Ostfriesische Rettungsdienste schneiden bei Studie gut ab

Von Stefan Bergmann

Eine bundesweite Recherche von Datenjournalisten des Südwestrundfunks bescheinigt den beiden Rettundienst-Leitstellen in Wittmund und Emden eine gut Arbeit. Sie bringen überdurchschnittliche viele Menschen lebend ins Krankenhaus. Aber es gibt auch Kritik.

Rettungsdienst im Landkreis Aurich: Die 15-Minuten-Frist wird größtenteils eingehalten. Die Acht-Minuten-Frist nur in 60 Prozent der Fälle.

Ostfriesland Die Rettungsdienste in Ostfriesland haben bei einer bundesweiten Recherche des Südwestrundfunkts (SWR) größtenteils gute Noten bekommen.

Vor allem die Hochrechnung, wie viele Patienten nach einer Reanimation vor Ort lebend im Krankenhaus ankommen, weist bei beiden das Ergebnis „deutlich mehr als statistisch erwartet“ aus. Der Sender hatte für diesen Messwert Daten der Krankenkasse Barmer zurate gezogen, weil die beiden Leitstellen Wittmund (für die Landkreise Aurich, Wittmund und Leer) und Emden wie viele andere auch keine Daten bereitstellen konnten.

Recherche unter allen Rettungsdiensten in Deutschland

Die Journalisten des SWR hatten allen Rettungsdienstbereichen in Deutschland Fragebögen zugeschickt. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie gut die Überlebenschancen für Patienten mit Herzstillstand in den Regionen ist – und ob die Leitstellen und Rettungsdienste Standards einhalten, die von medizinischen Fachgesellschaften als grundlegend für das Überleben eingestuft werden.

Auch wenn das wichtigste Ergebnis – wie viele Patienten kommen lebend im Krankenhaus an? – bei beiden Rettungsdiensten weit über dem Durchschnitt liegt: Der Teufel steckt im Detail.

So haben zwar beide Leitstellen eine „strukturierte Notrufabfrage“. Das heißt, ein Computer gibt dem Mann oder der Frau hinter der „110“ die Fragen vor, die er oder sie zu stellen hat, um den Notfall schnell richtig einzuschätzen. Doch ein echtes Qualitätsmanagementsystem gebe es laut SWR (Stand: 2022) nur in Wittmund. Emden zieht nun nach Aussage des Stadtsprechers Eduard Dinkela nach und führt ein solches System gerade ein.

Wie schnell sind die Retter beim Notfallpatienten?

Bei einem Wert fallen jedoch beide Rettungsdienste auf: Laut einem medizinischen Eckpunktepapier sollen Rettungsdienste nach einem Kreislaufstillstand in höchstens acht Minuten vor Ort sein, um schwere körperliche Schäden zu vermeiden. Das Land Niedersachsen jedoch gibt jedoch abweichend davon eine Frist von 15 Minuten vor, an die sich die Rettungsdienste halten müssen. Diese wird sowohl von Aurich-Wittmund-Leer als auch von Emden (knapp „98 Prozent“, so Dinkela) erfüllt. Die Acht-Minuten-Frist schafften jedoch sowohl Emden als auch Wittmund nur in rund 60 Prozent der Fälle von Kreislaufstillstand, errechneten der SWR und am Dienstag auch die Stadt Emden auf KURIER-Anfrage. Damit liegen sie allerdings nur leicht unter dem Bundesdurchschnitt von etwa 65 Prozent.

Einen weiteren Kritikpunkt der Studie wollen Emden und Wittmund jetzt gemeinsam ausräumen: Eine First-Responder-App – eine Handy-App, die fachkundige Helfer in der Nähe des Notfalls automatisch alarmiert – soll „so schnell wie möglich gemeinsam eingeführt werden“, sagt Dinkela.