Nur der Wind fehlt zur Perfektion

Von Irmi Hartmann

Döschgen un müllern an der Westgaster Mühle zieht sehr viele Besucher an

Nur der Wind fehlt zur Perfektion

Die alte Dreschmaschine, angetrieben vom laut stampfenden Lanz Bulldog, war Highlight der Veranstaltung.

Norden Schon nach einer halben Stunde hieß es: Westen aus! Den Sängern des Norddeicher Shantychores war gegen 10.30 Uhr schon mächtig warm geworden im Garten der Westgaster Mühle. Bestes Wetter war angesagt beim „döschgen un müllern“ am Sonnabend in der Norder Alleestraße. Wobei – nicht ganz. Denn so willkommen die Sonne an diesem Tag auch war, sie hatte den Wind vergessen, sodass sich die Mühlenflügel nicht drehen konnten, was aber wohl keinen der sehr vielen Gäste ernsthaft störte.

Schon früh waren sie gekommen, machten es sich unterm Apfelbaum bequem, sahen nach dem Shantychor den Line-Dancern zu und später dem Gesangsduo Marion und Sabine. Beste Stimmung den ganzen Tag lang. An und in der Mühle hatten die ehrenamtlichen Helfer eine Menge zu tun, zu bedienen, zu brutzeln, Getränke auszugeben und: von der Mühle selbst zu erzählen.

Viele Gäste wussten denn doch nicht so recht, wie das historische Bauwerk im Innern so aussieht, erklommen nach und nach die Leitern bis zur Galerie, um einen Blick von oben auf Norden zu werfen. Und um sich das ein oder andere erklären zu lassen. Wie das so geht, wenn gemahlen wird, wo die Körner hinkommen, wo das Mehl rauskommt, was eigentlich Graupen sind und überhaupt: Wie unterscheidet sich Gerste von Hafen, Weizen und Roggen?

Draußen schwitzten neben den Musikern und den Ehrenamtlichen am Reibekuchen- wie am Kuchenstand vor allem die Mitglieder des Westerender Döschkeclubs. Immer wenn der Lanztrecker losrumpelte und den schwarzen Rauch ausstieß, was klar: Es wird wieder gedroschen. Dann standen die jungen Männer oben, um die große Maschine zu füllen, dann staubte und staunte es rundum.

Nach all den Jahren hat die Traditionsveranstaltung nichts an Anziehungskraft verloren. Kaum, dass es ab 10 Uhr offiziell „Willkommen“ hieß, warteten allein sechs große Eimer geschälter Kartoffeln darauf, zerkleinert und zu Reibekuchen verarbeitet zu werden. Die schmeckten auch schon am Vormittag. Der Kuchen nebenan nicht minder, allein die Erbsensuppe wurde dann doch erst mittags an Mann und Frau gebracht…

Weit vor 11 Uhr bildete sich eine Schlange am Brotstand. Dass man nur ja ein Rosinen- oder Dinkel-Roggen-Brot erstand, frisch gebacken, mehr als 100 Stück lagen parat. Die Helfer kamen kaum nach, die Nachfrage zu bedienen. Da ging es bei der Gewinnausgabe doch ein klein wenig schneller. Mehr als 500 Lose waren Eintrittskarten zu frischem Gemüse, Kaffeeservice oder Gutschein, zu Blumen, Radio oder auch Brot aus der Mühlenbäckerei.

Vorn an der Alleestraße arbeitete Johann Janssen mit stoischer Ruhe. Seine Spezialität: Vogelhäuser mit Reetdach. Eine zeitintensive Beschäftigung, die viel Geschick erfordert und im Laufe des Tages immer wieder Gäste anzog, die genauer wissen wollten, wie Reetdächer gedeckt werden.

Vom Morgen bis in den späten Nachmittag war eine Menge los – was die ehrenamtlichen Mitglieder und Helfer für ihre viele Arbeit schon im Vorfeld auch entschädigte. Die Werbung machen konnten für ihren Verein, für das traditionelle Handwerk und für ein besonderes Stück Norden an der Alleestraße.