„Lieber Weihnachtsmann, ich wünsche mir, dass Papa mehr Zeit für mich hat“

Von Merlin Klinke

Mehr als 100 Briefe sind im Postamt des Weihnachtsmannes von der Nörder Wiehnacht eingegangen. Foto: Meret Edzards-Tschinke

Norden Lieber Weihnachtsmann, ich wünsche mir von dir, dass es wieder mehr Frieden auf der Welt gibt und mein Bruder öfter Zeit hat, mit mir zu spielen … Das sind zwei der Wünsche, die Norder Kinder in Briefen über den Briefkasten auf der Nörder Wiehnacht an den Weihnachtsmann geschickt haben. Diese blieben nicht unbeantwortet: Freiwillige haben beim Mehrgenerationenhaus (MGH) die Aufgabe übernommen, mehr als 100 Briefe der Kinder zu beantworten und zum Zauber der Festtage beizutragen: das alles im Auftrag des Weihnachtsmannes.

Persönliche Antworten

Für die ehrenamtlichen Weihnachtselfen Ursula Keunecke und Josef Wegener begann nach der ersten Leerung des Briefkastens eine wichtige Aufgabe. Die Briefe sind so vielfältig wie die Kinder, die sie schreiben – von Wunschlisten für Spielzeug bis zu herzlichen Worten und Fragen zum Stress des Weihnachtsmannes.

„Du bist sicher gespannt, ob dein Wunsch in Erfüllung geht“ und „In diesem Jahr habe ich mir etwas ganz Besonderes für dich ausgesucht“ sind nur zwei der vielen raffinierten Formulierungen, mit denen die Weihnachtselfen es vermeiden, den Kindern etwas zu versprechen, dass sie am Ende nicht einhalten können. Dabei ist nicht jeder Brief einfach zu beantworten. Denn in einigen Wünschen der Kinder sieht man, dass sie mit einigen Problemen zu kämpfen haben.

Verfasser wollen nicht nur Spielzeug

Diese sind ebenso vielfältig, wie die Geschenke, die sie sich wünschen. Und am Ende können die Helfer nur versuchen, den Kindern mit einem positiven und ermutigenden Text ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Denn auch wenn der Bruder nur noch wenig Zeit hat und sich alle Wünsche des Verfassers nur um diesen drehen. Der Weihnachtsmann kann die Menschen nun einmal nicht direkt beeinflussen. Die Helfer hoffen, dass die Antwort des Weihnachtsmannes von den Eltern gelesen wird und diese sich darum bemühen, etwas mehr auf die aufgezeigten Bedürfnisse der Kinder einzugehen.

In einer Zeit, die von digitaler Kommunikation geprägt ist, setzen die Helfer bewusst auf Handgeschriebenes. Dies vermittelt den jungen Lesern das Gefühl, dass sich jemand intensiv mit ihren Wünschen auseinandersetzt. Die Kinder haben ihre Wunschzettel mit Bildern der gewünschten Spielsachen verziert, daher sollen sie das Gefühl vermittelt bekommen, man habe sich mit ihren Nachrichten und Listen beschäftigt. „Für zwölf Briefe habe ich am Ende ungefähr zwei Stunden benötigt“, sagt Keunecke.

Autor versucht sich als Weihnachtshelfer

Als Autor dieses Textes konnte ich es mir nicht nehmen lassen, mich auch an die Rolle des Weihnachtsmannes zu wagen. Insgesamt habe ich von den 100 Briefen zwölf beantwortet und musste feststellen, es ist nicht so einfach, wie man denkt. Zu einem stellt man sich viele Fragen: Wem antworte ich eigentlich? Denn die Eltern lesen wahrscheinlich mit; wie antworte ich richtig auf reine Wunschzettel? Denn den Kindern Geschenke versprechen, die sie am Ende vielleicht nicht bekommen, geht nicht. Das führt nur zu Tränen oder die Kinder bekommen den Brief nicht zu Gesicht. Und die Post vom Nordpol soll ja die Weihnachtsstimmung anheben und ein positives Gefühl vermitteln. Darum gibt es in den Briefen ein fröhliches „Ho ! Ho! Ho!“ vom Nordpol zur Begrüßung. Handschrift entpuppte sich ebenfalls als eine eigene Herausforderung. Denn wenn jemand fragen würde, wann ich mir das letzte Mal so viel Mühe beim Schreiben gegeben habe, ich könnte es nicht beantworten. Dasselbe gilt sicher auch für die Verfasser der Wunschzettel – den Kindern. Denn diese lernen das Schreiben in der Regel noch und entsprechend herausfordernd kann das Lesen sein. Aber es lohnt sich, wenn man daran denkt, dass sich irgendwo ein Kind über die Antwort im Namen des Weihnachtsmannes freut.

Noch nicht jeder Brief konnte beantwortet werden. Die letzten Briefe werden sicher erst heute im Postamt ankommen und werden voraussichtlich zu Beginn des kommenden Jahres beantwortet. Denn über die Feiertage müssen auch die ehrenamtlichen Helfer an anderen Stellen mit anpacken, sodass die Briefe zwar gelesen, aber nicht mehr vor Weihnachten bei den Kindern ankommen werden.