Die Lage für das Reh war dramatisch: Es hatte sich ins Watt verirrt, das Wasser lief auf - aber der Fluchtweg an Land war abgeschnitten, weil zuviele Spaziergänger den Deich bevölkerten. Was tun?
Das Reh im Watt. Es fand den Weg an Land nicht zurück.
Norden Einem Reh hat die Freiwillige Feuerwehr Norden den Weg aus dem Watt vor Westermarsch an Land freigemacht. Das Wildtier hatte sich am Sonntagvormittag, vermutlich in Folge von Revierkämpfen mit Artgenossen, ins Watt geflüchtet. Passanten hatten den Rehbock dann mittags im Wasser laufen sehen. Die Flut lief zu diesem Zeitpunkt weiter auf. Nicht ganz unberechtigt, machten sich die Menschen daher Sorgen und riefen die Feuerwehr.
Die Einsatzkräfte konnten das Reh dann nach etwas Suche mit Ferngläsern zirka 350 Meter vom Deich entfernt im Wasser stehend ausfindig machen. Schnell war auch klar, warum das Wildtier sich nicht zurück an Land traute. Unzählige Menschen nutzten das schöne Wetter für einen Spaziergang oder eine Radtour entlang der Nordsee. Für das scheue Tier gab es somit keine Chance in Ruhe den Deich zu überqueren. In Absprache mit einem Wattenjagdaufseher sperrte die Feuerwehr zunächst einen rund 700 Meter langen Deichabschnitt ab und zog sich selbst vom Deich zurück. Schnell bemerkte das Reh, dass der Weg plötzlich frei war und lief in Richtung Festland.
Seeseitig näherte sich dem Reh das Mehrzweckboot der Feuerwehr. Mit lauten Klopfgeräuschen trieben die Feuerwehrleute im Boot das Reh zusätzlich weiter in die richtige Richtung. Als das Reh im trockenen Watt angekommen war, ruhte es sich erst einmal in einem Buhnenfeld aus. Doch dort war es immer noch nicht sicher. Wattenjagdaufseher Enno Schmidt trieb es dann von einer Lahnung aus weiter Richtung Deich. Das Reh verstand seine Chance und rannte nun los über den Deich. Elegant überwand es mehrere Schafzäune und verschwand im hohen Gras der Westermarscher Felder.