Am Auricher Landgericht lief kaum noch etwas, als die IT ausfiel. Foto: Ute Bruns
Aurich Als die Mitarbeiter des Landgerichts Aurich am Morgen des 24. April, es war ein Montag, mit der Arbeit beginnen wollten, erlebten sie eine böse Überraschung. Das Telefon war tot, Inter- und Intranet-Zugriff unmöglich. E-Mail-Verkehr, Bearbeiten der elektronischen Akte, Videoverhandlungen – nichts ging mehr. Und das betraf nicht nur das Landgericht Aurich, sondern fast alle Justizbehörden des Landes Niedersachsen. Nur teilweise konnte über einen weiteren Rechenzentrumsstandort in Hannover gearbeitet werden.
Der Schaden war glücklicherweise nach wenigen Stunden behoben. Das niedersächsische Justizministerium ging aber nicht zur Tagesordnung über, sondern begab sich auf gründliche Ursachenforschung und ergriff Maßnahmen, um das nochmalige Auftreten eines solchen Debakels zu verhindern.
„Die Störungslage Ende April war, um ein in diesem Fall zutreffendes Klischee zu bemühen, das Ergebnis einer Verkettung von Unglücksfällen“, teilte Christoph Sliwka, Sprecher des niedersächsischen Justizministeriums, auf Anfrage schriftlich mit. Bereits am Sonnabend zuvor hatte im Rechenzentrum des Zentralen IT-Betriebs der Niedersächsischen Justiz (ZIB) eine Sicherung ausgelöst. Dadurch fiel die Klimatisierung aus, was wiederum zu einem erheblichen Anstieg der Temperatur in den Serverräumen führte.
Unglück Nummer 2: Ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt war aufgrund von aufwändigen Umbaumaßnahmen im laufenden Betrieb das Alarmierungssystem der Brandmeldeanlage nicht aktiv, so dass der Vorfall über das Wochenende zunächst unbemerkt blieb. Allerdings griff eine zweite Sicherheitsmaßnahme. Viele Server-, Speicher- und Netzwerksysteme fuhren selbsttätig herunter, um einen Schaden am Gerät oder eine im schlimmsten Fall drohende Brandentwicklung zu vermeiden. Die gute Nachricht: Durch den Zwischenfall gingen keine Daten verloren. Auch der Schaden an der Hardware blieb minimal.
Die niedersächsische Justiz war also mit einem gehörigen Schrecken davongekommen. Doch man zog seine Lehren und ergriff Maßnahmen. „Als Sofortmaßnahme nach der Störung wurden erste Verbesserungen an der Stromversorgung des Rechenzentrums durchgeführt und ein zusätzliches, von der Brandmeldeanlage unabhängiges Alarmierungssystem in Betrieb genommen“, so Christoph Sliwka. „Im Anschluss wurden grundlegende Arbeiten zur weiteren Absicherung der Stromversorgung gegen Ausfälle durchgeführt.“
Doch nicht nur Mängel in der Stromversorgung wurden als Problem erkannt, sondern auch die Zentralisierung des IT-Systems. Deshalb arbeitet man auch in diesem Bereich an wichtigen Verbesserungen. „Aktuell bezieht das Rechenzentrum des ZIB zwei zusätzliche Standorte, die ab Herbst in Betrieb gehen werden“, äußerte sich der Pressesprecher. Damit soll ein erneuter Ausfall der IT im Justizbereich verhindert werden. „Damit wird die Justiz an mehreren voneinander deutlich entfernt liegenden Standorten ihre kompletten IT-Dienste vorhalten. Ein Standort kann so, wenn nötig, die Aufgaben der übrigen vollständig übernehmen“, erklärte Christoph Sliwka. „Dadurch ist auch bei größeren Störungen an einem Standort, etwa durch Naturkatastrophen oder erhebliche Stromausfälle, die Arbeitsfähigkeit gesichert.“
Eine böse Überraschung soll den Mitarbeitern der niedersächsischen Justizbehörden bei Arbeitsantritt somit zukünftig erspart bleiben. mari