Blick von der Dortmunder Straße auf das 2,2 Hektar große geplante Baugebiet in nordwestlicher Richtung. Ein kleiner Grünstreifen im Vordergrund ist noch nicht im Besitz der Stadt und verhindert eine direkte Erschließung des neuen, südlichen Wohngebiets. Die Aussprache in der Einwohnerfragestunde könnte das aber nun ändern – zur Freude von Stadt und Anwohnern. Fotos: Christian Walther
Die Stadt Norden hat ein Problem mit dem Wohnraum. Bezahlbare Mietwohnungen sind Mangelware und Grundstücke für das Eigenheim werden immer kostspieliger – von den Baukosten ganz zu schweigen. Diesem Trend will die Verwaltung entgegenwirken und nimmt das Thema nun selbst in die Hand.
Auf der Sitzung des Bau- und Sanierungsausschusses stellten nun die Planer ihre Vorstellungen für eine Entwicklung der bisherigen Grünfläche zwischen Pasewalker Straße und Dortmunder Straße vor. Die Verwaltung beabsichtigt, den gültigen Bebauungsplan 15 für eine Mischbebauung mit Ein- und Zweifamilienhäusern, Reihenhäusern sowie Wohngebäuden mit Mieteinheiten zu ändern.
Das städtebauliche Konzept stellte die Niedersächsische Landgesellschaft NLG bereits im März den politischen Gremien vor und legte am Dienstagabend den Ausschussmitgliedern sowie rund 30 interessierten Bürgern, die meisten Anwohner der genannten Nachbarstraßen, konkrete Planungen vor. Die sehen eine Aufteilung in drei Abschnitte vor: Im nördlichen Bereich sollen zu vermietende Reihenhäuser sowie eine dreizügige Kindertagesstätte entstehen.
Im zentralen Bereich ist der vergünstigte Verkauf der gesamten Fläche an einen Investor mit der Verpflichtung zur Schaffung von bezahlbarem Wohnungsraum im Rahmen einer Konzeptvergabe geplant. Im südlichen Bereich soll in Anlehnung an die umgebende Bebauung eine Einzel- beziehungsweise Doppelhausbebauung ermöglicht werden, wobei in etwa die Hälfte der Grundstücke in Erbpacht vergeben werden sollen. Mit dem Angebot der Erbpacht soll es insbesondere jüngeren Familien ermöglicht werden, selbst ohne Erwerb von Grundeigentum zu bauen.
Im Unterschied zu den Siedlungsstrukturen der bisherigen Wohnbausiedlungen sollen im nördlichen und zentralen Bereich entgegen den bisherigen Festsetzungen dichtere und kompaktere Bauweisen realisiert werden. Dazu zählen bis zu 30 Meter lange Wohngebäude mit Flachdach und einer Firsthöhe von neun Metern. Genau das stößt den Anwohnern der Dortmunder Straße sauer auf. „Unsere Gebäude und Gärten werden verschattet, man hat keine Privatsphäre mehr auf seinem eigenen Grund“, monierte beispielsweise Nadine Neumann.
Und auch die Anwohner der Pasewalker Straße machten ihrem Ärger Luft, denn der aktuelle Planungsstand sieht eine Erschließung des südlichen Teils der Wohnsiedlung durch eine Verlängerung der bisherigen Sackgasse vor. Demnach müssten sich die neuen Nachbarn zunächst rund 1,2 Kilometer durch die Bestandssiedlungen via Kölner Straße und Warfenweg schlängeln, ehe sie Im Spiet ankämen. Gäbe es eine direkte Verbindung vom südlichen Neubaugebiet zur Dortmunder Straße, würde der Weg nur rund 120 Meter weit sein. Das aber sei derzeit nicht realisierbar, erklärte die Vertreterin der NLG. Grund sei ein kleiner Grünstreifen im Fremdbesitz, der nicht zu verkaufen sei.
Diesen Vorwurf wollte der Eigentümer Gustav Claashen nicht auf sich sitzen lassen. Claashen meldete sich prompt zu Wort und erklärte, dass niemand von der Stadt auf ihn zugekommen sei und gefragt habe, ob er überhaupt verkaufen wolle. Es wäre in der Vergangenheit (vor rund 15 Jahren; Anm. d. Red.) vieles bei der Planung der heute bestehenden Siedlung schiefgegangen, weshalb er sich bislang auch nicht zu einem möglichen Verkauf geäußert habe.
Jedoch sehe er hier den Handlungsbedarf und sei bereit, der Stadt das Grundstück bei einem vernünftigen Preis zu veräußern. Das wiederum nahm Bürgermeister Florian Eiben zum Anlass, um zum einen die Probleme der Vergangenheit zu bestätigen und zu beteuern, dass sich „derartiges Verhalten nicht wiederholen darf“. Er freue sich über das grundsätzliche Angebot von Claashen und komme kurzfristig auf ihn zu, versprach der Verwaltungschef.