Summe sanf! Der Friedhof in Rechtsupweg soll zum Paradies für Insekten und Pflanzen werden
Ortstermin in Rechtsupweg: Solche Inseln sind aus biolgischer Sicht Gold wert.
Rechtsupweg Kleine Inseln sind sehr beliebt. Sie könnte man gleich vorne, hinter der Kirche auf der großen Rasenfläche bilden, schlägt die Expertin von der Landeskirche Hannovers vor. Und auch manch anderer Stelle auf dem Friedhof – da, wo bislang nur Rasen wächst oder nichts. Die Inseln, an die während einer Begehung des Friedhofes Rechtsupweg gedacht wird, haben nichts mit den Inseln im Watt zu tun. Sie sollen Inseln voller Blumen sein, die Insekten anziehen – und damit auch Inseln für Insekten werden.
Projekt der Landeskirche Hannover
Die Kirchengemeinde Rechtsupweg hat das „große Glück“, wie Pastorin Andrea Janssen-Zimmmermann sagt, „mit unserem Friedhof an einem Projekt der Landeskirche Hannovers teilnehmen zu können“. Das Projekt trägt den Namen BiCK und unterstützt biodiversitätsfördernde Maßnahmen, sprich, es soll die biologische Vielfalt auf dem Friedhof gefördert werden. BiCK ist die Abkürzung für Biodiversitäts-Check in Kirchengemeinden. 4500 Euro stellt die Landeskirche dafür zur Verfügung, 450 Euro gibt die Kirchengemeinde selbst.
Doch an erster Stelle steht die Nutzung als Friedhof
Andrea Jansen-Zimmermann ist nicht nur die Pastorin der Gemeinde, sondern auch eine von zwei Schöpfungsbotschafterinnen. Gemeinsam mit der zweiten Botschafterin, Teelke Meyenburg, hat sie eine Schulung zu ausgewählten Lebensräumen, deren Artenvorkommen und zu ökologischen Zusammenhängen erhalten. Dieser Tage schauten sie sich mit der Expertin aus Hannover, Astrid Lahmann vom Haus kirchlicher Dienste der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, und Mitgliedern der Gemeinde und dem Friedhofspfleger Siegfried Lücken den Friedhof Rechtsupweg an – und überlegten, was wünschenswert und auch umsetzbar wäre. Astrid Lahmann machte deutlich: „Wir müssen Kompromisse finden, denn an erster Stelle steht die Nutzung als Friedhof.“ Es gehe bei diesem Projekt nicht darum, nicht mehr den Rasen neben Gräbern zu mähen. „Das ärgert die Leute. Alle 14 Tage muss an diesen Stellen gemäht werden.“ Es bräuchte keiner Angst vor Wildwuchs zu haben.
Gleich vorne rechts, bei der großen Rasenfläche schlägt sie eine kleine Insel mit kleinwachsenden, früh blühenden Blumen vor, wie zum Beispiel Krokussen. Diese seien wichtig für Hummeln. „Sie fliegen schon ab vier Grad Celsius und sie brauchen dann die allererste Nahrung“, so Astrid Lahmann. Weiter geht es zum Denkmal für die Gefallenen der Kriege. Statt dort nur Rosen zu setzen, könnten auch hier ein paar „insektenfreundliche Stauden“ gepflanzt werden, schlägt sie vor. Da für das Denkmal die Kommune zuständig ist, muss erstmal mit dieser eine Absprache getroffen werden, macht die Runde deutlich.
Japanischer Knöterich - gar nicht gern gesehen
An einer Seite des Friedhofes ist ein großer Wall, auf dem unter anderem japanischer Knöterich wächst, stellt Astrid Lahmann fest: „Das ist ein Neophyt, der breitet sich sehr stark aus.“ Der müsste weggenommen werden. Friedhofspfleger Siegfried Lücken macht deutlich, dass das an dieser Stelle nicht so einfach ist. Denn ein Bagger, sei er noch so klein, komme nicht bis an diese Stelle. Die Expertin aus Hannover schlägt Sträucher vor, die auf diesem Wall in zwei Reihen gesetzt werden könnten. „Die ersten zwei Jahre hätten Sie dadurch noch Mehrarbeit – aber dann nicht mehr.“ Die Brombeeren, die an der Ostseite wachsen, findet sie „super“. Denn: „Sie blühen das ganze Jahr.“ Gemeinsam schaut man sich auch die Nistkäsen für Fledermäuse an.
Auf einer großen Fläche, dort, wo früher 30 Gräber lagen, ist jetzt nur Erde zu sehen. Hier, so schlagen die Schöpfungsbotschafterinnen vor, könnte ein großes Urnengrab entstehen. Dieses böte die Chance, auf dem relativ kleinen Rechtsupweger Friedhof eine weitere Bestattungsform anzubieten. Astrid Lahmann schlägt vor, erstmal nur die Hälfte der Fläche zu bepflanzen und auf der anderen Hälfte Rasen auszusäen. Eine Rasenmischung, die Kräuter enthält und damit für Insekten interessant wäre. Und die Expertin aus Hannover schlägt eine weitere Bestattungsmöglichkeit vor: eine Baumbestattung. Platz dafür wäre auf einer Fläche rechts vom Denkmal für die Gefallenen. Sie schlägt dafür einen relativ klein wachsenden Baum, wie die Mehlbeere vor.
Ein Workshop für alle Interessenten
Zum BiCK-Projekt gehört auch ein Workshop, an dem alle teilnehmen können, denen der Rechtsupweger Friedhof am Herzen liegt, so Pastorin Andrea Janssen-Zimmermann. Der Workshop ist am Mittwoch, 20. Juni, um 17.30 Uhr im Karkhuus Rechtsupweg. Die Expertin für Friedhöfe mit mehr Biodiversität schlägt vor, dazu Vertreter und Vertreterinnen möglichst aller Firmen, Vereine und Gruppen des Dorfes einzuladen: „Landfrauen, Feuerwehr, Jugendfeuerwehr, Heimatverein, Schule, Handwerksbetriebe“, nennt Astrid Lahmann Beispiele. Denn alle die Gruppen und Firmen hätten auf ihrem Grund und Boden auch sicherlich Flächen, die biologisch umgestaltet werden könnten. Es wäre zu begrüßen, wenn sich das BiCK-Projekt auf den ganzen Ort ausdehnen würde, so Lahmann. Die beiden Schöpfungsbotschafterinnen freuen sich schon jetzt, dass „wir mit Hilfe der Landeskirche aktiv den Arten und Naturschutz unterstützen können“. Das sei eine „segensreiche Investition in die Zukunft“.