Meyer Werft überführt das Kreuzfahrtschiff „Silver Ray“ durch die Ems
Trotz Minus-Temperaturen waren viele Schaulustige dabei, als die Meyer Werft die „Silver Ray“ durch die enge Ems bis in den Dollard zog. Die Überführung ist auch ein sichtbares Zeichen dafür, dass sich die Meyer-Werft nach der Corona-Phase wieder gefangen hat.
Jedes Mal ein Manöver, bei dem es buchstäblich auf wenige Meter ankommt: Die Silver Ray am frühen Sonntagmorgen auf dem Weg ins offene Meer.
Papenburg/Emden Das neue Kreuzfahrtschiff der Meyer Werft hat seine erste Fahrt ohne Zwischenfälle begonnen. Die 240 Meter lange und 30 Meter breite „Silver Ray“ startete am frühen Sonntagmorgen gegen 2.30 Uhr und damit eine Stunde früher als geplant mit der rund 40 Kilometer langen Emspassage von Papenburg in die Nordsee. „Es läuft alles gut und nach Plan. Wir sind bei guten Bedingungen deutlich vor der Zeit“, sagte Peter Hackmann, Sprecher der Meyer Werft, am Sonntag.
Um die Mittagszeit sollte das Schiff das Emssperrwerk passieren und dann den niederländischen Hafen Eemshaven erreichen. Die Schiffsüberführung zog trotz Minusgraden am frühen Morgen wieder zahlreiche Schaulustige entlang der Ems an.
„Das Schiff sieht aus wie ein Schiff“
„Das Schöne an dem Schiff ist, dass es aussieht wie ein Schiff und nicht wie ein Hochhaus“, sagte ein älteres Paar aus Leer. Marco, ein leidenschaftlicher Schiffsbeobachter aus Otterndorf, erzählte, er habe sich „extra früh auf den Weg gemacht, um das Schiff nicht zu verpassen, weil es ein schönes Schiff ist“.
Rückwärts bis zur Nordsee
Wegen der besseren Manövrierbarkeit wurde die „Silver Ray“ über die Ems rückwärts gen Nordsee gefahren. Zwei Schlepper unterstützten das Manöver. Das Kommando lag bei der Lotsenbrüderschaft Emden. Die Emslotsen sind seit vielen Jahren für die Emsüberführungen der Kreuzfahrtschiffe der Meyer Werft zuständig. Die Überführung wurde zuvor im Simulator geübt.
Wendemanöver nach dem Sperrwerk
Nach dem Passieren des Emssperrwerks sollte das Schiff gedreht und anschließend die Adapter-Spezialvorrichtungen der Schlepper gelöst werden. Nach technischen und nautischen Erprobungen auf der Nordsee „fährt das Schiff dann mit eigener Kraft vorwärts Richtung Eemshaven“, wie Meyer-Sprecher Hackmann sagte.
Ende Februar hatte das Schiff die Schiffsbauhalle verlassen. Bereits im vergangenen Sommer wurde das Schwesterschiff, die „Silver Nova“, an die Reederei Silversea Cruises ausgeliefert. Es verfügt über ein Hybrid-Antriebssystem, bei dem neben verflüssigtem Erdgas (LNG) auch Brennstoffzellen und Batterien zum Einsatz kommen. Damit soll im Hafen ein emissionsfreier Betrieb möglich sein. An Bord des Schiffes befinden sich unter anderem acht Restaurants, mehrere Bars und Lounges, ein Casino und ein Fitnesscenter. Es bietet Platz für 728 Passagiere.
Es läuft wieder bei Meyer
Wegen der Bestellflaute infolge der Corona-Pandemie hatte die Meyer Werft ihre Aufträge in Absprache mit den Reedereien strecken müssen. Vor Ostern hatte die Meyer Werft einen Neuauftrag der Reederei Carnival Cruise Line bekannt gegeben. Einen weiteren hatte es schon im Februar gegeben.
Sechs Schiffe im Auftragsbuch
Im Auftragsbuch des emsländischen Traditionsunternehmens stehen damit nun sechs Kreuzfahrtschiffe, ein Forschungsschiff und der Stahlbau für vier Offshore-Konverterplattformen. Das Unternehmen beschäftigt rund 3000 Werftmitarbeiter und sichert zahlreichen Zulieferern und Dienstleistern in der Region Aufträge. Einem Bericht zufolge muss das Unternehmen bis November 2024 einen Kredit von 550 Millionen Euro zurückzahlen.