Tage voller Leben in historischem Gebäude
Norden Die Eröffnung mag ja am späten Vormittag sein am ersten der beiden Packhaustage, 11.30 Uhr steht auf dem Programmflyer. Aber das ist doch kein Grund, nicht schon vorher zu kommen, sich umzusehen? Einen ersten Kaffee unten am großen Tisch zu trinken, sich durch die Kuchenauswahl zu probieren und natürlich auch schon mal in Ruhe ein bisschen genauer zu schauen in den verschiedenen Stockwerken des Hauses.
Denn mit der Ruhe ist es spätestens ab 11.30 Uhr vorbei. Als Helene Wolkenhauer für den Verein, Liesa Tamsen für die ausstellenden Künstler und Gerd-Dieter Köther zum Thema Packhaus sprachen, drängten sich unten die Besucher, gab es keinen freien Platz ringsum, weder zum Sitzen noch zum Stehen.
Das sollte sich nur unwesentlich ändern – sowohl am Sonnabend als auch am Sonntag war morgens ab 11 Uhr gut was los. Kamen Gäste, um Musik und Lyrik zuzuhören, wollten sie Genaueres wissen über die Kunst des im letzten Jahr verstorbenen Uwe Schierholz, dessen Bilder an verschiedenen Wänden im Packhaus zu finden waren. Nicht nur das. Viele suchten den direkten Austausch mit den Ausstellern. Gespräche über Haikus mit Wan-Yen Hsieh, Gespräche über die vielen Möglichkeiten, die Keramik bietet mit Gisela Sippel und Simon Hillmann, Gespräche über neue und alte Holzdrucke mit Liesa Tamsen, Gespräche über Malerei, Zeichnungen und Argentinien mit Ricardo Fuhrmann, Gespräche über die unendlichen Möglichkeiten der Grafik mit Kaja Schierl.
Darüber hinaus jede Menge Austausch mit allen, die von der Kunstschule gekommen waren, auf dem kalten Dachboden des Packhauses an der Heringstraße ausharrten und immer gern erklärten, was in der Doornkaatlohne künstlerisch alles ver- und bearbeitet wird. Allein dieser Raum war prall gefüllt mit Ausstellungsstücken, dekoriert mit bunten Bändern und einer Einladung an alle, sich auch selbst spielerisch-künstlerisch zu betätigen. Wovon schon am ersten Tag reichlich Gebrauch gemacht wurde.
Ruhiger ging es im kleinen Packhaus in der Großen Hinterlohne bei Gerd-Dieter Köther zu. Der hatte erstmals seinen Dachboden leer geräumt, um demonstrieren zu können, wie der typische Packhaus-Kran funktioniert. Während an anderen Häusern mittlerweile von außen nur noch erkennbar ist, wo das Seil herabgelassen wurde, ist in diesem Haus alles noch im Ursprungszustand. Köther hatte schon im Rahmen der Eröffnung die Gelegenheit genutzt, über den Berufsstand der Kaufleute aufzuklären. Sie hätten ein profundes Wissen, Weltwissen haben müssen, sagte er, um Güter verschiedenster Art und Mengen einzukaufen, in den Packhäusern zu lagern und später weiter zu veräußern.
Im „kulturellen Kaufhaus“, dem Packhaus an der Heringstraße, nahmen etliche Besucher die Gelegenheit wahr, sich neue Kunst für das eigene Zuhause zu sichern. Schon am ersten Tag gab es manchen „roten Punkt“ an Bildern, wurden Objekte umgeordnet, weil andere bereits zum Kauf zur Seite gestellt werden mussten.
Und wer kein Ausstellungsstück erstehen wollte, nahm sich ausgiebig Zeit für den Bücherflohmarkt, auch da horteten schon früh manche Gäste ihre Päckchen. Und wer lieber überrascht werden wollte, was er am Ende des Wochenendes mit nach Hause nehmen würde, der gönnte sich ein Tombola-Los. Traditionsgemäß stellen dafür alle ausstellenden Künstler ein Objekt zur Verfügung.
„Ist das das 32. Mal?“ Nicht einmal die Organisatoren selbst wussten genau, seit wann die Packhaustage in Norden Tradition haben. Den Verein mit derzeit 35 Mitgliedern gebe es bereits seit über 40 Jahren, sagte Helene Wolkenhauer, die sich wünschte, was die Bevölkerung problemlos an beiden Tagen in die Tat umsetzte: das Haus mit Leben zu füllen.