„Norden ist ein guter Ort für meine Familie“
Christian Pohl, 47 Jahre und Diplom-Bauingenieur, ist ab 1. Januar neuer Stadtbaurat in Norden. Foto: Stadt Wermelskirchen
Das Baudezernat der Stadt Norden war lange Zeit ein großes Sorgenkind innerhalb der Verwaltung, denn es fehlte auf mehreren Positionen an Personal. Zuletzt verabschiedete sich auch die bisherige Stadtbaurätin Ute Westrup in den Ruhestand, sodass Bürgermeister Florian Eiben interimsmäßig deren Aufgaben übernahm. Die anschließende Suche nach einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin sollte jedoch schnell zu Erfolg führen.
Bereits Anfang September war ein Bewerber auf der Zielgeraden, wurde in den politischen Gremien vorgestellt – zuletzt auf der Ratssitzung am 12. September. Bei nur einer Enthaltung bekam Christian Pohl das Votum der Politik.
Am 1. Januar wird der 47-jährige Diplom-Bauingenieur sein neues Amt antreten. Im KURIER-Gespräch erzählt der in Eisleben (Sachsen-Anhalt) geborene neue Stadtbaurat von seinem bisherigen Werdegang, was ihn an die Nordsee verschlägt und welchen He-rausforderungen er sich stellen muss.
Herr Pohl, Sie haben Umweltwissenschaften studiert und sind Diplom-Bauingenieur. Was waren Ihre Stationen in der bisherigen beruflichen Karriere?
Nachdem ich einige Jahre in verschiedenen Ingenieurbüros, unter anderem als Tragwerksplaner – alltagssprachlich auch als Statiker bezeichnet – berufliche Erfahrungen sammeln konnte, bin ich 2013 in den öffentlichen Dienst gewechselt. Beim Tiefbauamt der Stadt Mönchengladbach hatte ich neben der Funktion als Projektleiter für Brücken- und Ingenieurbauwerke zugleich die Möglichkeit, in einer großen Kommune die Abläufe einer Verwaltung von Grund auf kennenzulernen.
Als Sachbearbeiter oder auch in leitender Funktion?
Die Möglichkeit einer leitenden Funktion ergab sich 2016 mit der Übernahme des Fachbereichs Infrastruktur in Wachtberg, einer Gemeinde mit rund 22000 Einwohnern vor den Toren der Bundesstadt Bonn. Der Fachbereich – zugeordnet waren die Bereiche Hoch- und Tiefbau, das Gebäudemanagement sowie der Baubetriebshof – war mit Blick auf die Zuständigkeiten in einer Verwaltung sehr breit aufgestellt, sodass ich mich in viele neue Themen einarbeiten konnte. Die Möglichkeit, als Teil der Verwaltungsspitze an der Gestaltung einer Kommune mitwirken zu dürfen, ergab sich Anfang dieses Jahres in Wermelskirchen, wo ich im Dezember 2022 vom dortigen Rat der Stadt einstimmig zum Technischen Beigeordneten gewählt worden bin.
Gab es besondere Projekte in den vergangenen Jahren, die unter Ihrer Leitung realisiert oder auf den Weg gebracht wurden?
Prägend war meine Zeit in Wachtberg, auf die ich mit Dankbarkeit an die Gemeinde, aber auch mit Stolz zurückblicke. Aus dem Blickwinkel der Gemeindeentwicklung war ich maßgeblich beteiligt an der Umsetzung von Förderprojekten im Rahmen der Stadtentwicklung und Dorferneuerung.
Gibt es dazu Beispiele?
Dazu kann ich die Gestaltung von öffentlichen Plätzen in den Ortsteilen Niederbachem und Gimmersdorf sowie die Sanierungen der dortigen Dorfsäle benennen. Darüber hinaus war und ist mir die Bereitstellung einer modernen Kita- und Schulinfrastruktur eines der wichtigsten Bedürfnisse. Den Ruf der Wachtberger Politik nach Lüftungsanlagen vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie habe ich stets verknüpft mit der dringenden Notwendigkeit von Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen.
Das klingt alles nach typischen Hochbauprojekten.
Das ist richtig, aber auch das Thema Mobilität spielte eine Rolle. Hier konnte ich mit Blick auf die Realisierung eines Radwegelückenschlusses entlang einer der wichtigsten Radrouten durch das Gemeindegebiet auf eine erfolgreiche Zeit in Wachtberg zurückblicken. Auch beim Thema Mobilität konnte ich mit Blick auf die Realisierung eines Radwegelückenschlusses entlang einer der wichtigsten Radrouten durch das Gemeindegebiet auf eine erfolgreiche Zeit in Wachtberg zurückblicken.
Vor gerade einmal einem Jahr dann der Wechsel nach Wermelskirchen. Woher kommt nun der Entschluss, nach Ostfriesland zu gehen?
Mein künftiger Aufgabenbereich bei der Stadtverwaltung Norden wird fast identisch sein mit dem in Wermelskirchen. Der Wechsel nach Norden hat überwiegend private Gründe. Meine Ehefrau hat einen starken Bezug zu Ostfriesland, da sie einen Teil ihrer Kindheit hier verbracht hat. Auch ich habe in den letzten Jahren durch viele Reisen die Region kennen und lieben gelernt.
Aktuell wohnen wir seit nunmehr acht Jahren in Altenahr. Nach der Flutkatastrophe im Sommer 2021 haben wir uns dazu entschlossen, das Ahrtal langfristig zu verlassen. Zunächst war ein Umzug nach Wermelskirchen geplant, da ich aber nun in Norden beruflich Fuß fassen kann, ziehen wir es vor, uns in Ostfriesland niederzulassen.
Sie scheinen Norden und das Norderland also bereits zu kennen. Was reizt Sie an Stadt und Region?
Wie bereits erwähnt, kenne ich die Stadt und die Region inzwischen gut. Den besonderen Reiz kann man meines Erachtens nur erleben und muss ihn vor Ort spüren. Mein Gefühl sagt mir, dass es ein guter Ort ist, um meine Kinder großzuziehen und zu verwurzeln.
Haben Sie bereits konkrete Ziele für Ihre Arbeit in Norden? Was ist aus Ihrer heutigen Sicht die größte Herausforderung im neuen Amt?
Die Stadt mit ihren Herausforderungen insbesondere in Bezug auf die Themen Wohnen und Wohnqualität, Mobilität sowie Anpassung an die Folgen des Klimawandels weiterzuentwickeln und für die Zukunft gut aufzustellen begreife ich als meine zentrale Aufgabe.
Herausfordernd wird sein, Wohnraumbereitstellung insbesondere aus dem Bestand heraus zu generieren sowie sich der Aktivierung von Brach- und Konversionsflächen zu widmen. Neben der Bereitstellung von benötigtem Wohnraum haben diese Maßnahmen zugleich das Potenzial, einen Beitrag zur Verbesserung des Stadtbildes zu leisten.
Darüber hinaus wird zen-tral sein, für alle Mobilitätsarten ein möglichst breites und gleichberechtigtes Angebot zu erarbeiten. Für eine im besonderen Maße vom Tourismus geprägte Stadt erachte ich das als enorm wichtig.
Und wo findet der Klimaschutz Berücksichtigung?
Bei allen Maßnahmen, im Rahmen der Entwicklung eines Wohnquartieres, der Sanierung des Gebäudebestandes oder dem Ausbau von Verkehrswegen, müssen künftig dringend die veränderten klimatischen Bedingungen und deren extreme Folgen mitbedacht werden.
Meinen Recherchen zufolge gibt es bereits eine gute Basis von konzeptionellen Ausarbeitungen mit Blick auf die Stadtentwicklung, deren Bestandteile vertieft und umgesetzt werden können.