Schulwahl zeigt Rechtsruck: AfD gewinnt Juniorwahl in Dornum

Von Merlin Klinke

Die Realschule Dornum simulierte die Bundestagswahl. Das überraschende Ergebnis: Die AfD liegt deutlich in Führung.

Schulwahl zeigt Rechtsruck: AfD gewinnt Juniorwahl in Dornum

Der Rittersaal wurde zu einem von zwei Wahllokalen für die Schüler. Fotos: Meret Edzards-Tschinke

Dornum Zwei Tage vor der Bundeswahl simuliert die Realschule Dornum in einer Juniorwahl die Bundestagswahl mit ihren Schülerinnen und Schülern. Wahlberechtigt sind hier die rund 140 Schüler der siebten bis zehnten Klasse. Für die Jugendlichen scheint klar zu sein: Die Alternative für Deutschland ist an der Spitze. Dicht gefolgt von der SPD und Die Linke.

1. Stimme:

Die Ergebnisse der ersten Stimme sind: Die AfD erzielte mit 43 Stimmen die Mehrheit und dominiert somit das Wählerverhalten. Dieser folgt die SPD mit 39 Stimmen. Die Linke sicherte sich 26 Stimmen, während die CDU mit 13 Stimmen und die FDP mit nur 1 Stimme deutlich hinter den führenden Parteien zurückblieben. Die Tierschutzpartei konnte 4 Stimmen erreichen, und die Grünen blieben gänzlich ohne Unterstützung. Damit hätte Arno Arndt (AfD) aus Sicht der Jugendlichen das Direktmandat gewonnen.

2. Stimme:

Bei der zweiten Stimme zeigt sich ein ähnliches Bild. Auch hier führt die AfD mit 41 Stimmen, gefolgt von der Linken, die 28 Stimmen erhielt. Die SPD kommt auf 27 Stimmen, während die CDU mit 12 Stimmen abschneidet. Die Tierschutzpartei konnte 7 Stimmen gewinnen, und es gab 2 Stimmen für die Partei sowie 9 Stimmen für die BSW.

Jugend wählt extremer

Dieses Ergebnis ist für die Schüler selbst keine Überraschung: „Die AfD wird weit vorn sein, aber auch die Linken werden gut abschneiden“, schätzte Wahlhelfer Nico aus der zehnten Klasse vor dem Ergebnis. Die Schülerinnen und Schüler haben sich im Vorfeld mit den Programmen der großen Parteien auseinandergesetzt, besonders damit, was diese zur Jugend und Bildung sagen. Und die etablierten „Altparteien“ versuchen, eher Ältere anzusprechen.

Auch das Auftreten der Parteien spielt eine große Rolle. So ist die Bundestag-Gruppenvorsitzende der Linken, Heidi Reichinnek, mit ihrer Stellungnahme im Bundestag („Wir sind die Brandmauer“) ist in den sozialen Medien sehr bekannt geworden. Auch die AfD setzt auf die Verbreitung ihrer Meinung über Plattformen wie TikTok und erreicht damit die Jugendlichen. Diese nutzen die sozialen Medien als ihre primäre Informationsquelle. Die Migrationspolitik spielt ebenfalls eine tragende Rolle bei der Entscheidung: Denn auch wenn die meisten keine negative Erfahrung gemacht haben, bereitet ihnen die Präsenz von Straftaten dieser Personengruppe in den Medien Sorgen. Wahlhelferin Cloe stellt dabei fest: „Der Rechtsruck in der Gesellschaft ist nicht an uns Schülern vorbeigegangen.“ Umso wichtiger ist es für sie, dass junge Menschen in die Politik gehen: Sie selbst habe sich deswegen in einer eigenen Partei (Pink) organisiert, die sich selbst als links betrachtet.

Auch Lukas aus der neunten Klasse hat seine Stimme abgegeben. Informiert hat er sich mit dem Wahl-O-Mat, gemeinsam mit seinen Mitschülern im Unterricht und zum Teil auch die Fernsehdebatten mitverfolgt. „Für mich war wichtig, dass es mir auch später im Berufsleben gut geht“, sagt der Schüler.

Ablauf wie am Sonntag

Wie Schulleiter Ude Goeman erklärt, findet die Jugendwahl so statt wie bei der Bundestagswahl: Die Schüler haben im Vorfeld eine Wahlbenachrichtigung bekommen und die Informationen wo und wann sie zur Wahl gehen können. Zudem wurden aus jeder Klasse zwei Wahlhelfer bestimmt, die in vier Stunden eingewiesen wurden. „In jedem Wahllokal sind die Schüler namentlich geführt und müssen auch ihre Benachrichtigung wieder abgeben“, so Goeman. Das Material hierfür kommt von der Bundeszentrale für politische Bildung (BpB). Für die vergangenen vier Wochen waren die Wahlen das zentrale Thema des Politik-Unterrichts an der Realschule.

Der Vorschlag kam laut Goeman aus der Gemeinde Dornum, von Bürgermeister Uwe Trännapp. „So können wir die Schüler an das Wählen heranführen und politisches Interesse fördern“, so Trännapp. Denn die Gemeinde plant, in diesem Jahr ein Jugendparlament einzuführen, in dem die Jugendlichen ihre Ansichten vertreten und sich selbst an der Zukunft beteiligen können.