Pfingstmarkt: Wo mal die große Liebe begann…

Von Irmi Hartmann

Schausteller Ricki Meinecke kommt seit vielen mit seinem Musik-Express Jahren in die Stadt.

Aber natürlich, die Verliebten, die Fotos von frisch Vermählten, die immer gern vor seinem Fahrgeschäft gemacht werden. Ricki Meinecke könnte, wenn er wollte, Tausende Geschichten erzählen. Kann sie sich längst nicht mehr merken, der Kopf ist voll davon. Im Musik-Express haben sich schon so viele zum ersten Mal innig umarmt, geschmust, geküsst. Da fahren Erinnerungen aus Jahrzehnten mit. Möglich, dass in diesen Tagen neue Geschichten auf dem Norder Pfingstmarkt geschrieben werden, der Musik-Express ist eines der Fahrgeschäfte, die seit Urzeiten zum Jahrmarkt in Norden dazugehören.

Ricki Meinecke ist mit dem Jahrmarktstreiben groß geworden, hat diesen Musik-Express aus dem Jahr 1980 später von seinem Schwiegervater übernommen. Rundherum ist manches neue Fahrgeschäft dazu gekommen, gab es auf den Märkten hier mal Spektakuläreres, dort mal Lauteres, immer mal den einen oder anderen Kracher, der für mehr Magenkribbeln (und manches Unwohlsein) gesorgt hat. Der Musik-Express aber, der ist was Solides, der geht immer und überall.

Natürlich, erzählt Meinecke, habe sich über die Jahre manches verändert, aber für Laien und Außenstehende dürfte das kaum zu erkennen sein. „Alu statt Holz“, sagt Meinecke zum Beispiel, für den Transport Aufleger statt Anhänger, vor allem aber: LED statt Glühlampen. Wie viele Lämpchen da ersetzt werden mussten, Meinecke weiß es beim besten Willen nicht. „20000, 30000?“ Allein 300 seien in einem Stern, in jeder der vielen Lichtleisten jeweils 20. „Da sind schon 1000 nur in der Mitte“, überschlägt der Oldenburger dann doch die Zahlen, die sich da summieren. Wie auch immer: „Ein Watt statt 15!“ Und das ist in Zeiten, da Energie ein hohes Gut und mithin alles andere als ein Schnäppchen ist, durchaus von enormer Bedeutung.

Aber sonst – alles wie gehabt, wie es nicht nur in Norden mittlerweile Generationen kennen. Drei bis fünf Minuten geht es pro Fahrt mit 36, 37 Stundenkilometern in die Runde, sanft auf und ab. Das verträgt eigentlich auch jeder empfindliche Magen...

Wichtig, darüber spricht Ricki Meinecke gern, ist auf jeden Fall die passende Musik. „Stimmung“, das ist das Motto. Für die Charts, für Deutsch-Rap kann er sich nicht so erwärmen, das, findet Meinecke, passt nicht. Aber: „Ich höre, wenn es ein Hit wird!“ Und bringt den Song ein. Man muss eben nicht nur kassieren, die Chips kontrollieren, die gesamte Anlage im Blick haben, die natürlich heute computergesteuert ist, man muss ein Gespür dafür haben, welche Rhythmen angesagt sind oder sein werden. Disco auf dem Jahrmarkt, statt Tanz auf der Fläche Durchschaukeln im Musik-Express. Der Name ist halt auch Programm. Abends, wenn überwiegend Jugendliche auf den Markt kommen, dann verändert Meinecke schon mal das Musikprogramm: „Es muss halt immer passen.“ Der Mann hat ja Erfahrung. Hat sich 1986 selbstständig gemacht, tourt mit Ehefrau Gabi und derzeit vier Angestellten über die Märkte Norddeutschlands. Westerstede und Papenburg waren schon, nach Norden steht Cloppenburg auf dem Jahresplan. Zum Sommer- und zum Beestmarkt wird Meinecke wieder in der Stadt sein, an der er das Ambiente so schätzt. Mittendrin auf dem Marktplatz, gesäumt von historischen Gebäuden im Schatten von Ludgerikirche, Glockenturm und vielen Bäumen. Das, sagt Meinecke, sei schon etwas Besonderes. „Wir kommen gern her!“ Und der Schausteller bringt nicht nur den Musik-Express, sondern auch Mandelbude und Greifer mit. Nach Corona, erzählt er, sei 2022 ein gutes Jahr gewesen, jetzt hofft nicht nur Meinecke auf stabile Besucherzahlen auch in diesem Jahr. Damit es auch in Zukunft viele Menschen gibt, die sich eines Tages vorm Musik-Express noch einmal erinnern, wie es begann mit der großen Liebe. Wenn dann noch mal ein Foto gemacht werden soll, hält Meinecke den Musik-Express auch gern mal für einen Moment an. Ist doch Ehrensache.