Norderney – Die Geschichte geht immer mit
Ernst Schorn an einem seiner Lieblingsplätze auf der Bank am Hafen. Fotos: Ute Bruns
Norderney Promenade, Leuchtturm, Wrack, vielleicht noch Wasserturm und natürlich Strand – das sind die Markenzeichen von Norderney? Jemand wie Ernst Schorn würde da allenfalls milde lächeln. Seit 20 Jahren zeigt der gebürtige Insulaner, den alle nur „Ernie“ nennen, gern seine Insel aus einer etwas anderen Perspektive.
Er kann viel erzählen. Zu allem.
Der erste Stopp schon kurz, nachdem man dem hektischen Treiben am Fährterminal entflohen ist. Blick über den Seglerhafen, Blick auf das hier seit Jahren liegende kleine Boot im Watt. Malerisch. Ruhe pur innerhalb von Sekunden. Norderney und seine markanten Orte – das ist für Ernie immer auch Begegnung mit Geschichte. Da ist die einzige Kornwindmühle auf einer ostfriesischen Insel, da ist die Napoleonschanze mit der Waldkirche. Zu allem könnte der 79-Jährige so viel erzählen.
„Wer mich nicht grüßt, ist Tourist“, sagt er nach dem xten „Moin“ oder „He“ unterwegs. Um einen dann zu einer ganz besonderen Kapelle zu führen. Winzig, total versteckt und kaum zu erwarten nach dem Gang über einen Hotelparkplatz. Vier Bänke, Bibelheftchen. Hier empfängt eine Marienstatue in der Ecke. Nicht viele, nicht einmal alle Insulaner kennen dieses versteckte Örtchen.
Viel Platz für die Katholiken
Rückzugsorte – wie es die Kirchen sind – darunter die Sommerkirche Stella Maris für die Katholiken. Wieder Staunen: So viel Platz für Besucher gibt es in keiner anderen katholischen ostfriesischen Kirche. Der Blick fällt auf das große Altarbild. Natürlich kennt Ernie nicht nur dessen Geschichte, sondern weiß auch um die Bedeutung der anderen Bilder an den Wänden, wo es um den Weg Jesu ans Kreuz geht. Aber alles ist nichts gegen einen seiner Lieblingsorte: das Kurtheater. Zeigt es nicht nur gern, sondern genießt es sichtlich, wie ein Theatergast im Saal sitzend auf die Bühne zu schauen. Hat er doch wie seine Frau als Laienschauspieler dort gestanden. Könnte doch dieses Theater aus dem Jahr 1893 Inselgeschichte erzählen. Von hohen Herrschaften, glorreichen Zeiten.
Für Ernie ist Norderney nicht Party, sondern Geschichte
Ernie Schorns Insel ist eben nicht Party-, Event-, Sportinsel, sie ist gewachsene Historie. Weshalb er den Gästen auch gern die Museen zeigt – das kleine Fischerhaus, das Bademuseum, den Rettungsschuppen, den Bahnhof ohne Schienen. Wer möchte, bekommt die Geschichte dahinter. Schorn kann stundenlang erzählen und am Ende doch nicht alles zeigen. Das Reethuus im Inselosten, das kleinste bewohnte Haus, das Schaf auf dem Balkon – Norderney: eine unendliche Geschichte!
Der Heimatcheck Ostfriesland ist ein Gemeinschaftsprojekt ostfriesischer Verlage mit freundlicher Unterstützung der EWE AG und der Ostfriesischen Landschaftlichen Brandkasse. Bis zum 27. April kann man unter www.heimatcheck-ostfriesland.de an der Umfrage teilnehmen.