Norder Reederei Töwerland steuert weiterhin Juist an
Rettungswesten waren schon immer an Bord der Schiffe. Künftig auch mit zertifiziertem Logo.
Norden Die „Töwi“ genannten Schiffe der Reederei Töwerland dürfen aktuell nicht von Norddeich nach Juist fahren (der KURIER berichtete). Aufgrund technischer Mängel liegen die Schiffe an Land fest. „So kann man keine Menschen transportieren“, kritisiert die Dienststelle Schiffssicherheit der Berufsgenossenschaft (BG) Verkehr und berichtet, dass an Bord der kleinen Schiffe beispielsweise Rettungswesten für Kinder, Notrudermöglichkeiten oder ein Magnetkompass, der eingesetzt wird, wenn die restliche Navigation ausfällt, fehlen.
Dem widerspricht Töwerland-Chef Jörg Schmidt energisch. Rettungswesten beispielsweise befinden sich schon immer an Bord seiner fünf „Töwis“. Nur: Diese sind nicht mehr die korrekten für den Personenverkehr. Seine Rettungswesten sind lediglich für den Jachtbetrieb zugelassen. Unter anderem haben die benötigten ein Positionslämpchen, zum anderen ein aufgenähtes Zertifikat.
„Technische Mängel“, ärgert sich Schmidt, „klingt, als ob die Schiffe direkt untergehen.“ Dem ist aber nicht so. Die „Töwis“, die Touristen, Insulaner und Handwerker zwischen Norddeich und Juist befördern, sind bestens ausgerüstet, mit Radar und Funk, Absicherungen, Feuerlöschern und Rettungsring. „Ich investierte schon immer viel in Sicherheit“, sagt Schmidt. Auch, um seine Mannschaft und sich selbst auf dem Meer zu schützen. Schmidt ist kein Schreibtischtäter, sondern sitzt selbst regelmäßig am Steuer. Aber vieles in den Schiffen entspricht eben nicht der deutschen Norm für seinen Einsatz.
2019 wurden sie als Sportboote der Kategorie C zugelassen, die Windstärke sechs und zweit Meter hohen Wellen standhalten. Jetzt müssen sie in Kategorie B gebracht werden, um Windstärke acht und vier Meter Wellen zu trotzen.
Daher liegen alle „Töwis“ aktuell an Land und werden eifrig umgerüstet. Die BG kommt regelmäßig vorbei, um die Schiffe zu prüfen, Schmidt will sie schnellstmöglich wieder ins Wasser bringen. Ein „Töwi“ soll pro Woche fertig werden, Schmidt hofft, „Töwi 4“ noch in dieser Woche wieder fahren zu lassen. Er betont, dass die Zusammenarbeit mit der BG bestens laufe. Und auch die hat erkannt, dass Töwerland Express mit Hochdruck daran arbeitet, dass die beanstandeten Mängel behoben werden.
Dazu gehören auch Mängel aus bürokratischer Sicht: Jörg Schmidt kämpft beispielsweise um seine Seeleute, die gut entlohnt, mit E-Auto und Wohnung honoriert werden. Die BG bemängelt aber, dass dem Arbeitsvertrag kein Hinweis auf die nächste Beschwerdestelle beigefügt ist, die Arbeitnehmer im Fall der Fälle kontaktieren könnten. Auch das wird Schmidt korrigieren. An der Qualität seiner „Töwis“ ändere das aber nichts. „Wenn selbst die Seenotretter mit unserer Ausstattung fahren, wird sie nicht falsch sein“, sagt er. Schrott habe er nie verbaut.
Dass alles jetzt schnell vorangeht, ist natürlich auch Schmidts unternehmerisches Interesse. Aktuell kann er nur mit einem gecharterten Schiff Passagiere zwischen Festland und Insel befördern. 80 bis 100 Menschen schafft er pro Tag, viele Anfragen muss er ablehnen.
Dass die anderen Schiffe nicht fahren können, kostet ihn entsprechen Geld. Rund 150000 Euro habe er im Juli weniger umgesetzt. Dazu kommen die nötigen finanzielle Investitionen in die zugelassene Technik. Er versichert aber, dass sich die Kosten nicht auf die Fährkosten auswirken werden. Preissteigerungen seien nicht vorgesehen und markttechnisch auch nicht möglich. Töwerland habe in den vergangenen Jahren das entsprechende Polster erwirtschaftet, um gut durch diese stürmischen Zeiten zu kommen. Und ist künftig auch mit zertifiziertem Magnetkompass unterwegs.