Singverein Norden droht das Aus

Von Christian Walther

1792 gegründeter Verein sucht händeringend neue Chorleitung

Immer zur Weihnachtszeit gibt es ein gemeinsames Konzert des Singvereins Norden mit dem Männergesangverein Norden, so wie hier am 11. Dezember 2022 in der St.-Ludgerus-Kirche.

Norden Es ist die sprichwörtliche Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Der Singverein Norden von 1792 braucht eine neue Chorleitung und das ist ein schwieriges Unterfangen, wie die Vereinsvorsitzende Hannelore Ubben im KURIER-Gespräch sagt. „Chorleiter sind gefragt und betreuen zumeist schon mehrere Chöre, sind hauptberuflich als Musiklehrer eingespannt.“

Hintergrund der angespannten Situation im Singverein ist der Rücktritt von Natalia Schilref als Chorleiterin. Die Musiktherapeutin und Vokalpädagogin ist bislang nicht nur beim Singverein als Chorleiterin aktiv, sondern hat diese Position unter anderem auch beim Männergesangverein und den Chören der Andreas-Gemeinde inne. „Natalia Schilref gibt aus persönlichen Gründen nach sieben Jahren dieses Amt ab“, bedauert Ubben.

Weil aber ein Chor ohne Leitung nicht funktioniert, sei man sofort auf die Suche nach einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin gegangen. Dabei sei man relativ offen, welche Qualifikation der oder die Neue mitbringen sollte. Dirigieren ist da noch das kleinste Problem. „Eine stimmliche und musikalische Ausbildung sollte es sein“, erklärt Hannelore Ubben. Dies könne beispielsweise ein/e Musiklehrer/-in sein.

Die Schwierigkeit bei der Nachfolgersuche wird dadurch verstärkt, dass die in Ostfriesland bereits tätigen Chorleiter allesamt bereits mehrere Vereine und Chöre betreuen und somit kaum freie Zeitfenster für einen weiteren Chor vorhanden sind. „Die Lage ist für alle Chöre und Singvereine sehr schwierig.“ Denn zusätzlich zur vakanten Position des Chorleiters kommt auch der Mitgliederschwund mehr und mehr zum Tragen.

Zwischen den älteren Mitgliedern und dem jungen Nachwuchs fehlt eine ganze Generation an singbegeisterten Menschen. „Die jungen Leute von heute singen wieder gern, haben aber einen anderen Musikgeschmack und kommen daher eher selten in traditionelle Vereine wie unseren“, sagt Hannelore Ubben, die selbst seit gut 15 Jahren im Vorstand des Vereins tätig ist. Waren es früher an die 100 aktiven Sängerinnen und Sänger, sind es heute gerade einmal 36 – fünf von diesen sind Männer, der Rest Frauen.

Und wären die Mitgliederzahlen und die offene Position des Chorleiters nicht schon kritisch genug – auch die finanzielle Seite macht dem Vereinsvorstand zu schaffen. Denn der Singverein finanziert sich zunächst ausschließlich aus Mitgliedsbeiträgen. Bei Konzerten wird normalerweise ein Eintrittsgeld erhoben, weil die Kosten für Räumlichkeiten, Gema-Gebühren und auch der Obolus für den Chorleiter bezahlt werden wollen. „Wir sind froh, wenn wir bei einem Auftritt kein Minus machen“, sagt Ubben, die sich über preislich günstigere Locations freuen würde. „Das ist immer eine Rechnung Spitz auf Knopf.“ Rund zehn Konzerte beziehungsweise Auftritte hat der Singverein jedes Jahr, zur Weihnachtszeit immer in Kooperation mit dem Männergesangverein.

Geprobt wird übrigens jeden Montag um 19 Uhr mit Ausnahme der Sommerferien im Ulrichsgymnasium, Eingang Fräuleinshof. Neue Sängerinnen oder Sänger sind jederzeit willkommen. Nähere Informationen erhalten Interessierte unter www.singverein-norden.de oder bei Hannelore Ubben unter Telefon 04934/6365. Hier dürfen sich übrigens auch Interessenten für die Position des Chorleiters melden. „Haben wir bis Ende des Jahres diese existenziell wichtige Position nicht wieder besetzt, steht unser Singverein vor dem Aus. Das wollen wir aber unbedingt verhindern“, sagt Ubben.