Roboter vertritt erkrankte Lara-Sofie an der Grundschule Upgant-Schott

Von Insa Pölking

Lara-Sofie Neemann ist elf Jahre alt und besucht derzeit die vierte Klasse der Grundschule Osteel. Doch jeden Tag um 8 Uhr an ihrem Platz zu sitzen, ist für das junge Mädchen aus Upgant-Schott keine Selbstverständlichkeit. Lara-Sofie leidet an mehreren Autoimmunerkrankungen. Gerade die Diagnose Rheuma, die vor zwei Jahren gestellt wurde, schränkt das sonst so lebensfrohe Mädchen erheblich ein.

Insgesamt 60 Fehltage stehen in diesem Jahr auf dem Zeugnis der Schülerin. „Wir sind immer viel in Krankenhäusern“, erzählt Mutter Caroline Neemann. „Jetzt gerade haben wir eine stabile Phase erreicht. Lara konnte jetzt das erste Mal sechs Wochen am Stück in der Schule sein.“ Das sei der Mutter zufolge jedoch nicht der Regelfall. Der Zustand der Elfjährigen könne sich von einem Moment auf den anderen schlagartig verschlechtern.

Damit Lara-Sofie trotz Erkrankung mit ihren Mitschülern am Unterricht teilnehmen kann, setzte sich die Familie gemeinsam mit der Grundschule Osteel sowie dem Verein Kinder Rheuma und dem Unternehmen de Groot als Spendengeber für die Anschaffung eines sogenannten Avatars ein. Mithilfe eines kleinen Roboters kann Lara-Sofie so aus der Ferne live am Schulunterricht teilnehmen. Der Avatar steht im Klassenzimmer auf dem Sitzplatz der Schülerin, hat eine integrierte Kamera, kann sich melden und sprechen. Der Roboter bietet also Augen, Ohren und Stimme für Lara-Sofie. Spricht ein Mitschüler oder eine Lehrkraft das Mädchen an, so dreht sich der Roboter in die Richtung des Gesprächspartners und selbst wenn Lara-Sofie glücklich ist, ein Thema nicht ganz verstanden hat oder traurig ist, kann sie ihre Gefühe mithilfe ihres Avatars ausdrücken.

Seit April dieses Jahres kann die Viertklässlerin nun über das elektronische Hilfsmittel und ein Tablet am anderen Ende am Unterricht teilnehmen. Doch bis dahin war es ein steiniger Weg. Denn eine Genehmigung für die Nutzung des Avatars zu bekommen, sei Caroline Neemann zufolge ganz und gar nicht leicht gewesen. Die Kosten für den Avatar belaufen sich auf 3500 Euro. „Für eine Familie mit vielen Fehlzeiten bei der Arbeit, weil wir viel mit unserer Tochter unterwegs sind, ist das kein kleiner Betrag“, sagt Vater Thorsten Neemann. Doch die Krankenkasse und auch der Landkreis lehnen einen Antrag für das Gerät ab, mit der Begründung, für dieses Anliegen nicht zuständig zu sein. Und auch an der Grundschule in Upgant-Schott, die die Elfjährige in den vergangenen Jahren besuchte, lässt sich der Roboter nicht umsetzen. Denn einige Eltern sprechen sich gegen die Nutzung des elektronischen Hilfsmittels aus.

Es soll schließlich aber doch noch klappen. Lara-Sofie wechselt an die Grundschule Osteel, bekommt dort viel Unterstützung von Schulleiterin Insa Clemens-Hedemann, Klassenlehrer Jörg Hedemann sowie Schülern aus ihrer Klasse, die mittlerweile Freunde von Lara-Sofie geworden sind. Und auch die Eltern der Kinder unterstützen die Familie. Sie hören sich während eines Info-Abends das Konzept des Avatars an und geben schließlich ihr Einverständnis.

Und auch finanziell findet die Familie Unterstützung. Zunächst erklärte sich der Verein Kinder Rheuma dazu bereit, die Hälfte der Kosten zu tragen. Doch dann erfuhr Unternehmer Walter de Groot, der ebenfalls an Rheuma erkrankt ist, von dem Projekt und entscheidet, die Kosten für das Gerät inklusive Wartungsarbeiten in Höhe von 5300 Euro zu übernehmen.

Lara-Sofie nutzt ihren Avatar noch bis zu den Sommerferien an der Grundschule Osteel. Danach geht es für sie auf eine weiterführende Schule, an die sie ihr Avatar begleitet.

Heute ist die Familie Neemann froh über die Unterstützung. Dies sei jedoch auf dem Weg zur Diagnose „Kinder-Rheuma“ und auch nun wieder auf der Suche nach einer weiterführenden Schule für Lara-Sofie nicht so gewesen. „Wir haben von mehreren Schulen schon wieder eine Ablehnung bekommen“, sagt Caroline Neemann. „Es gehört etwas mehr dazu, wenn Lara aufgenommen wird, ja – aber Inklusion findet hier absolut nicht statt.“