Nur wenige Haushalte in Ostfriesland sind gegen Hochwasser versichert
Immer häufiger Starkregen aufgrund des Klimawandels: Die Gefahr von lokalen Überschwemmungen steigt. Eine Elementarversicherung hilft im Notfall - doch viel zu wenige geben die paar Euro zusätzlich aus.
Fachleute sind sich einig: Eine Elementarversicherung gegen Hochwasser im eigenen Haus ist vor allem sinnvoll, wenn man in geschlossenen Ortschaften wohnt. Das Foto entstand im Mai in Norden.
Ostfriesland Nur 35 Prozent aller niedersächsischen Haushalte haben eine Elementarversicherung abgeschlossen. Der bundesweite Durchschnitt liegt bei 54 Prozent. Das meldete jetzt der Gesamtverband der Versicherer auf KURIER-Anfrage. „Generell: Alle nördlichen Bundesländer weisen diese niedrige Quote auf, während sich weiter im Süden mehr Menschen gegen Hochwasser absichern“, sagt Kathrin Jarosch, Sprecherin des Verbandes.
Starkregen im Binnenland wahrscheinlicher
Das passt auch zu den Erkenntnissen des NLWKN, der gerade eine Karte veröffentlicht hat, auf denen die Gefahrzonen bedrohlicher Starkregen abzulesen ist. Leider ist sie für einen Laien kaum verständlich. Die Mitte und der Süden Deutschlands sind stärker betroffen. In Ostfriesland lebt man in Emden einigermaßen sicher, eine leicht erhöhte Gefahr bei Starkregen herrscht im Landkreis Aurich.
Der Sielverband steht vor Herausforderungen
Obersielrichter Reinhard Behrends, Chef des 1. Entwässerungsverbandes Emden und damit zuständig für weite Teile Ostfrieslands, warnt. „Schon im vergangenen Jahrzehnt haben wir gesehen, dass die Hochwasser zunehmen.“ Und zwar die, die von Regen verursacht werden. Moordorf, Pewsum, Großes Meer, Norden und Emden – immer wieder verkraftet die Kanalisation die Regenmengen nicht und es kommt zuD Überschwemmungen. Dass deren Häufigkeit zunimmt, besagt auch die sogenannte Klever-Risk-Studie, die schon vor knapp zwei Jahren ergeben hat: Der Klimawandel heizt die Luft auf, die kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen – und damit regnet es vermehrt sehr stark. Die Aufgaben für den Entwässerungsverband sind vielfältig: Mehr Pumpen, die alten Pumpen erneuern, Regenrückhalteflächen anlegen und nutzen und vieles mehr.
Gefährlich ist es nicht auf dem Land, sondern...
Behrends und Rendant Kevin Janssen schwören indes auf das ausgefeilte Bewässerungssystem Ostfrieslands. Gefährlich lebe man vor allem innerhalb geschlossener Ortschaften und in Städten. „Denn keine Kanalisation kann so dimensioniert sein, dass sie jeden Starkregen aufnimmt“, sagt Behrends. Auf dem Land und dort, wo Schlote oder Kanäle in der Nähe sind, sei es sicherer. Trotzdem könne es immer und überall zu Überflutungen kommen.
Lohnt sich also die teurere Elementarversicherung? „Dieses Risiko muss jeder selbst einschätzen“, sagt Janssen. Sowohl Behrends als auch er haben eine für ihr Zuhause.
Im Zweifel bezahlt doch der Staat, oder?
Sich einfach auf den Staat verlassen, der schon zahlen wird – so wie im Ahrtal oder Anfang dieses Jahres in Oldenburg? Einige Versicherer warnen, dass jeder, der aktiv eine Elementarversicherung ablehnt, auch keinen Anspruch auf staatliche Leistungen habe. Kathrin Jarosch relativiert: „Eine solche Regelung war einmal im Gespräch, wurde aber nicht umgesetzt. Und im Schadensfall wird der Staat nicht die Versicherungsverträge überprüfen.“