Vor Niedersachsens Küste sollen in den kommenden Jahren immer mehr Windparks entstehen. Dafür sind viele Fachkräfte nötig, doch es zeichnet sich jetzt schon ein Mangel ab. Energieminister Meyer sieht in den Ausbauplänen dennoch eine große Chance für den Norden.
Es geht aufwärts: Christian Meyer, Umweltminister von Niedersachsen, läuft während seiner Sommerreise auf der Gangway des Schiffes «Farra Cliona».
Von Lennart Stock, dpaNorddeich Die Installation neuer Windkraftanlagen, der Bau von Leitungen, Wartung und Betrieb bestehender Windparks: Der Ausbau der Windenergie auf der Nordsee vor Niedersachsens Küste bereitet in den kommenden Jahren jede Menge Arbeit. Aus Sicht von Energie- und Umweltminister Christian Meyer liegt darin ein großes Potenzial. „Wir werden Zehntausende Arbeitsplätze bekommen“, sagte der Grünen-Politiker bei einem Besuch von Windkraftunternehmen im Rahmen seiner Sommerreise am Donnerstag im ostfriesischen Norddeich. „Das ist eine Riesen-Chance für Niedersachsen.“
Besuch bei Ørstedt
Meyer besuchte unter anderem die Windparkbetreiber Northland Power und Ørsted, die in Norddeich Betriebszentralen zur Steuerung und Wartung ihrer Windparks auf der Nordsee unterhalten. Von Norddeich aus werden etwa Techniker mit Versorgungsschiffen in die Windparks gebracht, um dort die Windkraftanlagen zu warten.
20 Windparks vor deutschen Küsten
Die Offshore-Windenergie in der Nord- und Ostsee soll in den kommenden Jahren deutlich gesteigert werden. Aktuell stehen vor den deutschen Küsten rund 20 Windparks mit einer Leistung von zusammen 8,1 Gigawatt. Bis 2030 sollen es 30 Gigawatt sein, bis 2045 soll die Gesamtleistung laut dem zum Jahresanfang in Kraft getretenen Windenergie-auf-See-Gesetz auf auf 70 Gigawatt gesteigert werden.
Ehrgeizige Ausbaupläne des Bundes
Die Windenergie galt schon einmal als Jobmotor, bis der Ausbau auf See und an Land ins Stocken geriet. Die ehrgeizigen Ausbaupläne der Bundesregierung wecken nun Hoffnung in der Branche.
Deutschland ist ein Kernmarkt für Northland Power
„Wir freuen uns, dass es wieder los geht“, sagte Florian Würtz, Geschäftsführer von Northland Power bei dem Ministerbesuch. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Kanada betreibt zwei Windparks in der deutschen Nordsee. Deutschland sei ein Kernmarkt für den Konzern und durchaus für Expansionen interessant, sagte Würtz. Allerdings sei der Fachkräftemangel spürbar. Auch der Bundesverband Windenergie rechnete zuletzt mit einem deutlich erhöhten Arbeitskräftebedarf.
Minister Meyer sagte, eine wichtige Aufgabe werde es künftig sein, etwa an Schulen noch stärker für grüne Berufe zu werben. „Wir sind in einer Konkurrenz mit anderen Ländern, wenn es um Fachkräfte geht.“
Gute Arbeitsbedingungen sind wichtig
Um ausreichend Fachkräfte insbesondere für die Offshore-Branche zu bekommen, seien gute Arbeitsbedingungen notwendig, hatte die Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Yasmin Fahimi, bereits am Mittwoch bei ihrem Besuch des Windparkbetreibers Ørsted im Emder Hafen gesagt. „Hier ist auch die Bundesregierung gefordert, für mehr Klarheit zu sorgen. Denn die Sicherheit der Beschäftigten in der Nordsee und der Schutz kritischer Infrastruktur dürfen nicht an Zuständigkeitsgerangel scheitern“, sagte Fahimi.
Besuch auf dem Schiff
Minister Meyer informierte sich bei seinem Besuch am Donnerstag auch über die Arbeitssicherheit auf den Offshore-Windkraftanlagen. Dazu besuchte er ein Zentrum für Sicherheitstrainings in Norden, ein Offshore-Versorgungsschiff und einen Hubschrauber-Stützpunkt, von wo Versorgungs- und Krankentransportflüge zu den Windkraftanlagen starten. „Ich nehme mit, dass hier ganz viel auf die Menschen geachtet wird, die für uns eine sichere Energieversorgung machen“, sagte der Minister. „Ich habe hohen Respekt für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die auf See arbeiten. Das ist kein normaler Job.“
Zu hohe Wellen
Ursprünglich wollte der Minister auf seiner Sommerreise am Donnerstag mit einem Versorgungsschiff den Windpark Nordsee One rund 45 Kilometer nördlich der Insel Juist besuchen - die Fahrt wurde aber wegen eines zu hohen Wellengangs auf der Nordsee abgesagt.