für Soziales, Jugend und Familie im Rahmen der „Förderung im ländlichen Bereich“ gefördert wird, wodurch die Personal- und Sachkosten zu 90 Prozent finanziert werden. Einen Einblick in das Projekt gibt die Leiterin Mona Jenkins.
„Seitdem meine pflegebedürftige Tante Leistungen eines ambulanten Pflegedienstes in Anspruch nimmt, lernt sie innerhalb von wenigen Wochen, dass die hilfsbereiten Pflege -und Betreuungskräfte schnelle, routinierte Griffe durchführen können und sie kaum noch etwas machen muss. Ihr wird geholfen, indem man viel übernimmt: beim Aufstehen, Duschen, Ankleiden – obwohl sie eigentlich nur eine leichte Unterstützung braucht.
Zu den Mahlzeiten wird sie nun vor einem schön gedeckten Tisch gefahren. Bekommt Kaffee eingeschenkt und die Brötchen aufgeschnitten – wie im Hotel.
Sie wird umfangreich versorgt. Vieles wird ihr abgenommen. Meine Tante bewegt sich sichtlich immer weniger, sitzt vielmehr, ist insgesamt ruhiger und unmotivierter. Ihr Selbstwertgefühl verschwindet zunehmend. Nach ein paar Wochen wird der Physiotherapeut, auf Rezept zweimal pro Woche, bestellt, denn das Laufen und ihre gesamte Beweglichkeit haben sich so sehr verschlechtert, dass man etwas tun wollte.
Dies ist der typische Beginn des schleichenden Prozesses in eine Abwärtsentwicklung, der nicht selten in der Bettlägerigkeit endet. Dieses bis heute typische Phänomen beschrieb Dr. A. Zegelin bereits vor 20 Jahren in ihrem Buch ,Festgenagelt sein – Der Prozess des Bettlägerigwerdens‘.
Diese gefährliche Abwärtsspirale hat nicht nur Folgen für die Patienten, sondern auch für die Pflegenden. Denn: Die Pflegekraft unterstützt, wo es nicht nötig ist – der Pflegebedürftige wird dadurch vermehrt hilfsbedürftig – die Pflegekraft ermüdet/erkrankt – damit es schneller geht, nimmt sie dem Patienten weitere Handgriffe ab und wird noch müder/kränker und der Patient weiter immobil. Ein Kreislauf, der für beide Seiten frustrierend ist.
Diese Spirale in Zeiten, in denen die Zahl der Pflegebedürftigen immer schneller steigt und die Zahl der Pflegekräfte ständig abnimmt, zu unterbrechen, haben wir uns als ambulanter Pflegedienst „Pfleeg de See“ für die nächsten zwölf Monate auf die Fahne geschrieben.
Pflegen und gepflegt werden soll wieder mehr Lebensqualität für alle Beteiligten ermöglichen.
Pflege soll wieder ein Beruf sein, der auch von älteren Pflegekräften geleistet werden kann und ausgestiegene Pflegekräfte zur Rückkehr in den Beruf ermuntert. Wir schaffen die Rahmenbedingungen dafür. Wie fangen wir an? Wir schulen unser gesamtes Team, Bewohner, Patienten, An- und Zugehörige. Wir möchten noch mehr voneinander-miteinander lernen.
Wir lernen pflegerische Unterstützung so zu gestalten , dass sich alle Beteiligten sinnvoller, wirksamer, autonomer und verbundener fühlen und somit gesünder und zufriedener bleiben. Unser Fokus liegt dabei auf dem Erhalt der vorhandenen Beweglichkeit.
Wir nutzen dazu das Instrument Kinästhetik.
Von Juni 2024 bis Mai 2025 gibt es monatlich an mindestens drei Tagen verschiedenen Angebote für unser Team, Bewohner, Patienten, An- und Zugehörigen und weitere Interessierten, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.
In Form von zertifizierten Kursen, Workshops und Einzelgesprächen bieten wir gemeinsames Lernen an, um die Pflegesituationen zu erleichtern.
Praxisbegleitungen und individuelle Schulungen finden gern auch im häuslichen Umfeld statt.
Ermöglicht wird unser Projekt vom Niedersächsischen Landesamt für Soziales, Jugend und Familie im Rahmen der ,Förderung im ländlichen Bereich‘, wodurch die Personal- und Sachkosten zu 90 Prozent finanziert werden.
Wer als Angehöriger oder Pflege-/Betreuungskraft Fragen zu oder Interesse an diesem Projekt hat, melde sich gern bei Pfleeg de See, Telefon: 8407916, oder bei Mona Jenkins, Telefon: 0176/ 83482197, E-Mail: mona.jenkinsoutlook.de.“