Gastro: Mehr zahlen und bessere Arbeitszeiten - dann klappt‘s auch mit dem Nachwuchs
Bei den Gastro- und Hotelbetrieben läuft es noch gut. Aber wie es in den nächsten Jahren weitergehen wird, machen mehrere Faktoren ungewiss.
Die Norddeicher Gastro- und Hotelbetriebe können mit der diesjährigen Saison zufrieden sein.
Norden Die letzte Woche der Sommerferien in Nordrhein-Westfalen neigt sich langsam dem Ende zu und das bedeutet auch für Norddeich, dass die Hauptsaison für den Tourismus die Ziellinie im Blick hat. Entsprechend können die Gastronomen und Hoteliers die erste Bilanz der Saison ziehen. „Wir sind zufrieden mit den Buchungszahlen“, sagt Thorsten Albers, Vorsitzender vom deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) Kreisverband Norden und Inhaber des Hotels Regina Maris in Norddeich. Aber steigende Kosten und der Personalmangel seien ein immer stärker drückendes Problem.
Zeiten ändern sich
Die Branche müsse aktuell flexibler agieren, als es noch vor Corona der Fall gewesen sei. Die Kosten für das Personal seien um 30 Prozent gestiegen, im Vergleich zu den Vorjahren und auch die Energiekosten sind in die Höhe geschnellt. Im ersten Quartal des Jahres seien die Ausgaben so hoch gewesen, wie sie im gesamten vergangenen Jahr waren, berichtet Albers.
Nicht nur die Kosten steigen in dem Gewerbe. Der Nachwuchs fehlt und nur wenige Arbeitskräfte finden aktuell ihren Weg in die Gastronomie. Sei es als Fachkraft oder Aushilfskraft. „Das ist aber kein neues Problem“, betont Albers, es wird nur immer präsenter, je mehr Arbeitnehmer in Rente gehen. Der demografische Wandel mache keinen Halt und es gäbe immer weniger Arbeitskräfte, die die offenen Stellen füllen können. Daher bleibe der Wirtschaft nur, ihre Ausbildungs- und Arbeitsplätze attraktiver zu gestalten. Auch wenn die Gastronomen sagen, sie würden es noch nicht so sehr bemerken, „die Zahlen sagen etwas anderes“, so Albers.
Nachwuchs? Woher?
Aus der Sicht des Vorsitzenden wird sich das Nachwuchsproblem noch weiter verschärfen, wenn es kein Umdenken gibt. Viele Schülerinnen und Schüler würden einerseits gern in der Heimat bleiben und hier einen Beruf erlernen, auf der anderen Seite passten die Berufswünsche nicht immer zu den Angeboten vor Ort. Auch ziehen viele ein Studium der Ausbildung vor, da hier eine größere Karrierechance gesehen wird.
Weil Jugendliche nicht für die Ausbildung im Ort bleiben, müssen die Fühler etwas weiter ausgestreckt werden. So hat Albers für seinen eigenen Betrieb schon öfter Arbeitskräfte aus dem Ausland angeworben und versucht, sie in den Gastronomie-Bereich seines Hotels zu integrieren. Ob aus Spanien, Marokko oder Aserbaidschan, am Ende sind nur wenige in dem Unternehmen geblieben. „Oft fehlt die Basis“, so Albers, wie zum Beispiel Tabletts mit Essen und Getränken zu den Kunden zu bringen.
Fairness ist wichtig
Um die Arbeitnehmer in der Branche zu halten, muss ein Umdenken stattfinden, so Albers. Die Bezahlung für die Mitarbeiter müsse stimmen und auch die Arbeitszeiten müssen freundlicher und strukturierter gestaltet werden.
Die Arbeitsleistung einer ausgebildeten Arbeitskraft, müsse entsprechend vergütet werden. Gerade Betriebe, in denen dies nicht der Fall ist, hätten stärker mit Personalproblemen zu kämpfen.
Wetter überzeugt Gäste
Diese Saison habe alles noch gut geklappt. Auch wenn „der Frisia-Parkplatz schon einmal voller war“, sagt Albers. Die Urlauber wollen immer noch möglichst nah an das Meer und an den Strand kommen und das ginge immer noch am besten in Norddeich und Umgebung.
Viele Gäste sind aus NRW durch das warme Wetter an die Küste gelockt worden, berichtet Albers. Denn die Kombination von Sonne und der frischen Deichbrise sei bei den Gästen gern gesehen. Gerade wenn in den Nachrichten immer wieder von den Hitzewellen in Südeuropa gesprochen wird. Die Besucherzahlen aus NRW seien aber insgesamt leicht rückgängig, dafür kommen vermehrt Besucher aus Baden-Württemberg und den deutschsprachigen Nachbarländern, wie der Schweiz und Österreich, an die niedersächsische Küste, so Albers.
Wie es im nächsten Jahr werde, könne er aber noch nicht sagen. Denn die Mehrwertsteuer für Speisen zum Verzehr vor Ort soll wieder von sieben auf 19 Prozent angehoben werden. Dadurch wird alles teurer. Entsprechend muss er auch seinen potenziellen Gästen bei der Buchung mitteilen, dass die Preise nicht fest seien.