Rund 4000 bei Anti-Rechts-Demonstration in Emden

Von Stefan Bergmann

Gänsehautmomente vor dem Alten Rathaus in Emden: Rund 4000 Menschen hatten sich versammelt, um gegen das neuerliche Erstarken rechtsnationaler und faschistischer Kräfte zu demonstrieren.

4000 Menschen auf dem Rathausplatz.

Emden Jetzt hat die Welle der Anti-Rechts-Demonstrationen auch Emden erfasst: Nach übereinstimmenden Aussagen von Polizei und Veranstaltern waren am Sonnabend rund 4000 Menschen auf den Beinen, um gegen die AfD und allgemein gegen ein rechtsextreme Kräfte in der Gesellschaft zu demonstrieren.

Regenbogenfahnen überall, viele haben Schilder mitgebracht mit Sprüchen gegen AfD und Intoleranz. Organisiert vom DGB, war es eine bunte, friedliche Masse, die für eine beeindruckende Kulisse sorgte.

Oberbürgermeister Tim Kruithoff brachte es in einer leidenschaftliche Rede auf den Punkt: „Die Feinde der Demokratie sitzen schon in unseren Parlamenten. Wenn die Spitzen einer Partei rechtsextrem, wenn sie Nazis sind, dann muss man sie auch als solche bezeichnen: Das sind Nazis!“

Kritik an Bauernprotesten

Auch zu den derzeit stattfindenden Bauernprotesten äußert er sich, erwartungsgemäß kritisch: Er habe Verständnis für die politischen Forderungen, „mir fehlt aber jedes Verständnis dafür, sich beim Vorbringen dieser Forderungen von Extremisten begleiten oder unterstützen zu lassen, nationalistische Symbole zu zeigen und die Würde von Menschen - auch der Regierenden - mit Füßen zu treten.“

Diesmal könne niemand sagen, er habe es nicht gewusst. Die Qualität einer freiheitlichen Gesellschaft erkennt man daran, wie diese Gesellschaft mit Minderheiten umgehe. Nicht nur die Entscheidung der Mehrheit gelte, sondern Minderheiten dürften von niemanden angetastet werden. Deutschland müsse gründlicher als andere Länder seiner historischen Verantwortung gerecht. Und das heiße: „Nie wieder! Und nie wieder ist jetzt!“ Applaus von der Menge.

Deiche gegen die braune Flut

Landschaftspräsident Rico Mecklenburg lobt die Arbeit der freien Presse, die „geheime Treffen in Potsdam über die Deportation von Menschen“ aufdecke, die recherchiere, wenn es in der Krummhörn ein Rockkonzert mit Rechtsextremisten gebe. Man zeige jetzt den „Faschisten die rote Karte“, die „sogenannte schweigende Mehrheit“ werde jetzt laut. Mecklenburg: „Wir müssen wieder Dämme bauen. Aber diesmal Dämme gegen die braune Flut!“

Der DGB führte durch das Programm, IG-Metall-Chefin in Emden, moderierte. Meta Janssen-Kucz, Vizepräsidentin des niedersächsischen Landtags, berichtete, auch sie lebe im Parlament mit Hass und Hetze, in Reden versuchten die AfD-Abgeordneten jeden „madig zu machen, der ein Handicap“ habe. Aber „wir sind jetzt die Brandmauer gegen für Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Toleranz“.

Angst vor einer rechten Mehrheit

Janik Daniels, Vorsitzender des neu gegründeten Queeren Netzwerks Ostfriesland, habe Angst, vor der Entwicklung der politischen Situation in Deutschland in den letzten Wochen und Monaten und Jahren entwickelt hat. „Ich habe Angst, wenn ich die Ergebnisse der jüngsten Sonntagsumfrage sehe und mir ausmale, wie Deutschland sich verändern würde, wenn rechte Parteien hier eine Mehrheit kriegen würden. „Ich träume davon, später einmal mit meinem künftigen Ehemann eine Familie zu gründen. Ich habe Angst davor, wenn man mir das verbieten will.“ Dass man ihn dafür womöglich einsperre oder töte. „Das mag überzogen klingen, aber das hat es alles schon einmal gegeben.“

Nach Aussage der Polizei ging die Demonstration vollkommen ruhig und störungsfrei über die Bühne.