Youssef Zabad wehrt sich: Plötzlich steht man unter Terrorismusverdacht

Von Stefan Bergmann

Youssef Zabad hat Angst. Nicht vor Terrorismus oder den jüngst festgenommenen Hassan M. Sondern um den Ruf seines Unternehmens, einer Autoaufbereitung am Südring.

Youssef Zabad wehrt sich: Plötzlich steht man unter Terrorismusverdacht

Norden Der Schock sitzt ihnen noch in den Gliedern, sie können bisher nicht fassen, was da am Dienstagmorgen in Norden passiert ist. Youssef Zabad fürchtet jetzt um den Ruf seines Unternehmens. Die ersten Kunden hätten sich zurückgezogen, draußen vor dem KFZ-Meisterbetrieb in Norden am Südring stehen plötzlich Medienvertreter, um Fotos zu machen – Zabad weiß kaum noch, wie er die Nachrichten-, besser die Gerüchtemaschine noch stoppen soll. Hintergrund ist die Verhaftung von Hassan M. Er hatte im Auto von Zabads Sohn Ahmad gesessen, als Beamte des Bundeskriminalamtes ihn am Dienstag verhafteten.

Dem gebürtigen Libanesen wird die Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung (Hisbollah) vorgeworfen. Die Familie Zabad kann nicht begreifen, was da in Zusammenhang mit der Aktion alles geschehen ist. Und wie sie hineingeraten ist in das Umfeld eines mutmaßlichen Terroristen.

Angeblich eine Verkehrskontrolle

Er habe seinen elfjährigen Bruder zur Schule gefahren, erzählt Ahmad Zabad. Mit im Auto Hassan M., den er anschließend zur Arbeit nach Leegemoor bringen wollte. Gegen 7.30 Uhr sei er auf der Norder Umgehungsstraße von einem VW überholt worden, dann habe man ihn zu einer angeblichen Verkehrskontrolle an die Seite gewunken. Plötzlich viele Beamte, viele Autos – mindestens drei Bullis mit schwarz gekleideten vermummten Einsatzkräften, die Waffen sicht- und griffbereit.

Nach der Festnahme seien alle Räumlichkeiten, in denen Hassan M. sich aufgehalten habe, durchsucht worden. Da er über dem Betrieb in Leegemoor ein Zimmer bewohnt habe, seien die Beamten am Südring aufgetaucht. Seit dem 1. März habe Hassan M. drei Tage in der Woche bei der KFZ-Aufbereitung geholfen, erklärt Youssef Zabad, dafür habe es keiner Ausbildung bedurft. Die übrigen Tage habe er in Bocholt verbracht, wo er auch herkomme.

Abends habe man im Zabad-Privathaus schon ab und zu mal gemeinsam Fußball geschaut, auch mal Shisha geraucht – deshalb seien die Beamten auch dort gewesen. Ob etwas gefunden wurde, weiß Zabad nicht. „Wir haben nichts gehört seit Dienstag“, sagte er gegenüber dem Kurier.

„Sehr schlecht fürs Geschäft“

Fassen kann die Familie immer noch nicht, was da abgegangen ist. Das Großaufgebot vor dem Betrieb, niemand weiß genau, wie viele Polizeibeamte, alle bewaffnet – das sei sehr schlecht für das Geschäft. „Wir haben nichts damit zu tun“, erklärt Zabad mehrfach. Man sei nicht, wie es in einigen Medien verbreitet wurde, mit Hassan M. verwandt.

Sie selbst seien schon seit 1989 in Deutschland. „Meine Kinder sind hier geboren!“ Gepredigt habe der als Imam ausgebildete Hassan M. nie in Norden. Die ganze Aktion laste schwer auf der Familie: „Mein Sohn wollte heute nicht zur Schule“, berichtete er von Ängsten des Elfjährigen nach dem Polizeieinsatz vorgestern.

Ob sie sich vorstellen können, dass die gegen den Libanesen erhobenen Vorwürfe stimmen? Dazu könnten sie überhaupt nichts sagen, erklären Youssef und Ahmad Zabad übereinstimmend, aber auch, dass sie es sich eigentlich nicht vorstellen können. „Er war ein ruhiger Mensch“, bestätigt auch eine Mitarbeiterin des Unternehmens. „Wir sind alle total geschockt.“