Tourismus in Greetsiel: Zwiespalt im Internet
Es sind sich nicht alle einig: So diskutiert die Ortschaft über die Touristenmassen im Dorf
Greetsiel Kaum ein Thema hat auf der Facebookseite des Ostfriesischen Kuriers so viele Kommentare erzeugt, wie die Frage, ob es zu viele Touristen in Greetsiel und Ostfriesland gibt. In der beliebten Ferienregion Krummhörn, insbesondere im Fischerdorf Greetsiel, wächst die Unzufriedenheit unter den Einheimischen aufgrund des zunehmenden Tourismus.
Eine aktuelle Umfrage im Auftrag der Gemeinde Krummhörn hat ergeben, dass 60 Prozent der Krummhörner die Zahl der Touristen als zu hoch empfinden. In Greetsiel sind sogar fast 90 Prozent dieser Meinung (der KURIER berichtete). Die Einwohner beklagen eine Überlastung durch den Tourismus im Dorf. Trotz der wirtschaftlichen Vorteile des Fremdenverkehrs fordern die Krummhörner mehr Transparenz und Mitspracherecht bei der touristischen Entwicklung.
Hier ist eine Auswahl an Kommentaren aus einer ernsthaft geführten Diskussion.
So wird diskutiert:
Dieta M. hat das Gefühl, es gebe „immer weniger vernünftige Menschen“ in Greetsiel. Hauptproblem seien keine „Privatvermieter mit zwei bis drei Wohnungen, sondern große Vermietungsfirmen, die die Masse ausmachen“. Besonders „Vermieter mit zig Häusern, die überhaupt nicht hier wohnen“ seien das Problem. „Da bleibt das Geld nicht hier in der Region“, so Dieta M. Die Nachnamen sind der Redaktion bekannt.
Aziz A. ist ebenfalls unzufrieden: „Vor 40 Jahren ein Geheimtipp. Heute Tummelplatz für Touristen. Schade!“
Simone K. kann die Unzufriedenheit der Einheimischen nicht ganz nachvollziehen: „Viele sollten mal überlegen, wer ihnen den Geldbeutel füllt. Es sind nämlich in vielen Teilen wir Touris.“
Für Rainer M. gibt es das Problem „nicht nur in Ostfriesland“. Die „allgemeine Verrohung und Rücksichtslosigkeit“ könnte „an der allgemeinen schlechten Stimmung im ganzen Land liegen“. Problem sei, dass „eben mehr Betten angeboten werden, als die Orte vertragen“.
Bernd S. sieht das ähnlich, spricht von „Übertourismus“ und vergleicht diesen mit Spanien und Italien. Sein Vorschlag: „Touristenzahlen begrenzen“.
Ilona P. kommentiert mit: „Ostfriesland lebt vom Tourismus, ohne die können einige gar nicht überleben. Klar ist Greetsiel im Sommer voll, aber die, die daran verdienen, sollten sich freuen. Im Winter ist es ja dann auch sehr ruhig.“
Es herrscht Uneinigkeit
Viele der Kommentare in der Facebook-Timeline sind sehr differenziert. Allerdings gibt es keine einheitliche Meinung. Viele Nutzer fühlen sich sehr belästigt von den Touristen und erfinden mit „Übertourismus“ sogar ein neues Wort für das Phänomen. Andere hingegen sind der Meinung, das Gebiet gewinne gerade wegen der Auswärtigen so an Popularität und verdiene an ihnen Geld.
In einem sind sich aber viele einig: Die Freundlichkeit und der gegenseitige Respekt geht laut vielen Nutzern langsam verloren – sowohl im echten Leben, als auch im Internet und auf den sozialen Netzwerken.