Norderneyer Festkonzert: Klassik in der Badehose

Sea Sounds Festival: „Orte der Wunder und des Schwebens“

Norderney Ein Klassik-Wellness-Erlebnis soll es werden. Die Zeit des Sea Sounds-Festivals neigt sich langsam dem Ende zu – bis Sonntag stehen noch eine Handvoll Konzerte an – und die Macher der modernen Klassikinterpretationen geben noch einmal richtig Gas. Nicht nur musikalisch, sondern auch konzeptionell.

Bereits heute Abend gibt es ein Klassik-Erlebnis der besonderen Art, wenn Gerda kommt, und zwar um 20 Uhr auf den Kurplatz. Gerda, die eigentlich Marie Gerhardine Iguchi heißt und auf der Musikschule in Karlsruhe Operngesang studiert, bewegt sich mit ihrem Solo-Projekt zwischen multilingualem Songwriting und experimentellem analogem Synth-Ambient, das live mit einer Loop-Maschine eingespielt wird. Jedes Konzert ist ein Unikat, da der improvisierte Anteil in ihrer Musik eine ausschlaggebende Rolle spielt. Es ist eine Reise durch Zeit und Worte, ein Spiel mit intensiven Rhythmen und reiner Stille. So werden die Songs zumeist direkt zusammenhängend oder eher verschmolzen miteinander präsentiert, was mal einen meditativen Effekt erzeugt, mal aber auch zum Tanzen einlädt.

Im vergangenen Jahr veranstaltete das Orchester im Treppenhaus seine „Promenade“ als Abschlusskonzert. Der Erfolg war so groß und die Idee kam so gut an, dass diese Aktion auch in der laufenden Saison wiederholt werden soll. Diesmal hat es den Namen „Festkonzert“ bekommen und beginnt um 19 Uhr im Großen Saal des Conversationshauses. Einlass ist um 18.30 Uhr. „Promenade“ nennen die Musiker diesen Abend deshalb, weil hintereinander an vier verschiedenen Orten gespielt wird.

In welcher Konstellation das Orchester im Treppenhaus an den unterschiedlichen Spielorten zusammenkommt, bleibt noch ein kleines Geheimnis.

Beim Treffen um 19 Uhr wird das Publikum in drei Gruppen aufgeteilt. Die einen gehen in den Großen Saal, die anderen in den Weißen und die Dritten in das Kurtheater. Nach den musikalischen Darbietungen rotieren die Zuhörer dann, bis alle an allen Orten Musik konsumiert haben. Wieder ein anderer Raum, wieder ein anderer Sound.

Sind alle Orte bespielt worden, trifft man sich zu einem 30-minütigen Konzert wiederum im Großen Saal. Hier spielt das gesamte Orchester eine 3 x 3-Kombination. Das heißt, dass von drei Komponistinnen jeweils drei Stücke gespielt werden. Hierfür ausgewählt wurden die Schwestern Lili und Nadia Boulanger und Clara Schumann, die im Juli des Jahres 1846 eben hier, im Großen Saal des Conversationshauses, ein Konzert gab.

Wer nun diesen bewegten Abend hinter sich gebracht hat, sollte sich entspannen. Am besten gleich mit dem gesamten Orchester. Selbiges begibt sich nämlich ebenfalls ins Badehaus und teil sich dort in kleine musikalische Gruppen auf, um auch hier an unterschiedlichen Orten zu spielen. Das kann der Balkon sein oder der Ruheraum, die Sauna oder der Whirlpool, der Beckenrand oder die kalte Dusche. Also, Badehose nicht vergessen. Übrigens: Wer jetzt nicht mehr kann, darf einfach das Handtuch werfen. bos