Solidarität in schweren Zeiten: Wie der Kirchenkreis Norden mit Verlusten umgeht

Von Heidi Janssen

Mitgliederverluste und Sparmaßnahmen stellen den Kirchenkreis Norden vor große Herausforderungen. Welche Maßnahmen nun greifen sollen.

Marienhafe Den Kirchen laufen die Gläubigen weg. Ein bundesweiter Trend, der auch im Kirchenkreis Norden zu beobachten ist. Austritte und Todesfälle lassen die Zahl der evangelisch-lutherischen Christen im Kirchenkreis deutlich sinken. „Alle zwei Jahre verlieren wir eine Kirchengemeinde“, so Superintendent Christian Neumann. Eine Kirchengemeinde, das sind rund 2000 Menschen. Mit den Gläubigen schwinden auch die Einnahmen aus der Kirchensteuer. Erstmalig stagniert der Haushalt des Kirchenkreises, in den kommenden zehn Jahren wird er sich Schätzungen zufolge halbieren. „Was wirkt gegen die Macht der Zahlen?“, fragte Neumann die Mitglieder der Kirchenkreissynode. Und gab auch gleich die Antwort: Gestaltungswille und Priorisierung.

Dies gilt vor allen für das Gebäudemanagement, mit dem sich die Synode während ihrer jüngsten Sitzung im Gemeindehaus Marienhafe ein weiteres Mal beschäftigte. Im Mai hatten die Synodalen die Einführung des Gebäudemanagements beschlossen. In der Sitzung am vergangenen Donnerstag ging es um die Umsetzung. Derzeit werden in den vier Regionen Land, Brookmerland, Stadt und Inseln, Kriterientabellen entwickelt, die zur Bewertung der einzelnen Gebäude beitragen sollen. Denn Zuweisungen aus Hannover für Bauprojekte wird es künftig nur noch geben, wenn im Kirchenkreis ein Gebäudemanagement betrieben wird, wenn es einen Gebäudebedarfsplan gibt und er eine Priorisierung der Sakralgebäude vorgenommen hat. „Es geht darum, wohin künftig das Geld fließt“, machte Neumann deutlich. Keine Gemeinde müsse irgendetwas aufgeben. Aber: Gebäude, Inhalte, Personal und Finanzen würden in Deckung gebracht. Soll heißen: Es wird geschaut, wie Gebäude genutzt werden, ob sie ausreichend frequentiert sind und was der Unterhalt kostet. Es wird auch geschaut, ob Gebäude möglicherweise entbehrlich sind. Neumann: „Wir denken von den Inhalten her.“

Wichtig ist dem Superintendenten, dass bei dem emotionalen Thema der Prozess transparent und gemeinsam mit den Kirchengemeinden gestaltet wird. „Schmerzhafte Einschnitte werden solidarisch getragen“, sagte er den Vertretern aus den Gemeinden zu.

Eine Steuerungsgruppe wurde gebildet mit Vertretern des Kirchenkreisvorstands, des Kirchenamts, einem Architekten, Vertretern des Bauausschusses sowie dem Superintendenten. In den Gemeinden wurden sogenannte „Tandems“ benannt, aus jeweils einem Pastor und einem Kirchenvorstandsmitglied. Sie haben einen Entwurf für Kriterien im Bedarfsplan erarbeitet. Bis Januar wartet die Steuerungsgruppe auf Rückmeldungen aus den vier Regionalgruppen. Die Gruppe erstellt daraus eine Tabelle, die nach Abstimmung in den Gremien Ende Februar von der Synode beschlossen werden soll.

Es wird dann eine neue Synode sein. Sie wird sich gemäß der im Mai beschlossenen Hauptsatzung verkleinern. Die Synode besteht dann aus 50 gewählten Mitgliedern und 15 Berufenen. In einem Gottesdienst im Januar werden die neuen Synodenmitglieder verpflichtet. Die konstituierende Sitzung wird am 27. Februar um 16 Uhr stattfinden. Am Ende der letzten Sitzung der Synode in dieser Legislatur 2018-2024 wurden die ausscheidenden Mitglieder mit herzlichem Dank und einer Urkunde der Landeskirche verabschiedet.