NABU Ostfriesland: Rysumer Nacken als Kleinod der Artenvielfalt bedroht

Von Stefan Bergmann

Der NABU Ostfriesland setzt sich für den Erhalt des Rysumer Nackens in Emden ein – ein Gebiet, das seit Jahrzehnten Lebensraum für seltene Arten in Niedersachsen bietet. Pläne zur Industrialisierung stoßen auf Widerstand bei Naturschützern.

Ostfrieslands letzte Bastion im Meer: Die Knock in Emden wurde dem Meer abgetrotzt, jetzt ist sie Heimstatt für viele bedrohte Pflanzenarten. Doch eigentlich ist sie ein Gebiet, das für eine Industrieansiedlung vorgesehen ist.

Rysumer Nacken – ein Naturparadies mit einzigartiger Flora und Fauna

Aurich/Emden Der Rysumer Nacken ist ein Naturschutzgebiet in Ostfriesland und zählt zu den artenreichsten Regionen Niedersachsens. Das Seit fast 80 Jahren blieb das Gebiet unberührt und entwickelte sich zu einem wertvollen Refugium für bedrohte Tier- und Pflanzenarten. „Das Gebiet ist ein Kleinod der Natur in Ostfriesland“, erklärt Hermann Ihnen vom Naturschutzbund NABU Ostfriesland. Unter den zahlreichen, geschützten Arten finden sich seltene Vögel wie das Blaukehlchen, der Wiesenpieper und die Nachtigall. Auch das Knabenkraut und die Bienen-Ragwurz, zwei bedrohte Orchideenarten, gedeihen hier dank der naturbelassenen Umgebung.

Geplante Industrialisierung bedroht das ökologische Gleichgewicht

In letzter Zeit sorgen Pläne zur Eindeichung und Nutzung des Rysumer Nackens als Industriegebiet für Kritik beim NABU. Jan Fuchs, Regionalgeschäftsführer des NABU Ostfriesland, äußert sich besorgt über diese Entwicklungen: „Das Gebiet ist ein bedeutsamer Rückzugsort für Pflanzen und Tiere. Eine Industrialisierung wäre ein dramatischer Verlust für die Artenvielfalt in der Region.“ Die Pläne des Landes zur wirtschaftlichen Nutzung des Rysumer Nackens stehen in direktem Konflikt mit dem Ziel, wertvolle Lebensräume zu erhalten.

Historischer Hintergrund und ökologische Bedeutung des Rysumer Nackens

Der Rysumer Nacken verdankt seine Entstehung einer Veränderung des Ems-Fahrwassers und dem Bau eines Steindamms in den 1930er-Jahren, durch den sich große Sedimentmengen ablagerten. Seit den 1950er-Jahren wurden hier Baggergut aus dem Ems-Fahrwasser deponiert, was zur einzigartigen Bodenstruktur des Gebiets führte. Ein Teil des Rysumer Nackens wurde ab 1977 als Standort für ein Erdgasterminal genutzt. Die restlichen Flächen jedoch blieben der Natur überlassen. Der Rysumer Nacken ist für die Stadt Emden jedoch seit Jahren ein Reservegebiet für industrielle Ansiedlungen. Diese sind bisher gescheitert, weil es noch keine ordentliche Straßenanbindung gibt.

Ein wertvoller Beitrag für die Erfüllung internationaler Artenschutz-Abkommen

Der NABU sieht im Rysumer Nacken eine Chance für den Artenschutz. „Das Gebiet könnte Niedersachsens Beitrag zur Montreal-Konvention sein, die die Bundesregierung bis 2030 umsetzen will“, betont Jan Fuchs. „Hier könnten neue Schutzgebiete entstehen, die dringend benötigt werden. Der Rysumer Nacken sollte als Beispiel für eine naturfreundliche Landespolitik dienen.“

Mit dieser Stellungnahme fordert der NABU Ostfriesland einen umfassenden Schutz des Rysumer Nackens, um das ökologische Gleichgewicht und die Artenvielfalt in Ostfriesland für die Zukunft zu bewahren.