Telemanns Quartette bringen das Frankreich des 18. Jahrhunderts nach Bargebur

Von Irmi Hartmann

Christoph Otto Beyer, Reinhard Böhlen, Barbara Dreier und Ralf Tischer spielten am Freitagabend Pariser Quartette in der Bargeburer Kirche.

Norden Pastor Detlef Sprick gelang es, so gestand er am Ende des Konzertes voller Bewunderung, sofort. Sich hineinzuversetzen in das Frankreich um 1737/1738. Die Zeit des Königs, des Adels, des Prunks, des Luxus. Sprick sprach von den ausladenden Kleidern und den Perücken, die er sich habe vorstellen und ausmalen können. Fast anderthalb Stunden geträumt in die höfische Zeit des Nachbarlandes dank der Musik von Georg Philipp Telemann.

Musikalische Zeitreise

Barbara Dreier (Barockvioline), Ralf Tischer (Traversflöte), Christoph Otto Beyer (Barockvioloncello) und Reinhard Böhlen (Cembalo) hatten fast 100 Besucher am Freitagabend in die Kirche nach Bargebur eingeladen zu „Telemanns Reise nach Paris“. Hier spielten sie drei der Pariser Quartette, die Telemann komponiert hat.

Böhlen ließ seiner Begeisterung für die Stücke Telemanns freien Lauf. Die Quartette, sagte er, gehörten zu dem Wertvollsten und Erlesensten, was der Komponist geschaffen habe. Ein Mann mit Vorliebe für das Französische, für französischen Stil, französische Lebensart. Des 18. Jahrhunderts wohlgemerkt. Musik für den Hof, für den Adel – für die oberen Stände des Landes. Man stelle sich einen prunkvollen großen Saal vor – und dann diese Musik.

Es brauchte nur wenige Klänge, um umzuschalten – gemeinsam mit Pastor Sprick, schnell war man gefangen von den vibrierenden und schwebenden und jederzeit gefühlvollen und zarten Klängen. Das Quartett spielte drei Quartette (Nummer 7, 10 und 12), ließ einen jeden mit dem Ersten schon komplett eintauchen in diese Zeit – hineinträumen? Vielleicht. Oder mit den Klängen sanft mitschwingen, dem warmen Klang insbesondere der Flöte lauschen, die eher Frühlings- denn Herbstgefühle weckte.

Harmonisches Zusammenspiel

Atemberaubend immer wieder das ungeheure Tempo aller Instrumentalisten, Töne wurden oft nur gehaucht, angetippt, angedeutet, zart in die Luft geschubst, um sich dann im Kirchenraum zu entfalten.

Christoph Otto Beyers Blick in die Runde hielt sie alle zusammen, mit seinem Instrument sorgte er dafür, dass aus einzelnen Stimmen ein Gesamtklang wachsen durfte. Von seinem Cello sprangen die Töne über zur Geige, zur Flöte und wieder zurück. Im Hintergrund das Cembalo als weicher Grundteppich für alle anderen, eine Untermalung mit dem ganz besonderen Klang.

So durfte jedes Instrument seine Geschichte(n) erzählen im Verlauf des Abends, Fragen in den Raum stellen, die die anderen virtuos beantworteten, um seinerseits Fragen in Tonform aufzuwerfen. Ein buntes Hin und Her, aber nie laut oder herausfordernd – trotz hoher Tempi. Selten war Zeit für geruhsame Klänge und wenn, dann blieben auch die gern zart angedeutet, manchmal mit einem Hauch Melancholie, aber immer sanft und wohlklingend.

Zwischendurch gab es kurze textliche Einwürfe, einmal aus Telemanns Aufzeichnungen, einmal aus einem Brief aus dem Jahr 1738 – schon, um auch in der Sprache die barocken Elemente der Zeit zu zeigen. Es verwob sich am Ende alles miteinander. Und niemand wollte zum Schluss sofort wieder auftauchen aus dieser Traumwelt, sodass die vier Instrumentalisten auch noch eine Zugabe spielten. Virtuos, gekonnt und vom Publikum mit viel Beifall honoriert.