Polarlichter: Wenn der Himmel zu brennen scheint

Von Till Oliver Becker

Björn Diekmann aus Norden hat dieses Bild der Polarlichter über der Grundschule Süderneuland mit einer Drei-Sekunden-Langzeitbelichtung eingefangen.

Ostfriesland Der Blick in den Himmel lohnt sich in Ostfriesland, fernab der Lichtverschmutzung der großen Städte, sowieso. Hier kann man Sterne und Planeten, aber auch in die Erdatmosphäre eintretende Kometen und anderes deutlich besser sehen als anderswo. An diesen wenig getrübten Blick ans Firmament hat man sich in Ostfriesland längst gewöhnt – zumindest, wenn man hier schon seit längerem hier lebt.

Etwas aber ist noch recht neu am heimatlichen Himmel. Natürlich, auch bisher gab es bereits Polarlichter zu sehen, aber doch relativ selten, vielleicht ein oder zwei Mal im Jahr. Seit kurzem aber treten die bunten Farbspektakel deutlich häufiger in Erscheinung.

Polarlichter, auch bekannt als Aurora Borealis (Nordlichter) und Aurora Australis (Südlichter), sind Lichtphänomene, die hauptsächlich in den polaren Regionen der Erde auftreten. Sie entstehen durch die Wechselwirkung von geladenen Teilchen aus dem Sonnenwind mit der Erdatmosphäre. Wenn diese Partikel auf das Magnetfeld der Erde treffen, werden sie in Richtung der Pole gelenkt, wo sie mit Gasen wie Sauerstoff und Stickstoff in der Atmosphäre kollidieren. Diese Kollisionen regen die Gasmoleküle an, und sobald diese in ihren Grundzustand zurückkehren, geben sie die aufgenommene Energie in Form von Licht ab.

Die häufigste Farbe der Polarlichter ist grün, was durch Sauerstoffmoleküle in einer Höhe von etwa 100 Kilometern verursacht wird. Rote Polarlichter entstehen durch Sauerstoff in höheren Schichten der Atmosphäre, während blaue und violette Farben durch Stickstoff erzeugt werden. Polarlichter sind vor allem in der Nähe der Pole sichtbar, da das Magnetfeld dort die geladenen Teilchen des Sonnenwinds konzentriert und verstärkt.

Der Grund, warum heutzutage häufiger Nordlichter zu sehen sind als früher, liegt vor allem in der erhöhten Sonnenaktivität. Die Sonne durchläuft einen etwa elfjährigen Zyklus, bei dem sie von einem Sonnenminimum mit wenig Aktivität bis zu einem Sonnenmaximum mit intensiver Aktivität wechselt. Während dieser Hochphasen treten vermehrt Sonnenstürme und koronale Massenauswürfe auf, bei denen große Mengen geladener Teilchen ins All geschleudert werden. Diese Partikel interagieren mit dem Magnetfeld der Erde und führen zu häufigeren und intensiveren Polarlichtern. Der aktuelle Sonnenzyklus nähert sich einem Maximum, das um 2025 erwartet wird, weshalb die Aktivität derzeit zunimmt.

Zusätzlich gab es in den letzten Jahren besonders starke Sonneneruptionen und Massenauswürfe, die energiereiche Teilchen in Richtung Erde schleuderten und intensivere Polarlichter hervorriefen, die auch in weiter südlichen Regionen sichtbar waren.